Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: AP/Myung Jung Kim
STANDARD: Mr. Maguire, der Erfolg von "Spider-Man" hat diese Fortsetzung nahe gelegt. Mussten Sie sich dafür neu motivieren? Maguire: Das war nicht schwer. Ich las das Drehbuch, fand die Balance zwischen Action und Liebesgeschichte sehr gut gelungen, die Action erwächst aus der Handlung. Das war mir wichtig.

STANDARD: Vor Drehbeginn gab es ein wenig Unruhe - es war nicht ganz sicher, ob Sie voll einsatzfähig wären.

Maguire: Mein Rücken hat mir schon drei, vier Jahre Probleme gemacht. In der Vorbereitung war ich deswegen ein wenig besorgt. Ich sah die Stunts, die ich machen sollte - keine leichte Arbeit. Und auch die Produzenten waren nervös. Aber wir haben dann mit den Stunt-Leuten gearbeitet, und es hat sich rechtzeitig alles gelöst, ich wurde genau für die Dreharbeiten gesund.

STANDARD: Superhelden erleben ein Comeback - haben Sie eine Vermutung, warum?

Maguire: Ich weiß es nicht. Ich habe keine Comics gelesen, als ich klein war. Nicht weil ich sie nicht mochte, ich hatte einfach keine zur Hand. Die Superman-Filme und später die über Batman habe ich allerdings gesehen. Batman war einfach cool, "kick-ass". Aber Superman hatte mehr Zauber.

STANDARD: Miss Dunst, es heißt, Sie hätten diesmal wesentlich mehr zu Ihrer Rolle beigetragen. Stimmt das?

Dunst: Ja. Das kommt mit dem Alter. Ich bin erwachsener geworden, und vor allem das habe ich in die Rolle der Mary Jane eingebracht. Sie will jetzt mehr vom Leben. Heute würde sie sich nicht mehr so einfach damit zufrieden geben, nur gut befreundet zu sein. Sie sucht nach einem echten Partner. In ihrem Leben fehlen männliche Vorbilder, ihr Vater ist ein Alkoholiker. Man kann ihr nicht vorwerfen, dass sie die falschen Männer gewählt hat, aber sie sucht den richtigen.

STANDARD: Gleichzeitig macht sie sich auf allen Werbeflächen der Stadt zu einer öffentlichen, verfügbaren Figur.

Dunst: Ich fand das eine sehr clevere Idee, Peter Parker ständig damit zu konfrontieren, dass da noch etwas ist . . .

STANDARD: Auch nach dem zweiten Teil bleibt noch etwas offen - es bieten sich also viele Handlungsfäden für eine Fortsetzung an.

Dunst: Ich selbst weiß da noch gar nichts. Wir werden definitiv wieder einen Schurken etablieren, so viel ich weiß, werden es sogar zwei sein - alles Weitere wird sich weisen.

STANDARD: Sie haben zuletzt auch in Michel Gondrys "Eternal Sunshine of the Spotless Mind" gespielt, einem komplizierten Film, in dem Sie nur eine Nebenrolle hatten.

Dunst: Das Drehbuch von Charlie Kaufman hat mich einfach begeistert. Viele Leute haben es allerdings gehasst, vielleicht wurden sie dadurch auf Lügen in ihren eigenen Beziehungen gestoßen. Ich bin so stolz darauf, dabei zu sein. In Spider-Man verstehen auch Zwölfjährige die Liebesgeschichte, während Eternal Sunshine eindeutig auf Erwachsene zielt, die auch ein wenig mitdenken wollen.

STANDARD: Aber auch in "Spider-Man" ist die Liebesgeschichte nicht nur Anhängsel.

Dunst: Die Liebesgeschichte betrifft alles, was er tut. Der Superheld wird von diesem Mädchen angetrieben. Ich habe in diesem Fall nicht das Gefühl gehabt, nur eine "damsel in distress" zu sein.

STANDARD: Sie haben vor einigen Jahren auch in Sofia Coppolas "The Virgin Suicides" mitgespielt. Wie war die Arbeit mit dieser inzwischen so hoch gelobten Regisseurin?

Dunst: Sie hat eine Menge in mir gesehen, das ich damals noch nicht gesehen habe. Ich war ziemlich ängstlich vorher, denn es war nicht alles schon fertig vorgegeben. Sie hat meine Sexualität begriffen, vieles, womit ich noch nicht so gut klarkam. Aber dann war es sehr leicht. Sofia schafft eine Atmosphäre am Set, die ungeheuer produktiv ist.

STANDARD: Zuletzt schlugen Sie ein Angebot für "The Village" von M. Night Shyamalan aus - eine Rolle, um die Sie viele beneidet hätten.

Dunst: Das stimmt. Ich fand Unbreakable seinen besten Film. Er ist ein Puppenspieler. Ich war zu diesem Zeitpunkt sehr erschöpft und wollte einfach lieber einen Film auslassen, um dann im nächsten wieder besser zu sein.

STANDARD: Mr. Maguire, Sie betätigen sich auch als Produzent, zum Beispiel für Spike Lees "The 25th Hour". Nach welchen Kriterien gehen Sie dabei vor?

Maguire: Ich mache wie beim Schauspiel, was mich interessiert. Es gibt tolle, höchst unterschiedliche Projekte: kleine Dramen, aber auch ein intelligenter, stilisierter Actionfilm, ein ziemlich eigenwilliges Ding. Ich will gute Filme machen, und wenn es ein großer Actionfilm ist, dann soll es der beste auf diesem Gebiet sein.

STANDARD: Wie stehen Sie zum eher vorläufigen Ende von "Spider-Man 2"?

Maguire: Ich denke, es ist ein optimistisches Ende. Aber auch ein ambivalenter Moment. Mary Jane befragt ihre Wahl. Das ist wie in The Graduate: Okay, wir sollten jetzt eigentlich glücklich sein, aber was kommt als Nächstes? Das ist das Gesetz der Serie. Superman wollte auch einmal eines Mädchens wegen aussteigen.

Ich weiß nicht, warum sich Superhelden gegen ihre Macht sträuben, aber ich denke, man versteht das intuitiv. Das sind doch ganz einfach Alltagsfragen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14. 7. 2004)