Magdas Kantine: Ein Caritas-Projekt in der Ankerbrot-Fabrikshalle, vom Designkollektiv Ritt/Spitzer zum Restaurant gemacht.

Foto: Paul Kranzler

Erdäpfelnockerln von massivster Lockerheit, mit Parmesanmousseline, Basilikum, schwarzen Oliven, geschälten Paradeisern und sautierten Shitakes

Foto: Severin Corti

Damit das klar ist: Magdas Kantine in der Ankerbrot-Fabrik ist ein ursuperes Lokal geworden, es existiert aber nur als Begleitumstand von etwas Größerem. Die Caritas hat sich bekanntlich einen Happen des Favoritner Industriedenkmals gesichert, um in der Nachbarschaft von Galerien und anderen Kulturfabrikanten die Kunstvermittlung an richtig Bedürftige voranzutreiben.

Der Verein Superar (ein Gemeinschaftsprojekt mit Konzerthaus und Sängerknaben) etwa wird hier Musik- und Tanzausbildung für sozial schwache Jugendliche aus dem Viertel bieten - in fantastisch luftigen Lofts, die ungeschaut als Filmset für eine Hollywood-Produktion taugen. Im Atelier 10 arbeiten in ebenso inspirierendem Rahmen bereits Künstler, die eine intellektuelle Behinderung haben oder psychisch krank sind.

Rückkehr ins Erwerbsleben

Magdas Kantine, dritter Baustein dieser Strategie, soll zuallererst Langzeitarbeitslose auf die Rückkehr ins Erwerbsleben vorbereiten und jugendlichen, unbegleiteten Asylwerbern die Möglichkeit eines Lehrberufs geben. Dazu entsteht noch ein Community-Kochprojekt, das Leute aus der Gegend wieder an den Herd locken soll und weg von der Mikrowelle. Schließlich soll Magdas Hotel im Prater - noch so eine gut gestaltete Manifestation von Verantwortung für die Stadt - von der Küche im Zehnten beschickt werden: mit Marmeladen und anderen Feinheiten fürs Frühstück und kleinen Speisen, die dort fertiggestellt werden.

Das Konzept dahinter hat ganz maßgeblich Clemens Foschi mit gestaltet. Der Mann ist Geschäftsführer der Caritas Services GmbH, war einst aber auch ein Mitbegründer des Aromat, jener Zelle für fantastisches Essen, die irgendwann in den 1990ern von der Margaretenstraße aus hell in die Stadt hinausleuchtete. So einer lässt sich auch heute nicht abspeisen, weshalb sich das Projekt so unanständig gut - und eben nicht gut gemeint anlässt. In der Küche steht seit ein paar Wochen Patrick Sowa, ein junger Mann mit besonderer Sensibilität fürs gute Essen, der zuletzt im Kontrapunkt (nunmehr als Heurigenzitat "Zum G'schupften Ferdl" bekannt) und im köstlich engen 1070 kochte, aber schon länger auf der Suche nach einem Projekt war, wo es endlich nicht mehr "einzig um den Fetisch des guten Essens" gehen würde.

Baumgartner vom Fass

Im Magdas sind er und sein Team nur für zwei Tagesteller, eine Suppe sowie das eine oder andere Special verantwortlich - vorerst: Wer an Catering der speziell motivierten Art interessiert ist, ist hier richtig. Was schon demnächst viele sein dürften, wenn sie erst einmal gekostet haben, was im Magdas auf den Tisch kommt: Essen, das zwar jenseits der Selbstausbeutung kalkuliert wirkt, dafür aber unglaublich Spaß macht. Luftig cremige Kichererbsensuppe etwa, mit wärmenden Gewürzen und zarter Säure versehen, mit Kräuteröl und Käsespänen aufgehusst - zum Eingraben gut.

Oder Erdäpfelnockerln von massivster Lockerheit, mit Parmesanmousseline, Basilikum, schwarzen Oliven, geschälten Paradeisern und sautierten Shitakes - da können sich die Nobelhütten der Stadt vom Fabios abwärts ziemlich anhalten. Aber auch knusprig saftige Forelle auf zitronenduftigem Ritschert mit Grammeln, einer der besten Fischteller seit langem. Oder hauchdünn gegrillte Beiried auf Melanzani-Pilz-Püree mit frischen Blättern, Kräutern und einem kurzen Bratensaft, erschütternd gut.

Dazu trinkt man - erstmals in Wien! - das mehr als famose Baumgartner vom Fass oder richtig viele und spannende, offene Weine zu nicht weniger wohltätigen Preisen. Nix wie hin, die Bude ist nämlich das Beste, was der Stadt seit Langem passiert ist. (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 3.10.2014)