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Bode Miller fand den schnellsten Weg ins Ziel.

Foto: AP/Claudio Scaccini

Bormio – Das große Ländermatch USA – Österreich bei der WM-Abfahrt der Herren in Bormio ging am Samstag klar an die US-Boys. Bode Miller siegte auf der "Stelvio" in 1:56,22 Minuten vor Landsmann Daron Rahlves (+0,44 Sekunden), für die hoch favorisierten ÖSV-Stars blieb nur Bronze durch Titelverteidiger Michael Walchhofer (0,87). Für Miller, den ersten US-amerikanischen Abfahrts-Weltmeister der Ski-Geschichte, war es nach Super-G-Gold der zweite Triumph in Bormio sowie der vierte WM-Titel seiner Karriere.

Miller beendet ÖSV-Serie

Miller ist der erste nicht-österreichische Weltmeister seit 1997, damals hatte in Sestriere der Schweizer Bruno Kernen gewonnen. Danach waren rot-weiß-rote Siege durch Hermann Maier (1999), Hannes Trinkl (2001) und Walchhofer (2003) gefolgt. Während Walchhofer, der trotz seiner durch einen Stein ruinierten Ski seine zweite Medaille bei der laufenden WM holte, die ÖSV-Abfahrtsehre rettete, gingen die weiteren vier Österreicher allesamt leer aus und schlitterten teilweise sogar in ein Debakel.

Für Olympiasieger Fritz Strobl blieb mit 0,08 Sekunden Rückstand auf Walchhofer nur der vierte Platz, damit hat Österreich in allen drei bisherigen Herren-Bewerben in Bormio "Blech" geholt. Youngster Johann Grugger wurde Neunter (1,30), Hermann Maier als 17. (1,73) und Qualifikant Werner Franz als 28. (2,74) erlebten ein Debakel.

Speed-König Bode

Miller, der absolute Speed-König von Bormio, ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Der 27-Jährige hatte am Donnerstag in der Kombi-Abfahrt einen Ski verloren, musste mit der vermeintlich ungünstigen Startnummer drei ins Rennen und hatte noch dazu auf Grund des Sturzes des unmittelbar vor ihm gestarteten Russen Alexander Horoschilow rund zehn Minuten im Starthaus auf sein "Go" warten müssen.

Für Gesamt-Weltcup-Leader Miller alles kein Problem, der Mann aus New Hampshire bewies einmal mehr Nerven aus Stahl und zauberte eine Zeit in den Schnee, an die niemand mehr herankam. Die frühe Nummer sollte sich im Endeffekt als Riesenvorteil herausstellen, denn im Verlauf des Rennens – der erste Österreicher kam mit Nummer 23 (Grugger) – wurde die "Stelvio" doch um einiges unruhiger und tückischer. "Unsere Läufer hatten mit den hohen Startnummern keine Chance mehr", analysierte ÖSV-Herrenchef Toni Giger.

Der bessere Schnee

"Die Nummer war ganz wichtig. Die Sicht war am Anfang zwar schlechter, dafür der Schnee viel besser", merkte auch Miller nach dem Rennen an. Abfahrts-Gold bedeutet dem US-Star einiges. "Das ist eine ganz große Sache, die Abfahrt ist der wichtigste Bewerb", lautete der begeisterte Kommentar des Gewinners von nunmehr fünf WM-Medaillen (vier Mal Gold, ein Mal Silber). Die Fahrt Millers war aber nicht perfekt, vor allem im unteren Teil ab dem San-Pietro-Sprung büßte der Sieger von 18 Weltcup-Rennen einige Zehntel auf die Konkurrenz ein. "Im untersten Teil hatte ich meine Probleme."

Ein Stein machte bereits im oberen Streckenteil die Goldhoffnung von Titelverteidiger Walchhofer zu Nichte – der Salzburger rettete sich trotz einer kaputten Kante als Dritter ins Ziel. Als Folge dessen war "durch das Driften" auch der zweite Ski "unbrauchbar" geworden. "Diese Leistung kann man gar nicht hoch genug einschätzen, beide Ski waren nicht mehr zu fahren", berichtete Walchhofer im Ziel. "Dieser dritte Platz ist ein Wahnsinn." Damit bleibt der Schweizer Bernhard Russi (1970 und 1972 Champion) weiterhin der letzte Abfahrtsweltmeister, der seinen WM-Titel in der Königsdisziplin erfolgreich verteidigt hat.

Für Strobl blieb nur Blech

Der zweite große Pechvogel des Tages neben Walchhofer war Fritz Strobl, der gemeinsam mit dem Salzburger und Miller den Kreis der Topfavoriten gebildet hatte. "Acht Hundertstel muss man nicht suchen", meinte der Kärntner, der ironisch hinzufügte: "Aber ein vierter Platz ist ja auch nicht schlecht." Strobl ist klar, dass damit die hoch gesteckten ÖSV-Ziele nicht erfüllt worden sind: "Österreich hat sich sicher mehr erwartet, aber wenigstens hat Michi Walchhofer Bronze geholt."

WM-Debütant Hansi Grugger, der Ende Dezember 2004 in Bormio den ersten Sieg seiner Weltcup-Karriere gefeiert hatte, war nicht unzufrieden. "Unter den besten zehn Abfahrern der Welt zu sein, ist für mich in Ordnung. Ich war aber leider zu uncool", gestand der Salzburger.

Abgeschlagener Maier

Völlig chancenlos war mit Nummer 31 – mit jener Nummer hatte Walchhofer in St. Moritz Gold geholt – Superstar Hermann Maier. "Bei so einem Rückstand braucht man nicht lange nachdenken. Mit den hinteren Nummern ist nicht mehr viel gegangen", erklärte der Salzburger, der am Freitag im Abschlusstraining schwer gestürzt war und zugab: "Das letzte Risiko hat bei mir gefehlt."

Im Material vergriff sich dagegen die Blizzard-Crew von Werner Franz, der sich am Freitag in der ÖSV-Quali den fünften und letzten Startplatz gesichert hatte. "Wir haben probiert und riskiert – das ist schon des Öfteren aufgegangen, heute ist es leider in die Hose gegangen. Ich habe schon nach etwa 20 Sekunden gespürt, dass nicht viel weiter geht." Die kräfteraubende Quali am Freitag tat ihr übriges: "Ab dem San-Pietro-Sprung war ich blau."

Kurioses Detail am Rande: Die Weltcup-Abfahrt am 3. Dezember 2004 in Beaver Creek war mit demselben Ergebnis – Miller vor Rahlves und Walchhofer – wie am Samstag in Bormio zu Ende gegangen. (APA)