Wiener Südbahnhof, um 1970.

Foto: Historisches Museum/Copyright: Fotoarchiv Hürriyet

Wien – Der Begriff "Gastarbeiter" durfte es auf gar keinen Fall sein. "Weil er ja nicht im höflichen, sondern im egoistischen Sinn verwendet wurde", wie Wolfgang Kos, Direktor vom Wien Museum betont. "Da schwingt es schon mit, dieses: Wenn ma eich nimmer brauchen, dann schleichts eich wieder." Also wurde nach langer Diskussion das kroatische Lehnwort als Titel gewählt, mit dem sich die Arbeitsmigranten selbst bezeichneten: "Gastarbajteri".

Vor 40 Jahren war begonnen worden, sie nach Österreich zu locken: im ersten Anwerbebüro in Istanbul. Der weitere Verlauf dieser Schicksale wird in der Ausstellung im Wien Museum Karlsplatz in Kooperation mit der Initiative Minderheiten mit elf Orten dokumentiert. Wie etwa das westanatolische Dorf Adatepe, von dem mehr als die Hälfte der 2000 Einwohner nach Wien kam. Kürzlich kehrte der erste Pensionist heim.

Oder die Arbeitersiedlung Walddörfl im Ternitz (NÖ), in der die Situation wegen der wirtschaftlichen und rechtlichen Umstände als immer noch "prekär" beschrieben wird. Oder die Fischfabrik Warhanek in Wien-Favoriten mit Niederlassungen in Villach und Linz, wo vor allem weibliche jugoslawische Migrantinnen erste Arbeit fanden: anstrengend und unter unangenehmen Bedingungen.

Vom fremdenpolizeilichen Büro bis zum islamischen Friedhof, der in Liesing errichtet wird: Kritisch soll dieser Rückblick sein und auch Kontroversielles aufarbeiten.

Parallel dazu zeigt Lisl Ponger im Wien Museum noch einmal eine Auswahl ihrer Fotoarbeiten "Fremdes Wien" von 1991 und stellt im Filmessay "Phantom Fremdes Wien", ihren eigenen Blick von damals in Frage.

Dazu noch "Interventionen" in der ständigen Schausammlung – vom römischen Legionär über Gärtner aus Bulgarien bis hin zur Einbürgerung des Fußballers Ivica Vastic.

In der Hauptbücherei, laut ihrem Leiter Alfred Pfoser ein zentraler Ort der kulturellen Integration, beschäftigt sich "Gastarbajteri – Medien und Migration" mit dem Bild, das Medien von Arbeitsmigranten vermitteln. Und damit, wie Migranten die Medien Brief, Telefon und E-Mail nutzen.

Eine Reihe von 30 migrationsrelevanten Filmen, die im Metro-Kino gezeigt werden, schließt den Bogen der Veranstaltungen. (Roman Freihsl/DER STANDARD, Printausgabe, 22.1.2004)