Diesmal gilt es einem Dauerbrenner zu huldigen. Der Rollkragenpullover mag manchmal ein kratziges, anschmiegsames Biest sein, so richtig weg vom Fenster ist er trotzdem nie. Das hat Gründe: Er hält bekanntlich warm und ist ein praktisches Stück Stoff. Noch dazu macht er allen einen Hals, die keinen haben.

Wie modern der Rollkragenpullover allerdings aussehen kann, führt gerade Maurice Ernst vor. Der Sänger der modisch versiertesten Band Österreichs hat im aktuellen Bilderbuch-Video "Bungalow" genau eine Alternative zum weißen, baumwollenen, eng anliegenden Rolli in petto: den nackten, bleichen Oberkörper.

Foto: Elizaveta Porodina

Der kommt dann zum Einsatz, wenn sich Ernst um eine Poledance-Stange wickelt oder einen Staubsauger spazieren führt.

BILDERBUCH

Spätestens nach diesem Anblick kann niemand mehr behaupten, dass der hochgeschlossene Pullover eine biedere Sache ist. Tatsächlich ist er voll auf Augenhöhe mit der blank gezogenen, bleichen Musiker-Brust.

Frauen der Generation Alice Schwarzer müssten von Maurice Ernst' Auftritt sowieso begeistert sein. Der Rollkragenpullover, hochgeschlossen, eng und subtil sexy, gehörte in den Siebzigern zum feministischen Rüstzeug. Und heute? Inszenieren Labels wie Opening Ceremony (hier für Esprit) Kampagnenbilder, in denen sie Männern die Dauerwellen über den Rollkragen fallen lassen – das hätte Thomas Anders damals auch beherzigen sollen (statt sich die Hemden vulgär bis zum Brustbein aufzuknöpfen).

Opening Ceremony x Esprit
Foto: Opening Ceremony x Esprit

Die Frauen hingegen haben sich in den letzten Jahren angewöhnt, die langen Haare in den Kragen zu stecken: Überhaupt ist der Rolli vielseitiger als seine Kritiker es gerne glauben machen.

Mal fällt er kastig und lose um den Körper, ein andermal kann er den weiblichen (oder männlichen) Kurven nicht zu nahe kommen. Merke: Irgendeines dieser Modelle sollten wir im Kasten haben.

Und sollten einige Männer das dringende Bedürfnis verspüren, den Rollkragenpullover demnächst beim Staubsaugen auszuziehen: Auch überhaupt kein Problem. (Anne Feldkamp, 12.1.2016)


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Foto: Hersteller