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"Ein, zwei noch unausgegorene Ideen im Kopf": Wolfgang Fellner will mindestens ein Jahr lang die Medienszene beobachten.

Foto: APA/Schnarr
Mit Jahresende zieht sich Wolfgang Fellner als "News"-Herausgeber zurück. Dem Unternehmen bleibt er als Miteigentümer, Aufsichtsrat und Berater erhalten. Im STANDARD- Gespräch schließt er weder TV und Radio noch eine Tageszeitung aus.

STANDARD Sie waren journalistischer Motor der Magazine "News" bis zuletzt "Woman". Können die auch ohne Sie erfolgreich sein?

Fellner: Davon gehe ich hundertprozentig aus. Ich würde mich ohnehin eher als strategischen Motor sehen. Zu glauben, dass ich bei zwölf Magazinen selbst noch Geschichten redigiere ist Legende. Das geht sich zeitlich nicht mehr aus. Mein Schritt ist auch in keinster Weise als Abschied von News zu werten. Ich stehe dem Verlag zur Verfügung, wenn man mich braucht.

STANDARD: Wenn Sie den Job des Herausgebers fast aller großen Magazine des Landes aufgeben: Wie gehen Sie mit diesem Machtverlust um?

Fellner: Ich bleibe nach wie vor in meiner Eigentümerfunktion bei News, insofern sehe ich keinen Machtverlust. Macht war für mich ohnehin nie ein Thema, sondern kreativ sein. Und da bin ich gespannt, ob ich noch einmal ein Segment so wachküssen kann, wie es mir am Magazinsektor schon gelungen ist.

STANDARD: Was genau Sie wachküssen wollen, ist vermutlich streng geheim?

Fellner: Ich habe ein, zwei Ideen im Kopf, die sind aber noch unausgegoren. Damit möchte ich mich ein Jahr mindestens beschäftigen und - wie damals bei News - in Amerika die Medienszene beobachten. Dann werde ich Marktforschung betreiben und beginnen, das Produkt zu realisieren, wenn es gut ist. Wenn um 2005 die Konjunktur wieder aufwärts geht, will ich am Start stehen.

STANDARD: Ein TV-Projekt, eine Beteiligung am Privatsender ATV+ oder eine Tageszeitung schließen Sie aus?

Fellner: Ich schließe zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nichts aus.

STANDARD: Stichwort "Format": Sie retteten das Projekt noch einmal im Frühling, wird es den Titel nach Ihrem Abgang noch geben? Als Deadline gilt Jahresende.

Fellner: Das ist Gott sei Dank falsch, es gibt keine Deadline, sondern ein langfristiges Konzept. Wir haben Format rasch und mutig umgebaut. Es verkauft im Einzelverkauf zehn bis zwanzig Prozent mehr als vorher und das bei einer Verengung der Zielgruppe. Aus der Werbewirtschaft haben wir positive Signale. Ich war immer der Meinung, dem Produkt muss man eine Chance geben.

STANDARD: Planen Sie auf dem Radiosektor Kooperationen? Sie und Ihr Bruder Helmuth haben die Antennen Wien und Salzburg zurückgekauft.

Fellner: Irgendwann wird Privatradio in Österreich ein spannendes Segment werden. Natürlich ist der ORF dabei ein übermächtiger Gegner. Ich hoffe, die Medienpolitik wird einmal das Werbeausmaß des ORF so einschränken, dass Privatradio und -fernsehen in Österreich eine realistische Chance haben. Parallel dazu sind wir im Internet sehr aktiv und wollen im Herbst offensiv werden, weil es hier eine steigende Nachfrage der Werbewirtschaft gibt.

STANDARD: In nicht einmal viereinhalb Jahren geht es wieder um die Chefredaktion der "Kronen Zeitung". Interessant?

Fellner: Das ist für mich kein Thema - ich will wie bei News lieber etwas Eigenes machen. Abgesehen davon: Die Kronen Zeitung wird niemand so gut machen wie Herr Dichand selber. (DER STANDARD; Printausgabe, 21.8.2003)