Paris - Im Streit um ihre Studie zu möglichen Krebsgefahren durch gentechnisch veränderten Mais ist das zuvor kritisierte Forscherteam in die Offensive gegangen: Die Untersuchung, die 2012 veröffentlicht und dann von einem Fachmagazin wieder zurückgezogen worden war, wurde nun in der Online-Fachzeitschrift "Environmental Sciences Europe" der Springer-Gruppe erneut publiziert, so die Wissenschafter am Dienstag in Paris.

Auch ihre Rohdaten veröffentlichten sie im Internet, um dem Vorwurf unwissenschaftlicher Methoden die Grundlage zu entziehen. Die Wissenschafter hielten ihren Kritikern mit Blick auf den umstrittenen, genmanipulierten Mais vor: "Zensur von Forschung über die Risiken einer Technologie, die so mit der weltweiten Nahrungsmittelsicherheit verflochten ist, untergräbt den Wert und die Glaubwürdigkeit von Wissenschaft." Die erneute Veröffentlichung schaffe ein Forum, damit die Wissenschaft ihr Recht gegen den Druck der Agrar-Industrie behaupten könne, hieß es in einer Erklärung.

Heftiger wissenschaftliche Kritik an Verfahrensmängeln

Mit ihrer erstmals im September 2012 in der Fachzeitschrift "Food and chemical toxicology" veröffentlichten Studie hatten die Wissenschafter unter Leitung von Gilles-Eric Seralini von der Uni Caen in Nordfrankreich regelrecht in eine Hornissen-Nest gestochen: Es entbrannte europaweit ein heftiger Streit um gefährliche Langzeitfolgen von gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln und deren Zulassung und Anbau in der EU.

Die Studie wurde in der Folge von Forscherkollegen und insbesondere der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) scharf wegen zahlreicher Verfahrensmängel kritisiert. So war für die Experimente eine Rattensorte eingesetzt worden, die ohnehin eine hohe Krebsanfällig aufweist. Außerdem hielt man Seralini und seinen Mitarbeitern Fehler im Forschungsdesign und bei der Interpretation ihrer Daten vor. Seralini wies die Kritik zurück und warf der Brüsseler Behörde seinerseits vor, sich von der Agrarindustrie-Lobby beeinflussen zu lassen.

Versuchs-Ratten starben früher und erkrankten angeblich häufiger an Krebs

Für die Studie waren 200 Ratten über einen Zeitraum von zwei Jahren zu den Auswirkungen des genetisch manipulierten Maises NK603 des US-Konzerns Monsanto und zum Herbizid Roundup beobachtet worden. Weibliche Ratten, die mit dem in der EU für den Import und die Verarbeitung in Nahrung und Tierfutter zugelassenen genetisch veränderten Mais gefüttert wurden, starben den Schlussfolgerungen von Seralini und seinen Kollen zufolge schneller als die weiblichen Tiere der Kontrollgruppen. Bei männlichen Tieren soll dieser Unterschied ebenfalls aufgetreten sein.

Der Mais NK603 wurde von Monsanto so konzipiert, dass er das Herbizid Roundup toleriert. Folglich können Bauern ihre Felder mit dem Pflanzengift besprühen, ohne dass ihr Mais darunter leidet. (APA/red, derStandard.at, 24.06.2014)