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Die Kriegsfotografin Anja Niedringhaus ist tot, sie wurde in Afghanistan erschossen.

Foto: AP Photo/Peter Dejong

Kabul - Die bekannte deutsche Fotoreporterin Anja Niedringhaus ist in Ostafghanistan von einem Polizisten erschossen worden. Ein Polizeisprecher in der Provinz Chost sagte, ihre kanadische Kollegin Kathy Gannon sei schwer verletzt in ein Spital gebracht worden. Niedringhaus sei sofort tot gewesen. Beide arbeiteten für die US-Agentur AP und hatten jahrelange Erfahrung in vielen Konfliktgebieten.

Die New Yorker Associated-Press-Zentrale bestätigte den Tod der Fotografin. Inzwischen hat sich auch die deutsche Regierung in den Fall eingeschaltet. Die Botschaft in Kabul sei "mit Nachdruck um Aufklärung bemüht", sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes. Der Hintergrund des Vorfalls im Distrikt Tanai war zunächst unklar. Die beiden Reporterinnen waren zur Berichterstattung über die afghanische Präsidentenwahl an diesem Samstag nach Chost gereist.

Der Polizeisprecher sagte, die Frauen seien mit einem Wahlkonvoi in die Provinzhauptstadt Chost-Stadt gefahren. Sie hätten sich dann mit einem einheimischen Fahrer eigenständig weiter nach Tanai an der pakistanischen Grenze begeben, um von dort über die Wahl zu berichten.

Polizist an Checkpoint hatte auf Auto gefeuert

Der Schütze soll angeblich Kommandant eines Polizei-Checkpoints vor dem Büro des Distriktgouverneurs gewesen sein. Es handle sich um einen "sehr tragischen Vorfall". Das afghanische Innenministerium teilte mit, der Schütze werde verhört. Ein bei dem Vorfall anwesender freier Mitarbeiter von AP Television habe mitgeteilt, beide Frauen seien in einem Wagen in einem Wahlkonvoi gesessen, als ein Polizist mit den Worten "Allahu Akbar" (Gott ist groß) das Feuer auf sie eröffnet habe. Er wurde danach widerstandslos festgenommen. Der einheimische Fahrer blieb unverletzt.

Pulitzer-Preisträgerin

Niedringhaus arbeitete seit 2002 für die AP. 2005 gewann sie gemeinsam mit einem Team an AP-Fotografen den Pulitzer-Preis in der Kategorie Breaking News-Fotografie für ihre Berichterstattung aus dem umkämpften Falluja. Die 49-Jährige war die wohl bekannteste deutsche Kriegsfotografin und hatte große Erfahrung mit der Arbeit in Krisengebieten wie Afghanistan, Libyen, dem Irak und Bosnien. 2010 war sie in Afghanistan verletzt worden. "Anja war eine lebhafte, dynamische Journalistin, die wir alle wegen ihrer einfühlsamen Aufnahmen, ihrer Warmherzigkeit und ihrer Liebe zum Leben sehr mochten", erklärte AP-Chefredakteurin Kathleen Carroll in New York.

Seit 2002 mindestens 19 Journalisten in Afghanistan getötet

Im vergangenen Monat war ein schwedischer Reporter in Kabul auf offener Straße erschossen worden. Kurz danach war unter den Opfern eines Taliban-Angriffs auf das Serena-Hotel in Kabul ein afghanischer Reporter der französischen Nachrichtenagentur AFP, auch ein Großteil seiner Familie wurde getötet. Die Sicherheitslage in Afghanistan vor der Wahl ist extrem angespannt. Seit 2002 wurden nach Angaben von Reporter ohne Grenzen mindestens 19 Journalisten in Afghanistan getötet. Vor allem im Süden und Osten des Landes seien sie gefährdet. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Afghanistan auf Platz 128 von 180. (APA, 4.4.2014)