Die Supernova vor 2,8 Millionen Jahren war zwar nicht nahe genug, um ernsthaften Schaden anzurichten, könnte aber einen Einfluss auf das Klima gehabt haben.

Foto: ESO/M. Kornmesser

Wien – Ein internationales Forscherteam hat neue Spuren einer Sternenexplosion gefunden, die sich vor 2,8 Millionen Jahren in einer Distanz von nur 100 Lichtjahren ereignet hat. Fündig wurde die Gruppe mit österreichischer Beteiligung mithilfe aufwendiger Technik in Ablagerungen vom Grund des Pazifiks. Die verschwindend geringen Konzentrationen eines speziellen Eisen-Isotops lassen zudem Rückschlüsse auf eine damalige Klimaveränderung zu.

Bereits vor mehr als zehn Jahren stießen Wissenschafter in Boden-Sedimentproben aus dem Zentralpazifik auf "Eisen-60" – ein Isotop, das auf der Erde nicht entsteht und nur durch eine Supernova hierher gelangt sein konnte. Wann sich dieses kosmische Ereignis zugetragen hatte, blieb aber zunächst offen. Ein Versuch, im Atlantik Proben zu nehmen, die eine bessere zeitliche Einordnung zulassen, scheiterte.

In einem über vier Jahre laufenden Forschungsprojekt machte sich nun ein deutsch-österreichisches Team auf die Suche nach weiteren Teilchen, die von dem sterbenden Stern einst ins All geschleudert wurden. Dazu entnahmen sie Sedimentproben aus einer Seeregion etwa 1.000 Kilometer westlich von Peru. Dort lagern sich die Sedimente ungestört ab, und über die Jahrmillionen entstand sozusagen ein Archiv der Erdgeschichte. Den Analysen von Ramon Egli von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien zufolge wurde die natürliche Abfolge der Ablagerungen dort auch nicht gestört.

Schwieriger Nachweis

"Wir suchten ja extraterrestrisches Eisen und dazu mussten wir ausschließen, dass das Sediment nicht zu viel terrestrisches Eisen enthält", schilderte Egli. Ein wichtiger Schritt, denn der Anteil an Eisen-60 konnte nur sehr gering sein und je mehr anderes Eisen die Proben enthalten, umso schwieriger würde der Nachweis. "Eine riesige Herausforderung bei dem Projekt war, überhaupt etwas zu messen", betonte Egli.

Am Teilchenbeschleuniger der Technischen Universität München, wo sich sogar ein Partikel unter zehn Billiarden detektieren lässt, gelang schließlich das Kunststück. Aufgrund der unterschiedlichen Konzentrationen des Isotops in verschiedenen Sedimentschichten wurde zudem klar, dass die ersten außerirdischen Teilchen die Erde vor 2,8 Mio. Jahren erreichten und sie dann ganze 1,3 Mio. Jahre einhüllten.

Laut den Berechnungen von Astrophysikern muss die Supernova damals ungefähr 100 Lichtjahre entfernt stattgefunden haben. "Zum Glück", sagte Egli, denn ab einer Entfernung von etwa 30 Lichtjahren würde ein solches Ereignis erhebliche Auswirkungen auf das Leben auf der Erde haben.

Mögliche Auswirkungen auf das Klima

Ganz spurlos dürfte aber auch dieses Ereignis nicht an unserem Planeten vorbeigegangen sein: "Dass es aufgrund dessen zu einem tief greifenden Klimawandel mit einem Massenaussterben gekommen ist, kann man praktisch ausschließen", so der Forscher. Eine Supernova führt allerdings zu einem Anstieg der Teilchenstrahlung aus dem Weltall. Solche Partikel können neuen Erkenntnissen zufolge einen Ausgangspunkt zur Wolkenbildung darstellen. "Mehr Wolken bedeutet weniger Sonneneinstrahlung auf der Erde. In der nun im Fachjournal "PNAS" Arbeit schätzen die Forscher, dass diese Supernova vermutlich zu 15 Prozent mehr kosmischer Strahlung geführt hat. Das könnte genügend gewesen sein, um einen gewissen Klimawechsel zu verursachen", erklärte Egli. Und tatsächlich gebe es Hinweise, dass zu dieser Zeit etwa mehrere Muschelarten ausstarben.

Da nun klar ist, dass Eisen-60 über einen sehr langen Zeitraum weitgehend gleichmäßig überall auf der Welt verteilt wurde, könnte man es auch als "Marker" einsetzen, um mehr darüber herauszufinden, wie das Metall auf der Erde zirkuliert. Das sei wichtig, weil sich von Eisen viele kleine Meeresbewohner ernähren. Deren Häufigkeit hängt wiederum damit zusammen, wie viel von dem Treibhausgas CO2 von den Lebewesen aus der Atmosphäre genommen werden kann. "Das hilft uns, vergangene Bedingungen auf der Erde festzustellen", sagte Egli. (APA, red, 9.8.2016)