Matias Duarte bei der Vorstellung von Material Design.

Foto: Google

Dass das Thema Design bei der diesjährigen Ausgabe der Google-Konferenz I/O eine bedeutende Rolle spielen wird, war schon im Vorfeld klar. Immerhin widmet sich ein erklecklicher Anteil der dort abgehaltenen Vorträge diesem Thema, auch im Motto der I/O 2014 (“Design, Develop, and Distribute") wurde dieser Bereich unmissverständlich untergebracht. Doch Google beließ es nicht bei der Theorie sondern nutzte die Eröffnungskeynote der I/O um tief in den Bereich der Praxis einzutauchen.

Material Design

Wurde darin doch das wohl bisher ambitionierteste Designprojekt des Unternehmens vorgestellt. Unter dem Namen Material Design sollen optischer Auftritt und grundlegende Interaktion aller von Google betriebenen Projekte vereinheitlicht werden. Android-Chefdesigner Matias Duarte betonte denn auch in einer Session auf der I/O, dass das neue Design in Kooperation unterschiedlichster Abteilungen innerhalb von Google entstanden ist.

Google Developers


Das Konzept unmreißt Duarte folgendermaßen: Man habe sich von Materialien wie Papier oder Tinte inspirieren lassen, dies aber quasi in einer idealisierten Version, die die Form ändern kann. Immerhin bewege man sich hier im digitalen Umfeld, wo vieles möglich ist, was die physische Welt sonst nicht hergibt.

Schattenwurf

Eine wichtige Rolle spielen Schatten, da diese eine Dimensionalität erzeugen, die das menschliche Hirn umgehend verstehe, so Duarte. Dazu kommt klare Typographie in Form einer überarbeiteten Version der Android-Schrift Roboto. Und nicht zuletzt setzt man auf starke Farben, eine Art Fabkodierung für einzelne Anwendungen und Aufgabenbereiche.

Umsetzung

All dies sind aber nicht bloß reine Konzepte, Google stellt für die Umsetzung auch neue Programmierschnittstellen zur Verfügung. So ist es etwa bei Android "L" möglich, Höhenparameter für einzelne Interfacebestandteile anzugeben. Das System kümmert sich dann automatisch um die Lichtquelle und die Berechnung des Schattenwurfs. Zudem gibt es jetzt eine Bibliothek, die aus Bildern passende Highlightfarben extrahiert.

Nahtlose Übergänge

Ein wichtiges Konzept von Material Design ist die Vereinheitlichung über unterschiedliche Plattformen hinweg, und zwar vom Smartphone über das Auto oder die Smartwatch bis zum Desktop in Form eines Web-Clients. Freilich sollen die damit erstellten Interfaces nicht überall gleich aussehen, sondern sich jeweils optimal dem jeweiligen Formfaktor anpassen, die Bausteine bleiben aber die gleichen - inklusive Widgets, Icons und Animationen.

Animiert

Überhaupt spielen Animationen eine wichtige Rolle beim Material Design. Duarte betont, dass es in der realen Wert auch keine abrupten Wechsel gebe und es insofern wichtig sei, alle Übergänge auch als solche zu visualisieren. Auch dafür gibt es in Zukunft eigene APIs für Entwickler. Dies übrigens nicht nur für Android, sondern auch für das mobile Web, wo man auf Basis der Bibliothek Polymer Animationen mit 60 Bildern pro Sekunde verspricht. Ebenso wichtig sei, dass es auf Touch-Eingaben immerhin ein visuelles Feedback gibt; das erreicht man durch neue, bei Berührung animierte Knöpfe.

Style Guide

Neben den konkreten Programmierschnittstellen soll es auch einen eigenen Styleguide für Material Design geben. Eine erste Vorversion wurde bereits auf Google Design veröffentlicht, in den nächsten Monaten - also bis zur Veröffentlichung von Android "L" - soll dieser finalisiert werden. In diesem Zeitraum sollen auch all die Google-eigenen Apps an das neue Aussehen angepasst werden. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 25.6.2014)