"Lost City" liegt seitlich eines Unterwassergebirges und unterscheidet sich stark von anderen hydrothermalen Gebieten, wie den "Black Smokern". Die "Lost City"-Schlote geben vor allem Methan und Wasserstoff in das umgebende Wasser ab.

Foto: University of Washington

Das Atlantis-Massiv erhebt sich etwa 3.800 Meter über dem Ozeanboden.

Illu.: ETH Zürich

Zürich – Ein internationales Expeditionsteam hat in Gestein aus dem Erdmantel Spuren von Leben entdeckt. Noch ist unklar, um was es sich bei den Überresten aus der Kreidezeit handelt, aber der Fund erweitere nach Ansicht der Forscher jetzt schon das Spektrum der ungewöhnlichen Bedingungen, unter denen Leben existieren kann.

Als vor über 100 Millionen Jahren der Superkontinent Pangaea auseinander driftet, bildet sich ein Graben, der später der Atlantische Ozean werden sollte. Seitdem bewegen sich die Erdplatten auseinander – die heutigen amerikanischen Kontinente auf der einen, Europa und Afrika auf der anderen Seite. Dazwischen liegt der mittelatlantische Rücken, ein mehr als 15.000 Kilometer langer, untermeerischer Gebirgszug, der sich von Nord nach Süd durch den kompletten Atlantik zieht.

Dort wird stetig neuer Meeresboden gebildet; der älteste Meeresboden findet sich folglich an den Rändern des Ozeans. 690 Meter unter diesem 125 Millionen Jahre alten Ozeangrund sind die Wissenschafter in Gesteinsproben auf Einschlüsse gestoßen, die reich an organischem Material waren.

Bausteine des Lebens aus Atlantis

Das Team um Frieder Klein von der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI), Massachusetts, untersuchte Bohrkerne aus einem im Jahr 2000 entdeckten Feld mit heißen Quellen. Wegen der hohen, mystisch anmutenden Kalkschlote trägt es den Namen "Lost City", eine Referenz auf Atlantis. Die dabei entdeckten Einschlüsse kommen einer Sensation gleich. "Sie enthielten Proteine, Fette und Aminosäuren – die Bausteine des Lebens – konserviert in den sie umgebenden Mineralen", sagte Klein.

"Es könnte sich um Bakterien oder um sogenannte Archaeen handeln, genau wissen wir das noch nicht", erklärt Bernasconi-Green von der ETH Zürich. Jedenfalls unterschieden sie sich von den Mikroorganismen, die aus dem Meeressediment bekannt seien. Die Untersuchung von konservierten Membranlipiden zeigte allerdings gewisse Parallelen zu modernen Mikroben, die an den Hydrothermalfeldern zu finden sind.

Dass die Einzeller tatsächlich in den Tiefen des Erdmantels ihr Auskommen finden, halten die Wissenschafter für durchaus plausibel: Das Mantelgestein enthalte das Mineral Olivin, das sich in Verbindung mit Wasser in Serpentinit umwandle. Dabei entstünden Wasserstoff und Methan, die Mikroorganismen als Energiequelle dienen könnten. Ungewöhnlich ist der Fund auch, da die Bedingungen am Fundort extrem lebensfeindlich sind. Die Schlote von Lost City spucken basische Flüssigkeit aus, die es auch zähen Mikroben schwer machen dürfte, die direkte Umgebung zu besiedeln.

Extremes Leben jenseits der Erde

Dass Leben in Gestein und unter solch harten Bedingungen existiert, macht auch die Existenz von Leben auf anderen Planeten ein Stück weit wahrscheinlicher. Olivin existiert beispielsweise auch auf dem Mars und dort wurde auch Methan und Wasserstoff nachgewiesen. Jedoch wäre die Existenz von Wasser eine Grundvoraussetzung, die für den Mars noch nicht abschließend bewiesen wurde. (red, APA, 12.2.2016)