FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache fand in den letzten Jahren allerlei Gründe, warum es im Land bald zu kriegerischen Auseinandersetzungen kommen könne.

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Wien – Die "Armutsmigranten" würden einen Bürgerkrieg in Österreich nicht unwahrscheinlich machen, prognostizierte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in einer Rede am Montag. Doch der Obmann der größten Oppositionspartei fand in den letzten Jahren allerlei Gründe, warum es im Land bald zu kriegerischen Auseinandersetzungen kommen könne – nur einmal stellte er sich ausdrücklich gegen das Bedrohungsszenario. Ein Rückblick.

Es ist gerade einmal zwei Monate her, dass sich Strache zuletzt im Bürgerkrieg wähnte: Mitte August 2016 waren Demonstrationen für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in der Wiener Innenstadt eskaliert. "Am Stephansplatz haben sich Türken und Kurden dann auch noch eine Schlägerei geliefert, die beinahe schon an einen Bürgerkrieg erinnert", sagte der FPÖ-Chef bei einer Pressekonferenz.

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Die "Vorarlberger Nachrichten" konfrontierten Strache in einem Interview 2015 mit einer Aussage seiner Parteikollegin Dagmar Belakowitsch-Jenewein, wonach der Bürgerkrieg drohe – diesmal wegen der Flüchtlingssituation. Strache, auf die Frage, ob er das auch so sehe: "Wir haben ein bedrohliches Szenario, wenn man die aktuellen Videos radikaler Islamisten ansieht."

2014 war es laut dem Parteiobmann die Europäische Zentralbank (EZB), die die Bürger bald in Straßenschlachten treiben würde: "Wir leben nicht auf einer Insel der Seligen", sagte der FPÖ-Chef einige Tage vor dem Nationalfeiertag. Die Gewaltbereitschaft der Menschen steige dadurch, dass ihnen das Geld aus der Tasche gezogen werde. Gerade deshalb sei es wichtig, dass das Land sich selbst verteidigen könne.

Als es im Jahr 2007 im Wiener Bezirk Simmering zu einer Schlägerei zwischen Asylwerbern kam, ortete Strache eine "Schwarzafrikaner-Straßenschlacht".

"Situation wie 'im vierunddreiß'ger Jahr'"

Nur einmal protestierte der FPÖ-Obmann gegen die Prognose eines Bürgerkriegs – es war im Februar 2000 und Strache freilich noch nicht Parteiobmann. Als einfacher Landtagsabgeordneter hielt er einen Vortrag im Hinterzimmer eines Simmeringer Gasthauses – die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) berichtete damals darüber.

Es war zu vielen Demonstrationen gegen die kurz zuvor angelobte schwarz-blaue Regierung gekommen – Strache erklärte laut FAZ allerdings: "Die Bevölkerung geht doch nicht von sich aus auf die Straße, um gegen ihre eigene Regierung zu demonstrieren. Das sind sozialistische, kommunistische und grüne Kader, die jetzt marschieren, weil sie Angst um ihre Pfründe haben."

Einer der Besucher des Vortrags habe daraufhin zu Gegendemonstrationen aufgerufen und vom "Bürgerkrieg" gesprochen, der nicht so unwahrscheinlich sei, wie mancher glaube, so die FAZ. Strache wiegelte "entschlossen ab und untersagte geradezu jede Gegendemonstration. Dies würde zu einer Situation wie 'im vierunddreiß'ger Jahr' führen." Die Freiheitlichen hätten die Straße noch nie gebraucht. (Sebastian Fellner, 25.10.2016)