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Ein Mitarbeiter in einem Zalando-Logistikzentrum in Erfurt.

Foto: APA/epa/Schutt

Eine RTL-Dokumentation für das Format "Extra" hat ein gerichtliches Nachspiel, das berichtet das "Handelsblatt". Eine 21-jährige RTL-Reporterin ließ sich vom Textilhändler Zalando anheuern, um ihre Tätigkeit in einem Logistikzentrum mit versteckter Kamera zu dokumentieren. Ihrer Undercover-Recherche zufolge verstieß Zalando massiv gegen das Arbeitsrecht.

In dem am 14. April ausgestrahlten Beitrag ist von Druck durch Vorgesetzte, Stress und Wegstrecken von bis zu 27 Kilometern am Tag die Rede. Im Schnitt waren es 15 bis 20 Kilometer, die die Reporterin pro Arbeitstag zwischen den Regalen zurücklegen musste. Nach einem Kreislaufzusammenbruch soll sie statt medizinischer Hilfe eine Verzichtserklärung serviert bekommen haben, heißt es. Arbeitsleistungen würden via Scanner penibel aufgezeichnet, Mitarbeiter sollten sich gegenseitig bespitzeln, um Diebstähle zu minimieren. Eine Prämie von 500 Euro winke jenen, die Kollegen ertappen.

Zalando erstattete Anzeige

Nachdem die Tarnung der Reporterin aufflog, hat Zalando Anzeige wegen Verrats von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen erstattet. "Wir müssen verhindern, dass unsere Prozesse und Systeme, die wir zum Teil auch selbst entwickelt haben, irgendwo auf Film verfügbar sind", zitiert das "Handelsblatt" einen Zalando-Sprecher. Bis zur Ausstrahlung der Doku habe das Unternehmen außerdem gar nicht gewusst, dass es sich um eine RTL-Journalistin gehandelt habe, argumentierte Zalando, was allerdings RTL bestreitet. Zalando habe eine Aufforderung zur Stellungnahme ignoriert.

Journalistin und RTL kontern

Die RTL-Journalistin konterte mit Hilfe der Journalistengewerkschaft Verdi mit einer Kündigungsschutzklage gegen das Unternehmen. "Mitarbeiter, die Missstände öffentlich machen, können nicht mit fristloser Kündigung bestraft werden. Auch um dies zu dokumentieren hat die Reporterin nach juristischer Beratung entsprechende Klage eingereicht", sagte ein RTL-Sprecher zum "Handelsblatt". In  Zalando.de nimmt das Unternehmen jetzt zu den Kritikpunkten und Arbeitsbedingungen im Logistiklager Stellung. 

Der Rechtsstreit und die Arbeitsbedingungen des Textilhändlers erinnern an einen Bericht über Leiharbeit in einem Logistikzentrum von Amazon. Die Dokumentation war vor einigen Monaten in der ARD zu sehen. (red, derStandard.at, 16.4.2014)