Christoph Dichand.

Foto: OTS/Mediaprint/Peter Tomschi

Wien – In den nächsten Wochen könnte sich die Zukunft der "Kronen Zeitung" entscheiden. Jedenfalls die Zukunft ihrer Eigentümer, die seit eineinhalb Jahrzehnten um Einfluss und Profit von Österreichs größter Tageszeitung streiten.

Ein Schweizer Schiedsgericht dürfte in den nächsten Wochen über besondere Regeln in den vor bald 30 Jahren geschlossenen Gesellschaftsverträgen entscheiden: Die deutschen Hälfteeigentümer der "Krone", die Funke-Gruppe, muss demnach in der Mediaprint mit den Dichands stimmen. Die Mediaprint ist der gemeinsame Verlag von "Krone" und "Kurier" (an dem die Funke-Gruppe knapp weniger als 50 Prozent hält).

Die Dichands haben zudem Vorrechte bei der Personalauswahl. Und die Funke-Gruppe muss für einen millionenschweren jährlichen Garantiegewinn der Dichands geradestehen, wenn die Krone ihn nicht erwirtschaftet. Diese dem – 2010 verstorbenen – Gründer Hans Dichand eingeräumte Gewinngarantie geht auf seine Nachkommen über.

Sonderregeln schlagen sich auf den Verkaufspreis

Solche Sonderregeln, insbesondere die Gewinngarantie, machen die Anteile der Funke-Gruppe schwer verkäuflich, sie schlagen sich jedenfalls auf den erzielbaren Preis. Familie Dichand hat, wie umgekehrt Familienkonzern Funke, ein Vorkaufsrecht für die jeweils andere Hälfte der "Krone". Die Funke-Gruppe versucht seit 2014, die Gesellschaftsverträge vorzeitig zu kündigen, regulär dürfte das 2017/18 möglich sein.

Verkaufsgespräche verneint

Die nahende Entscheidung des Schiedsgerichts befeuert Gerüchte über Verhandlungen zwischen Dichands und Funke über einen Kauf beziehungsweise Verkauf von Anteilen an der "Krone".

Christoph Dichand verneint auf Anfrage des STANDARD anstehende oder laufende Gespräche darüber: Das sei ihm "nicht bekannt". Und er sollte davon wissen: Christoph Dichand ist Herausgeber der "Krone" und Sprecher der Familie in Sachen Krone-Anteile. Die Anteile gehören laut Firmenbuch übrigens auch sechs Jahre nach dem Tod Hans Dichands dem Krone-Gründer; daraus lässt sich ableiten, dass das hunderte Millionen schwere Erbe noch nicht abgeschlossen ist.

Eine gleichlautende Anfrage bei der Funke-Gruppe nach angeblichen Verkaufsgesprächen und dem Schiedsverfahren beantwortete ein Sprecher mit dem schon für solche Anfragen gewohnten: "Kein Kommentar."

Mit dem Schiedsspruch könnten freilich Gespräche über einen Verkauf in Gang kommen. Als wahrscheinlichere Variante gilt ein Verkauf der Funke-Gruppe; Dichand soll jedenfalls bisher nicht zum Verkauf bereit sein, auch wenn die Familienmitglieder nicht durchwegs gleich überzeugt von der "Krone"-Beteiligung sein sollen. Manche von ihnen sollen einen Verkauf bevorzugen.

Denkbar vertrackte Kaufszenarien

Ein denkbares Szenario, ohne wahrnehmbare Anhaltspunkte aus der Realität: Christoph Dichand könnte, wenn die übrige Familie ihr Vorkaufsrecht nicht nutzt, die 50 Prozent der Funke-Gruppe womöglich auch ohne seine Mutter und Geschwister übernehmen; womöglich greift ihm gar seine Frau Eva Dichand mit ihren gerade lukrierten Verkaufserlösen von "Heute"-Anteilen unter die Arme.

Kauft Christoph Dichand tatsächlich, und bleibt es bei den besonderen Bedingungen des bestehenden Gesellschaftervertrags, dann hätte statt der Funkes freilich Christoph Dichand die Gewinngarantie und die Stimmrechtsbindung gegenüber den Dichand-Familienanteilen am Hals.

Wenn Hans Dichands "Krone"-Anteile aber unter den Erben aufgeteilt sind, dann hätte Christoph zusammen mit den Funke-Anteilen eine Mehrheit bei der "Krone". Eine Mehrheit ließe sich zur Not auch besser Verkaufen als ein 50-Prozent-Anteil.

Wenn Hans Dichands Erbe denn einmal aufgeteilt ist (Fristen dafür gibt es nicht), dann könnten aber auch andere Mitglieder der Familie ihre Anteile zu verkaufen suchen, zum Beispiel an die Funke-Gruppe. Wenn die dann noch an Bord ist.

Klarere Verhältnisse

Abseits vertrackter Verkaufsszenarien könnte die anstehende Entscheidung des Schiedsgerichts klarere Verhältnisse unter den beiden Hälfte- Eigentümern der "Krone" schaffen. Ein paar Schiedsverfahren davor haben freilich auch das nicht erreicht. (fid, 10.9.2016)