Robert Happel, Chef der Firma Niedermeyer, spricht im Webstandard E-Mail-Interview über Apple, Linux und das Windows-Monopol, den Tod der analogen Fotografie und die Killerapplikation am Handymarkt.

Bild: derstandard.at
Was 1957 als "Helmut Niedermeyer, Handel mit Röntgen-, Photo- und Filmartikeln" mit nur einem gepachteten Verkaufslokal auf der Wiener Mariahilfer Straße begann, ist heute den meisten ÖsterreicherInnen ein Begriff. Die Firma Niedermeyer bezeichnet sich selbst als Branchenleader, beschäftigt rund 950 Mitarbeiter und ist in Österreich mit 120 Filialen vertreten.

Am Donnerstag verkauft T-Mobile seine Tochter Niedermeyer an Erhard Grossnig - der WebStandard berichtet. Das Interview wurde vor dieser Nachricht geführt.

Begann die Firma Niedermeyer in den 50er Jahren als typisches Fotogeschäft, erweiterte man das Sortiment im Laufe der Zeit. Heute ist das Unternehmen nicht nur Österreichs größtes Fotohaus, es bezeichnet sich selbst auch bei Handy's als die Nummer eins und bietet in seinen Filialen zudem Computer und zahlreiche weitere High-Tech Geräte.

Aus diesem Grund hat der Webstandard Robert Happel, Chef der Firma Niedermeyer, zum E-Mail-Interview gebeten.

  • Die Firma Niedermeyer bietet eine Vielzahl an PCs und Laptops. Gerade im Desktopbereich ist die "Herrschaft" des Microsoft Windows Betriebsystem nahezu ungebrochen. Ist diese Monopolstellung Ihrer Meinung nach ein Grund zur Sorge?

Monopolstellung ist immer eine Entwicklung in nur eine Richtung. Wir bieten unseren Kunden alle gängigen Betriebssysteme an, sodaß er durch unsere kompetente Beratung selbst entscheiden kann, was für ihn das Beste ist.

  • Im Gegensatz zu anderen Anbietern bietet das Unternehmen Niedermeyer vor allem im Bereich der kostengünstigeren Modelle Angebote mit bereits vorinstallierten Linux-Betriebssystemen an. Was sind die Gründe dafür?

Mit einem vorinstallierten Betriebssystem ist gewährleistet, dass das Produkt voll einsatzfähig ist und auch sofort zum Einsatz kommen kann – unter dem Motto mehr Sicherheit und Funktionalität für den Kunden

  • Immer wieder bieten so genannte Lebensmitteldiscounter wie etwa Hofer oder Lidl PCs und auch Laptops zu oftmals erstaunlichen Preisen an. Sehen Sie in dieser Entwicklung Konkurrenz für Ihr Unternehmen?

Unsere Kunden lassen sich nach wie vor genau beraten, welches Gerät für sie das richtige ist. Kunden, die beim Lidl oder Hofer PCs oder Laptops kaufen, sind hauptsächlich Kunden der großen Märkte, die aufgrund des Preises kaufen. Aber trotz des preisgünstigen Images von Lidl und Hofer müssen die Produkte nicht unbedingt billiger sein. Denn man kauft ein Gerät mit Funktionen, die man vielleicht nie braucht beziehungsweise es fehlen Funktionen, die man dringend benötigt. Es ist die Frage ob man letztendlich wirklich sinnvoll und günstig eingekauft hat.

  • Wie ist das Verhältnis Desktop-PC – tragbares Notebook. Wo liegt die Zukunft?

Derzeit 50:50, wobei das Notebook den PC überholen wird. Denn Mobilität gewinnt immer mehr an Bedeutung und ist nicht nur eine Frage der Technik, sondern auch eine des Preises

  • Der Handymarkt scheint zunehmend gesättigt. Was wäre Ihrer Meinung nach die "Killerapplikation", die KundInnen zum Kauf eines neuen Gerätes bewegen könnte?

