Andreas Mölzers Artikel "Österreich – ein Einwanderungsland?" in der Rubrik "Austria Perspektiven" in den "Kärntner Nachrichten", 3. Mai 1990. Mölzer spricht hier etwa von "Umvolkung" und "Volkstums- und Rassenkrawallen".

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Der Beitrag aus der "Aula" (6/1990) unter dem Pseudonym "F. X. Seltsam" gleicht jenem aus den "Kärntner Nachrichten" aufs Wort.

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Ein tendenziöser Artikel der Rubrik "Tagebuch einer Rassisten" (sic!) in Mölzers Blatt "Zur Zeit" über David Alaba ist ebenfalls gezeichnet mit "F. X. Seltsam".

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SOS Mitmensch und das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes erheben erneut schwere Vorwürfe gegen FPÖ-Spitzenkandidat Andreas Mölzer. "Wir können jetzt eindeutig belegen, dass Mölzer unter dem Pseudonym 'F. X. Seltsam' Beiträge veröffentlicht hat. Das ist jenes Pseudonym, unter dem vor knapp zwei Jahren im Mölzer-Blatt ein unappetitlicher rassistischer Artikel über David Alaba und seine Familie erschienen ist", sagt Alexander Pollak, Sprecher von SOS Mitmensch.

In besagtem Artikel von 2012 – betitelt als "Tagebuch einer Rassisten" (sic!) – über den österreichischen Ausnahmefußballer lästert ein "F. X. Seltsam" in bitterem Tonfall darüber, dass "die echten Wiener" nunmehr "so aussehen" wie der "pechrabenschwarze" David Alaba. Nur noch der Blick auf die Altersheime ließe erahnen, was "wirkliche Österreicher" und "echte Wiener" dereinst waren, so der anonyme Autor. Dem nicht genug, äußert sich "F. X. Seltsam" auch noch in herablassender Weise über die Eltern von Alaba und spottet über deren Herkunft und deren Gründe für die Migration nach Österreich. Das Wort "Österreicher" wird in Zusammenhang mit Alaba in dem Beitrag nur unter Anführungszeichen geschrieben.  Andreas Mölzer bestreitet, diesen Text geschrieben zu haben, und meint, das Pseudonym werde noch von jemandem anderen verwendet.

DÖW-Recherchen

Dank Recherchen des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes soll es nun den Beleg geben, dass Mölzer das Pseudonym "F. X. Seltsam" in der Vergangenheit immer wieder benutzt hat, um seine Gedankenwelten – etwa die Bezeichnung von Juden als "entartetes Volk" oder die Infragestellung des Verbots der Holocaust-Leugnung – anonym an die Öffentlichkeit zu bringen. Aufgeflogen sei Mölzers Tarnung, weil ihm im Jahr 1990 ein folgenschwerer Fehler passierte. Er veröffentlichte ein und denselben Artikel sowohl unter dem Pseudonym "F. X. Seltsam" im rechten Blatt "Die Aula” als auch unter seinem echten Namen in den "Kärntner Nachrichten".

"Mölzer hat in den vergangenen Jahren ein Doppelleben geführt. Der gleiche Mölzer, der der Öffentlichkeit weiszumachen versuchte, er sei zum seriösen Demokraten gereift, hat abseits des Scheinwerferlichts weiterhin seinen obskuren Gedankenwelten gefrönt. Dieses Doppelleben ist jetzt endgültig aufgeflogen", sagt Pollak.

Der Spitzenkandidat der FPÖ für die Europawahl war in letzter Zeit abermals durch rassistische Äußerungen aufgefallen. Sämtliche Regierungsparteien, zahlreiche NGOs wie SOS Mitmensch sowie die Israelitische Kultusgemeinde fordern jetzt Mölzers Rücktritt. (APA/Olja Alvir, daStandard.at, 1.4.2014)