Der stapelbarer Sessel "Tip Ton" (für Vitra), den es in acht Farben gibt und der wie kaum ein anderes Möbel derzeit durch die Presse wandert.

Foto: Hersteller
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Man soll es nicht übertreiben, Designer auf formale Gemeinsamkeiten ihrer Entwürfe festzulegen. Eine durchgängige Produktsprache, ein vordergründiges gestalterisches Markenzeichen von Edward Barber und Jay Osgerby (beide Jahrgang 1969) gibt es eher nicht, sieht man einmal ab von bauchigen Flaschen, die bei ihrem Marmortisch für Cappellini ebenso auftauchen wie bei Leuchten für Venini oder einem Glasobjekt für Meta.

Auch das Prinzip der Überlagerung von Flächen nutzen sie bei manchen Möbelentwürfen. Beide machten ihren Master in Architektur am Londoner Royal College of Art, bevor sie 1996 ihr erstes gemeinsames Studio eröffneten.

2001 folgte ihr Universaldesignstudio, mit dem sie Projekte in Architektur und Innenarchitektur von der Fassadengestaltung für H&M bis zum Shopdesign oder dem Umbau von Damien Hirsts legendärer Bar Pharmacy realisieren. Zudem betreiben sie seit 2008 ein Architekturbüro im australischen Melbourne. Vor kurzem kam Map, eine Architektur und Design verbindende Gruppe für Forschung und Beratung hinzu. Für ihre Installation für Sony zur Mailänder Messe im vergangenen Jahr wurden sie zum Brit Insurance Designs of the Year Award des Londoner Designmuseums nominiert.

Das Nichts konservieren

Bei vielen ihrer Produktentwürfe fällt ein besonderes Verhältnis von leerem Raum mit einer umgebenden Struktur auf, welche die Kräfte trägt. Das gilt für den Tisch "Loop", das erste Möbel der beiden aus Birke oder Walnuss, das seit 1997 bei Isokon Plus produziert wird und später zum Vorbild und Namensgeber einer ganze Möbelserie bei Cappellini wurde, oder ihr Couchtisch "Zero-In" für Established & Sons (2005), dessen nach außen geneigte zweischalige Konstruktion das Nichts unter einer Glasplatte konserviert.

Für die britische Marke wurde das Stück rasch zu einem Erkennungszeichen. Auch Garderobe und Hocker namens "Saturn" für Classicon folgen einem ähnlichen Prinzip, das für visuelle Leichtigkeit ihrer Möbel sorgt. Zu einem der auflagenstärksten und wichtigsten ihrer Entwürfe könnte sich der Monoblock-Stuhl "Tip Ton" mit dem passenden Tischsystem für Vitra entwickeln, das auf der diesjährigen Mailänder Möbelmesse vorgestellt wurde.

Der Stuhl ist für Schulen und Bildungseinrichtungen konzipiert, wo er die Beweglichkeit selbst im Sitzen fördern und damit zum aktiven Lernen beitragen soll (s. Interview unten). Ab August geht ein weiterer Entwurf von Barber Osgerby auf internationale Tour: Die offizielle Fackel für die olympischen Spiele in London 2012. (Der Standard/rondo/13/05/2011)