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Jack Sparrow hätte sicher keine Angst vor der RIAA gehabt

Foto: Reuters

Gute Zeiten für Anwälte: Die Welle an individuellen Klagen gegen Musikfreunde, die illegal Dateien aus dem Netz gezogen haben sollen, geht in die zweite Runde. Nach Berichten von US-Zeitungen wurden 204 Personen von der RIAA (Recording Industry Association of America) postalisch verständigt, dass sie wegen Bruchs des Urheberrechts geklagt werden sollen. Den Betroffenen wird empfohlen, sich einen guten Anwalt zu nehmen, "keine Beweismittel zu zerstören“ – und sich im Übrigen mit der RIAA in Verbindung zu setzen, wenn sie sich vor einem Prozess vergleichen wollen.

Oma

Ohne ihre Strategie der massiven Drohung zu ändern – pro Titel kann der Urheberrechtsbruch zwischen 750 und 150.000 Dollar kosten –, versucht die RIAA mit dieser Vorgangsweise, den Imageschaden zu minimieren. In der ersten Welle wurde auch eine 65-jährige Großmutter geklagt, deren Computer zu Filesharing gar nicht in der Lage war. Diese Klage wurde inzwischen fallen gelassen; bei 64 weiteren gab es Vergleiche. Indem die Zielscheiben jetzt vor der Klage verständigt werden, hofft die Industrie, Peinlichkeiten wie in der ersten Runde zu vermeiden. Au ßerdem würde man damit die in einem Senatshearing geäußerten schweren Vorbehalte aufgrund der mit der Ausforschung verbundenen Methoden berücksichtigen, erklärte RIAA-Präsident Cary Sherman. „Unser Ziel ist es nicht, Prozesse zu gewinnen, sondern ein Umfeld schaffen, in dem legale Onlinedienste und Läden gedeihen können.“

Apple für Windows

Einer dieser – noch an den Fingern abzählbaren – Onlinedienste für Windows-Benutzer ging vergangenen Donnerstag in Betrieb: Apple iTunes Music Store, der bisher auf Mac-User beschränkt war. Der Dienst verwendet eine eigene Software, iTunes, um nicht nur Titel auf dem PC und dem MP3-Player iPod zu verwalten und abzuspielen, sondern um auch nahtlos in einen Shop zu wechseln, wo Songs zu je 99 Cent gekauft werden können.

Zehn Millionen Songs an Pepsi-Käufer

Die Eröffnung des Apple Music Store für Windows-Benutzer wurde vergangene Woche mit einer AOL-Partner schaft und einer Werbeaktion mit Pepsi-Cola garniert; zehn Millionen Songs werden an Pepsi-Käufer verschenkt. Nach inoffiziellen Angaben sollen bereits in den ersten Tagen eine Million Songs vom Apple-Store an Windows-Benutzer verkauft worden sein; seit April hat der Store 13 Mio. Titel verkauft, in seinem ersten Jahr sollen es 100 Mio. werden, hofft Apple.

"Trojanisches Pferd"

Apple selbst sieht den Onlinestore, der 70 Prozent Marktanteil haben soll, in erster Linie als „trojanisches Pferd“ für den Verkauf seines iPod, der dem Konzern kräftige Umsatz- und Gewinnzuwächse bescherte. Der Onlinemarkt für Musik wird bald heiß umkämpft sein: Neben Apple bieten in den USA derzeit RealNetworks, MusicNet, Buymusic.com, Napster und EMusic an; auch Amazon und Microsoft sollen Angebote planen. In Europa ist derzeit der britische Provider OD2 einer der Hauptanbieter, der in Österreich über Aon Musik verkauft. (spu/DER STANDARD, Printausgabe, 21.10.2003)