Die steilste Abfahrt, die höchstgelegene Bergstation und der schneereichste Ort Europas – eine Auswahl an interessanten Erfahrungen für Skifahrer

Skiurlaub wird immer teurer. Gleichzeitig fällt der Schnee immer später und die Saison wird kürzer. Höchste Zeit, unter dem gigantischen Angebot an Pistenkilometern jene besonderen Reviere unter die Lupe zu nehmen, die auf die To-do-Liste eines jeden Skifahrers gehören: Außergewöhnliches von der Skitour durchs Gletschermeer über die steilste Abfahrt bis hin zur rumpeligsten Buckelpiste – hier kommen zehn der interessantesten Skiberge für die laufende Saison.

Zermatt, Schweiz

Zahlreiche Skiorte werben mit der "längsten Abfahrt der Welt". Obwohl die Angaben nur schwer zu prüfen sind, nennen wir an dieser Stelle am besten Zermatt. Dort gibt es nämlich gleich zwei Abfahrten, die mehr als 20 Kilometer messen und um den begehrten Titel kämpfen. Man startet auf dem Kleinen Matterhorn, wo sich die mit 3.820 Metern höchst gelegene Seilbahnstation Europas befindet. Dieser Rekord geht also in jedem Fall an Zermatt.

Beim Abschwingen muss man sich frühzeitig entscheiden, welche Richtung man einschlägt: Schweiz oder Italien? Im zweiten Fall absolviert man die Gran Pista, die nach Valtournenche hinunterführt, ein Ort im Skigebiet Breuil-Cervinia. 2.300 Höhenmeter und 25 Kilometer fährt man sich dabei aufs Pistenkilometer-Konto. Zum Zermatter Talboden ist es nicht ganz so weit. Um auf Nummer sicher zu gehen, dass man die längste "Abfahrt der Welt" absolviert, nimmt man am besten beide Pisten in Angriff.

Info: zermatt.ch

Foto: Michael Portmann

Mayerhofen, Tirol

Vorsicht, Totenkopf! Ein solcher warnt Skifahrer bei Mayerhofen im Zillertal vor der Strecke mit der Nummer 14. Die "Harakiri" führt als eine der steilsten, präparierten Pisten Österreichs mit einem Gefälle von 78 Prozent hinunter zum Knorrenlift. Da kann nicht einmal die Anlaufspur einer Skiflugschanze mithalten.

Die "Harakiri" ist sogar eine der steilsten Abfahrten Europas, aber auch in diesem Fall streiten eine ganze Reihe an Gebieten um den Titel. In dieser Form war die Totenkopf-Piste übrigens gar nicht geplant, ursprünglich war ein Zickzack-Kurs zur Entschärfung vorgesehen. Allerdings stellten sich Naturschützer wegen eines Zirbenwaldes quer, den man hätte abholzen müssen. Also blieb nur die "diretissima" und ein Warnschild musste her: "Achtung! Harakiri! Nur für geübte Skifahrer!"

Info: mayrhofner-bergbahnen.com

Foto: Mayrhofner Bergbahnen

Damüls, Vorarlberg

In Zeiten wie diesen ist Schneesicherheit ein wichtiges Gut. Ein kleines Örtchen im Bregenzerwald gilt als schneereichstes Bergdorf Europas – vielleicht sogar der Welt, aber das Thema kennen wir ja. Die Rede ist von Damüls. Auf durchschnittlich rund zehn Meter Schneefall pro Winter kann man sich verlassen.

Grund für das Phänomen sind atlantische Tiefausläufer, die sich über dem Bodensee vollsaugen und dann so träge sind, dass sie es nicht mehr über die 2.095 Meter hohe Mittagsspitze schaffen und deswegen in Damüls ihren Schneezauber veranstalten. Logischerweise hat sich dort auch ein Skigebiet angesiedelt. Dank der Verbindung mit Mellau schauen mehr als 100 Pistenkilometer heraus.

Info: damuels.at

Foto: Damüls Faschina Tourismus

La Grave, Frankreich

Streng genommen ist La Grave nahe Grenoble kein Skigebiet. Davon spricht man erst, wenn eine Bergregion mittels Aufstiegshilfe und präparierten Skipisten erschlossen ist. Zwar gelangen Wintersportler mit einer "téléphérique" in rund 30 Minuten auf 3.200 Meter. Es gibt aber kein Fahrzeug auf dem Berg, das die Pisten aufbereitet. Alle Abfahrten verlaufen im ungespurten Gelände. Freerider aus aller Welt kommen, um die steilen und felsigen Routen zu genießen.

La Grave hat den schönen Nebeneffekt, dass man dort keine französischen Bunkerhotels findet. Weil das Dörfchen in früheren Jahrhunderten immer wieder von schweren Feuersbrünsten heimgesucht wurde, sucht man auch die protzigen Holzchalets vergebens. Fast alle Wohnhäuser und Unterkünfte sind aus dickem Stein gemauert und verströmen mittelalterlichen Charme.