Früher waren die Killerapplikationen die Sprachtelefonie und SMS. MMS hat gute Chancen an SMS heranzukommen. Das Internet auf das Handy mit all seinen Möglichkeiten ist eine tolle Sache, wobei das Handy immer nur ein Interface sein wird. Wesentlich dabei wird der Verbindungsweg sein, die Bandbreite. Alles was schneller funktioniert, macht auch mehr Spaß. Jedenfalls geht die Entwicklung in die richtige Richtung.

  • Vor nicht allzu langer Zeit haben Sie Nokias N-Gage als das "Das innovativste Produkt 2003" bezeichnet (E-Media, 14. November). Spielen Sie selbst gerne Computer?

Hin und wieder. Es ist eine gute Ablenkung. N-Gage hat eine neue Ära im Bereich des wireless multiplayers eingeleitet und positioniert sich somit langfristig in Richtung Spielkonsole. Es ist eine Herausforderung zum Gameboy und mobile Spiellösung.

  • Anfang des vergangen Jahres hat die Firma Niedermeyer ihr Sortiment geändert. Großgeräte wie Luxus-Fernseher oder Hifi-Anlagen wurden zu Gunsten von Apple-Produkten aus dem Sortiment gestrichen. Ist diese Strategie erfolgreich?

Durch die Sortimentsbereinigung haben wir die Flächenproduktion enorm erhöhen können. Die Produkte von Apple passen ideal zu unserer Multimedia-Ausrichtung und verstärkt darin unsere Kompetenz. Apple war ein MUSS.

  • Sicherlich besitzen Sie auch "privat" einen Computer. Auf welches Betriebssystem setzten Sie als Chef einer großen Foto- und Elektrohandelskette?

Windows XP hat ein sehr umfangreiches Repertoire an Produkten und eine hohe Kompatibilität. Apple hat eine sehr hohe graphische Kompetenz und ist ideal für diverse Bildbearbeitungen. Linux ist ein günstiges Produkt mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis und vor allem für Serverlösungen geeignet. Mehr Betriebssysteme schaffen mehr Wettbewerb, das ist für Kunden immer von Vorteil.

Heuer haben Digitalkameras erstmals analoge Modelle "überflügelt".

  • Wohin geht der Trend, werden analoge Fotoapparate aussterben?

 Der Trend geht zu mehr Mobilität, Flexibilität und Qualität. A la long wird die analoge Fotographie aussterben, da die Auflösungsmöglichkeit der Digitalkameras die der analogen übertreffen wird.

  • Wie werden die Wachstumsraten in den kommenden zwei Jahren aussehen?

Die Wachstumsraten werden nicht mehr so hoch sein, wie bisher, aber um die 20 Prozent liegen.

  • Was werden Digital-Kameras in einem Jahr alles können (Auflösung, Speichermöglichkeiten etc.) ?

Verbessern wird sich sicherlich die Auslöseverzögerung und der Zoom wird verstärkt werden. Die Preise der 4 Megapixel-Kameras werden drastisch fallen, Kameras mit 6 Mio. Pixel werden um € 399 kosten.

  • Nicht nur im Bereich der Fotografie setzen immer mehr UserInnen auf digitale Technik. Auch der analoge Videorekorder scheint seine besten Jahre bereits überschritten zu haben. Wie ist das Verhältnis im Verkauf DVD-Player – Videorekorder?

Bei den DVD-Player hat sich vor allem preislich viel getan. Mittlerweile kommen auf 10 DVD Player 1 Videorekorder.

  • Wie sehen Sie die Zukunft der DVD-Rekorder, welches DVD Rewrite Format wird sich durchsetzen?

Entscheiden wird letztendlich der Preis. Beim Format wird sich aufgrund der derzeitigen Entwicklung das dualayer DVD writer Format mit doppelter Speicherkapazität durchsetzen.(Klaus Kraigher)