Wien – Das Leben ist ein Rätsel und bleibt es. Neben den großen Fragen lässt es viele kleine offen. Das sind die Steine im Schuh des Alltags, die jede und jeden plagen. Vor allem Teenager. Die kommen aus dem Staunen nicht heraus, sind keine Kinder mehr und noch nicht erwachsen. Gebeutelt von Hormonschüben ist die Unsicherheit ihr tägliches Brot, Pickel dessen Belag. Normal versuchen sie, ihre Verunsicherung zu verbergen, nicht The Goon Sax.

Das australische Trio aus Brisbane hat eben sein Debütalbum veröffentlicht. Schon der Titel Up To Anything verdeutlicht seine Bereitschaft, sich verführen zu lassen, nur zu doof sollte das Angebot nicht sein. Denn bloß weil einen gerade der Weltschmerz und die Mathehausübung quälen, macht man noch lange nicht jeden Scheiß mit.

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James Harrison, Louis Forster und Riley Jones sind The Goon Sax. Aus der Perspektive höflicher Exzentriker schreiben sie Lieder über den Alltag. Es sind Momentaufnahmen für immer.
Foto: Chapter Music

The Goon Sax bestehen aus Riley Jones, Louis Forster und James Harrison. Jones sitzt am Schlagzeug, die beiden Jungs spielen Gitarre und Bass. In dieser klassischen Besetzung verhandeln sie altersgemäße Themen, fechten ihre Kämpfe aus. Da geht es um Ice Cream, Sweaty Hands oder den Boyfriend. Profane Dinge, die sich als Hürden auf dem Weg zu Anerkennung und Selbstwertgefühl erweisen. Anstatt das cool zu überspielen zu wollen, stellen sie sich diesen Dilemmas.

Chapter Music

Die Texte von Goon Sax besitzen eine entwaffnende Klarheit. Formuliert wird gern im Teenagerkonjunktiv ("Was wäre, wenn er/sie ..."), begleitet wird er von einem frühreifen Fatalismus, den erste Niederlagen im zwischenmenschlichen Bereich begründen. Aus dieser Mischung entsteht Charme, aufgelockert wird er von Hinweisen auf eine einschlägige Erziehung im Elternhaus. Etwa wenn Louis Forster im Lied Home Haircut die Frisuren von Roger McGuinn, David Byrne oder John Lennon erwähnt, die er dem Friseur hinhält, weil er endlich Mutters Schere entgehen wollte. Louis Forster ist der Sohn von Robert Forster, dessen musikalischer Einfluss im Spiel von The Goon Sax deutlich wird. Wie die frühere Band seines Vaters, The Go-Betweens, bestehen The Goon Sax auf einer strikten Ökonomie. Dieses Insistieren entsteht schon aus der Not, (noch) nicht besser spielen zu können.

Höflich und offenherzig

Doch das hielt in den frühen 1980er-Jahren ähnlich orientierte Bands wie die Pastels, Talulah Gosh, Shop Assistants oder jene des Washingtoner Labels K Records nicht davon ab, ihre Alben zu veröffentlichen. Damals wuchs sich das zu einem globalen Trend aus, der sich eben auch Down Under oder in Neuseeland niedergeschlagen hat.

The Goon Sax führen diese Tradition fort. In Susan rüsten sie auf Flötenspiel hoch, am Ende des Albums bläst wer die Mundharmonika, ansonsten finden sie mit der Grundbesetzung ihr Auslangen, charmieren mit eingängigen Melodien und offenherzigen Texten aus der Perspektive höflicher Exzentriker. Damit kann sich jeder identifizieren, der selbst so fühlt oder irgendwann so gefühlt hat. Es sind Erinnerungen von jetzt und für immer. Es ist Musik, die übers Leben staunt, sich wundert und freut. Es kann niemandem schaden, daran wieder einmal erinnert zu werden. (Karl Fluch, 21.4.2016)