Everybody's Darling dank zerebraler Fehlfunktion: Palettenfisch Dorie (13).

Foto: Disney Pixar

Wann beginnt der Fisch zu stinken? Angesichts des jüngsten Animationserfolgs aus dem Hause Disney muss die Antwort lauten: nach dreizehn Jahren jedenfalls noch lange nicht. Da kann die Familiengeschichte ruhig schon ein wenig ranzig wirken – den Publikumsgeschmack weltweit treffen die Pixar Studios mit "Findet Dorie" nach wie vor allemal.

Dass sich die Hoffnungen als berechtigt erwiesen haben, ist dabei vor allem dem neuen Star des jüngsten Unterwasserabenteuers zu verdanken, dem bereits in "Findet Nemo" die Herzen zuflogen: Paletten-Doktorfisch Dorie.

Die Dame in Blaugelb und treue Begleiterin des populärsten Clownfischs der Welt, deren auffälligstes – und einziges – Merkmal ihre Vergesslichkeit ist ("Guten Tag, ich bin Dorie und leide an Gedächtnisverschwund"), ist eine klassische Nebenfigur, die es nach entsprechendem Popularitätsschub nunmehr in die erste Reihe geschafft hat. Und tatsächlich war es nur eine Frage der Zeit, wann der sympathischste Sidekick seit Walter "Stumpy" Brennan neben John Wayne in "Rio Bravo" seinen eigenen Film bekommen würde. Dass den Drehbuchautoren Hollywoods die Ideen ausgingen, hat hier niemand behauptet.

Ein Fisch, der keinem Plankton was zuleide tut

Im Original von der Schauspielerin Ellen DeGeneres, in der deutschen Synchronisation von Anke Engelke gesprochen, ist Dorie nicht nur aufgrund ihrer zerebralen Fehlfunktion Everybody's Darling. Sie ist hilfsbereit – ohne sie würde Nemo noch immer im Aquarium eines australischen Zahnarztes seine Runden drehen –, freundlich und wohl nicht mal imstande, einem Plankton Leid zuzufügen. Und dass sie außerdem des Lesens mächtig ist, sollte sich bereits vor den Abflussrohren Sydneys als überaus nützlich erweisen.

Das ist auch der einzige Vorwurf, der Dorie zu machen ist: Nämlich dass sich ihre neue Popularität nicht nur im Kino bezahlt machen muss, sondern auch im riesigen Franchise-Universum Disneys. Auch wenn es dort kaum für schlaflose Nächte sorgen wird: Wie viele echte Dories seit dem US-Kinostart im Sommer bereits – wie vor vielen Jahren Freund Nemo – ins Aquarium verschleppt wurden, lässt sich nur ahnen. In diesem Sinn ist Dories Suche nach ihrem familiären Ursprung, die sie abermals zu den gläsernen Schaukästen führt, als Hinweis darauf zu verstehen, dass wenigstens der als Art bedrohte Doktorfisch dort bleiben soll, wo er hingehört: in ein buntes Riff oder ansonsten ins Kino. (Michael Pekler, 29.9.2016)