Matthias Riedl:
Diabetes-Kochbuch. Genussvoll den Blutzucker im Griff
2015, Gräfe & Unzer
192 Seiten, 20,60 Euro

Foto: Gräfe & Unzer

Eine besonders unangenehme Wirkung von Krankheiten ist, dass man sich ihnen komplett ausgeliefert fühlt. Das ist ein schlechtes Gefühl, schließlich würde man doch gerne etwas zum Gesundungsprozess beitragen. Zum Beispiel eben mit dem richtigen Essen. Schließlich entscheidet jeder Mensch zwei- bis dreimal am Tag, womit er sich Energie zuführt. Oft ist es erst die Krankheit, die ein Bewusstsein für diese tägliche Kraftquelle schafft. Und gut ist, wenn Kochbücher es schaffen, eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten zu unterstützen.

Kochbücher für spezielle Bedürfnisse ist der Start für eine neue Serie, in denen Literatur zum Thema Essen und Krankheiten rezensiert wird. Den Start macht das "Diabetes-Kochbuch". Man muss nicht Diabetiker sein, um es interessant zu finden. Auf den ersten 40 Seiten wird dargestellt, wie der Körper mit Zucker und dessen Abbau umgeht. Die Grafik, die anhand einer Modelleisenbahn zeigt, wie die Energie in die Körperzelle kommt, ist tatsächlich erhellend.

Gesundes Fast Food: Leinsamen-Pizza

Die Kernbotschaft: Statt Zucker und Kohlenhydraten mehr Eiweiß. Low Carb heißt das im Jargon der Ernährungswissenschafter. Was für Otto Normalverbraucher erst einmal ganz unmöglich scheint, erhellt sich in jedem Rezept mehr. Da wird Brot aus Sojamehl oder Pizza aus Leinsamen gebacken, in manchen Kochanleitungen sind Zutaten, von deren Existenz die meisten wahrscheinlich nichts wussten: Lupinenmehl oder Quinoa zum Beispiel.

Rundherum gibt es ganz viel Gemüse. Auf den Fotos sieht alles super appetitlich aus. Lustig: Jedes Gericht hat von den Autoren einen Stempel bekommen. "Gut fürs Immunsystem" zum Beispiel oder "wärmt von innen": Das gibt beim Nachkochen ein zusätzlich gutes Gefühl. Apropos Autoren: Das Diabetes-Kochbuch hat ein Team aus Ärzten, Diabetologen und Psychotherapeuten zusammengestellt. Interdisziplinarität ist bei Diabetes ganz grundsätzlich ein gutes Konzept.

Idealerweise kochen Diabetiker also dieses Kochbuch von vorne bis hinten durch. Frühstück, Mittag- und Abendessen sind durchgedacht. Es gibt Müslis, Porridge aber auch Palatschinken, Smoothies, Aufstriche und allerlei Gemüsegerichte, die die Autoren aus aller Welt zusammengetragen haben. Übrigens: Auch eine ganze Reihe von Kuchen. Wen stört’s, dass sie vor allem aus Topfen sind. (Karin Pollack, 27.5.2015)