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Unspektakulär im Elektronenmikroskop, aber tödlich gefährlich für Tier und Mensch.

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Wien/Guinea - Im afrikanischen Tropenwald lauert der Tod. Jäger erlegen dort Affen, kleine Antilopen und Stachelschweinen, verspeisen ihre Beute mit der Familie oder verkaufen sie als "Buschfleisch" am Markt. Für die Menschen ist das Wildbret eine beliebte Proteinquelle, doch manchmal haben Zubereitung und Verzehr fatale Folgen. Die Tiere können mit hochgefährlichen Krankheitskeimen wie Ebolaviren infiziert sein.

Gefährliche Virenstämme

Der Wissenschaft sind heute fünf verschiedene Stämme oder Spezies des Ebolavirus bekannt. Als erster wurde 1976 der Zaire-Stamm entdeckt, der damals im Kongo mindestens 280 Todesopfer forderte. Die meisten Ebola-Ausbrüche werden von diesem Virentyp verursacht. Auch die derzeit in Guinea grassierenden Erreger gehören zum Zaire-Stamm, erklärt die Tropenmedizinerin Esther Sterk von der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" in Genf gegenüber dem STANDARD. Weitere oft tödliche Varianten sind die Sudan- und die Bundibugyo-Ebolaviren. Der westafrikanische Ta-Forest-Stamm und das ostasiatische Reston-Ebolavirus dagegen scheinen für Menschen keine ernste Gefahr darzustellen.

Die Übertragung der Erreger erfolgt durch die Körperflüssigkeiten von infizierten Tieren und Menschen - Blut, Speichel, Sperma und dergleichen. Die Keime dringen über die Schleimhäute oder Verletzungen in den Körper. Eine kleine Schnittwunde zum Beispiel wird beim Zerlegen von Wild zum Risiko.

Ebola ist ein trickreiches Virus, sagt Esther Sterk. Es maskiert sich gegenüber dem Immunsystem und kann sich deshalb zunächst ungehindert ausbreiten. "Ehe man es bemerkt, sitzt es schon in allen Organen", betont die Expertin. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis 21 Tage. "Die meisten Patienten weisen nach ungefähr acht bis 14 Tagen die ersten Krankheitsanzeichen auf." Je mehr Viren bei der Infektion in den Körper gelangen, desto schneller passiert dies.

Unspezifische Symptome

Leider sind die anfänglichen Symptome nicht sehr spezifisch. Die Betroffenen bekommen zuerst Fieber, begleitet von Schwäche, Kopf- und Muskelschmerzen. Solche Beschwerden treten bei diversen Tropenkrankheiten auf. Später setzen Erbrechen sowie Durchfall ein. Im Endstadium kommt es bei den meisten Patienten innerlich und äußerlich zu Blutungen. Die Erreger haben dann bereits so viel Gewebe zerstört, dass die Blutgefäße undicht werden. Gleichzeitig tritt oft eine Koagulopathie auf, wie Esther Sterk erklärt. Die Gerinnungsfähigkeit des Bluts nimmt ab.

Die eindeutige Diagnose einer Ebola-Erkrankung erfolgt über Labortests. Ärzte und Pflegepersonal sollten deshalb bei ihrer Arbeit in entlegenen afrikanischen Regionen immer auf der Hut sein - zu ihrer eigenen Sicherheit. Regelmäßige Desinfektion und die Verwendung von Schutzkleidung, Gummihandschuhen und Atemmasken sind im Umgang mit Ebola-Verdachtsfällen Pflicht. "Wenn man die allgemeinen Vorsorgemaßregeln einhält, ist die Ansteckungsgefahr gering", sagt Sterk. Im Gegensatz zu Grippeviren sind Ebola-Erreger auch nicht über die Luft übertragbar. Eine Tröpfcheninfektion auf kurze Distanz ist allerdings möglich.

Ansteckend über den Tod hinaus

Die Mortalitätsrate von Ebola kann bis zu 90 Prozent betragen. Die meisten Betroffenen sterben knapp zwei Wochen nach Auftreten der ersten Symptome. Aber einige Patienten überleben die Erkrankung. Warum sie das Ebolavirus besiegen, ist allerdings noch nicht restlos geklärt. Die ursprüngliche Virendosis spiele mit Sicherheit eine Rolle, meint Sterk, ebenso wie der allgemeine Gesundheitszustand eines Infizierten. Für die Angehörigen von Ebola-Patienten bestehe auch nach deren Tod noch Gefahr, betont die Tropenmedizinerin. "Der Leichnam ist voller Viren." Deshalb müsse auf vielerorts verbreitete Trauerrituale wie Waschungen des Toten verzichtet werden. Eine rasche Verbrennung oder Bestattung in einem fest verschließbaren Leichensack ist am sichersten.

In der Nahrungskette

Über die genaue Herkunft der Ebolaviren haben Forscher lange gerätselt. Affen, darunter auch Schimpansen und Gorillas, sind zwar öfter an der Übertragung der Erreger beteiligt gewesen, doch sie sterben selber auch an der Krankheit. Die ursprünglichen Wirte, das sogenannte Virenreservoir, scheinen indes große, fruchtfressende Fledermäuse zu sein. Sie sind auch als Flughunde bekannt und kommen in großen Teilen Afrikas vor. Die Tiere tragen die Viren zwar in sich, erkranken aber nicht (vgl. u. a.: BMC Infectious Diseases, Bd. 9, S. 159).

Sie bilden gezielt Antikörper und halten die Keime dadurch in Schach. Der Mensch und andere Säuger sind demnach nur Fehlwirte. Die Ebolaviren können sich in ihren Körpern fast ungehindert vermehren. Eine starke Verbreitung in deren Populationen gelingt den Erregern gleichwohl nicht. Dafür töten sie einfach zu schnell. (Kurt de Swaaf, DER STANDARD, 8.4.2014)