Info: la-grave.com

Foto: Getty Images/iStockphoto/Onnes

Alpe d’Huez, Frankreich

Beim Stichwort Alpe d’Huez denkt man unweigerlich an die Tour de France, aber nicht an den 3.300 Meter hohen Pic Blanc, hoch über dem Wallfahrtsort der Radfahrer. Vom "Weißen Gipfel" führen ausschließlich "schwarze" Pisten ins Tal. Spektakulär: Ganz oben führt ein 200 Meter langer Tunnel zur Sonnenseite des Dreitausenders, wo die schwierige Piste "Le Tunnel" startet und unterhalb der Gondel verläuft. Auch die 17 Kilometer lange und 2.000 Höhenmeter umfassende Gletscherabfahrt ist schwarz markiert. Bei der Tour in die Sarenne-Schlucht begleitet einen die Aussicht auf den Mont Blanc. Dort warten extreme Freeride-Hänge und gewaltige Couloirs.

Info: alpedhuez.com

Foto: Getty Images/iStockphoto/Janoka82

Mürren, Schweiz

Das Maskottchen des sogenannten Inferno-Rennens im schweizerischen Mürren ist eine Figur mit Teufelshörnern. Wer sich in diesem Amateur-Wettbewerb, bei dem 1.850 Fahrer gleichzeitig starten, durchsetzen will, benötigt auch teuflisch gute Fähigkeiten als Skifahrer. Bekanntschaft mit dem Feuer macht jeder Teilnehmer, denn die Schenkel beginnen bei dem Wettkampf über knapp 15 Kilometer, der seit 1928 ausgetragen wird, unweigerlich zu brennen. Die Schnellsten benötigen für den Kurs gut 15 Minuten. Als normaler Skifahrer muss man mit einer Dreiviertelstunde vom Kleinen Schilthorn über Schilthornhütte und Kanonenrohr nach Lauterbrunnen rechnen. Das nächste Rennen ist am 21. Jänner.

Info: inferno-muerren.ch

Foto: Bruno Petroni

Verbier, Schweiz

In Verbier, wo alljährlich die Freeride World Tour in der zweiten Märzhälfte ihr Finale austrägt, muss es natürlich auch extreme, reguläre Abfahrten geben. Die Piste am Mont Fort gehört zu den größten skifahrerischen Herausforderungen der Alpen. Quasi senkrecht geht es über sehr heftige Buckel in Richtung Mittelstation.

Wer da noch nicht genug hat, kann das holprige Vergnügen bis hinunter zum Örtchen Tortin fortsetzen. Unterm Strich ergibt das knapp sechs Kilometer und 1.300 Höhenmeter auf einer der beeindruckensten Buckelpisten in den Alpen. Doch gleichzeitig sind "Les 4 Vallées" (Die vier Täler) – so der Name des gesamten Skigebiets mit gut 410 Kilometern Pisten und über 90 Liften – auch für Genussskifahrer und Sonnenanbeter prädestiniert: Verbier liegt auf einer meist nebelfreien Hochebene in den Schweizer Alpen mit wunderbaren Ausblicken auf Matterhorn, Grand Combin und Mont Blanc.

Info: verbier.ch

Foto: Getty Images/iStockphoto/trotsche

Vallée Blanche, Frankreich

Die Vallée Blanche gilt gemeinhin als schönste Skiroute Europas, weil sie durch die imposante Gletscherwelt am Fuße des Mont Blanc führt. Die Tour ist zwar markiert, aber nicht präpariert. Skifahrer ohne alpinistische Erfahrung sollten sich einen Bergführer nehmen. Start ist unterhalb des Gipfels des Aiguille du Midi, und schwierig wird es bereits beim Pisten-Einstieg, der lediglich über einen 300 Meter langen, vereisten Grat möglich ist. Auf der knapp 20 Kilometer langen Abfahrt hinunter nach Chamonix passiert man schwindelerregende Granitfelsen und atemberaubende Gletscherbrüche.

Info: compagniedumontblanc.com

Foto: Getty Images/iStockphoto/Bernhard Richter

Gulmarg, Indien

Im Himalaya gibt es bekanntermaßen die höchsten Berge, folglich liegt dort auch das höchste Skigebiet der Welt, das diesen Namen verdient. Die Liftanlagen im indischen Gulmarg beginnen auf 2.650 Metern, wo zum Beispiel am Arlberg nach oben hin bereits Schluss ist. Der höchste mit einer Sechsergondelbahn erreichbare Punkt befindet sich in Indien auf 3.980 Metern, von dem aus sich 30 Kilometer Piste erschließen. Freerider marschieren in rund einer halben Stunde bis zum Gipfel des Apharwat (4.124 Meter) mit seinen wunderbaren Powder-Abfahrten. Im chinesischen Yunnan führt die Seilbahn zwar bis auf 4.700 Meter, aber es existiert nur ein Kilometer Piste, sodass man kaum von einem Skigebiet sprechen kann.

Info: gulmarg.org

Foto: Getty Images/iStockphoto

St. Anton, Tirol

Klettersteige sind normalerweise ein beliebtes Sportvergnügen im Sommer. Aber bei Eis und Schnee? Benutzen Skifahrer den Rendl-Klettersteig bei St. Anton. Er wird ausschließlich im Winter begangen, mit Ski auf dem Rücken geht es über den Grat. Ein großes Abenteuer mit phantastischem Ausblick, und zur Belohnung wartet eine Powder-Abfahrt, in deren Genuss nur ganz wenige Skifahrer kommen. (Christian Schreiber, 9.1.2017)

Info: stantonamarlberg.com

Foto: Christian Schreiber