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An vielen Flughäfen fallen Lufthansa-Flüge aus.

Foto: apa/Peter Kneffel

Frankfurt/Wien - Der Lufthansa droht ab Mittwoch das große Chaos. Einen Versuch, dieses abzuwenden, hatte es am Sonntag noch gegeben. Doch die Airline und die Pilotengewerkschaft Cockpit konnten sich nicht einigen. Cockpit fordert für die 5400 Piloten der Lufthansa mehr Geld und die Beibehaltung der betriebsinternen Frühpensionierung. Auswirkungen hat der Pilotenstreik bei der AUA-Mutter schon an diesem Dienstag: Laut einer Streichliste auf der Lufthansa-Internet-Seite fallen bereits rund 40 Flüge aus. Meist handelt es sich um Fernverbindungen, die Mittwochfrüh in Frankfurt oder München landen sollten.

Bisher konnten Flugzeugführer frühestens mit 55 Jahren und spätestens im Alter von 60 Jahren in Frühpension gehen. Die Bezüge bis zum Beginn der staatlichen Pension (mit 65 Jahren) wurden dabei aus der Übergangsversorgung bezahlt. Doch diesen Vertrag kündigte die Lufthansa zum Jahreswechsel, sie will ihre Piloten später in Pension schicken.

Weil sich am Sonntag bei den Gesprächen nichts bewegt hat, entschied die Gewerkschaft nun einen Ausstand von drei Tagen durchzuziehen - und das rund um die Uhr. Somit muss Lufthansa neun von zehn Flügen streichen, 3800 Flüge werden in diesen drei Tagen insgesamt ausfallen.

Betroffen sind auch die Billigtochter Germanwings und die konzerneigene Frachtgesellschaft Lufthansa Cargo. Nicht berührt vom größten Ausstand in der Geschichte sind die Töchter Austrian Airlines (AUA) und Swiss, da diese eigene Tarifverträge haben.

Geplant ist von Seiten der Airline, dass zumindest 500 Flüge auf kurzen und mittleren Strecken verkehren können. Dafür setzt die Lufthansa Piloten ein, die nicht bei Cockpit organisiert sind. In der Vorwoche waren am Donnerstag bei Warnstreiks rund 550 Flüge gestrichen worden.

Verärgert über die Eskalation ist Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens: "Ich bedaure zutiefst, dass die Vereinigung Cockpit nicht bereit ist, ohne Arbeitskampf und auf dem Verhandlungswege mit uns zu einer Lösung zu kommen." Alleine im Passagiergeschäft droht der Lufthansa ein Schaden in zweistelliger Millionenhöhe.

Ilona Ritter von Cockpit kontert: "Der von uns angekündigte Verzicht, die Osterferien nicht mit Arbeitskämpfen zu belasten, wurde anscheinend vom Management nicht als Zeichen unseres Verantwortungsbewusstseins gegenüber den Urlaubsreisenden verstanden. Wir lassen uns von Lufthansa nicht hinhalten."

Ab sofort können Passagiere im Besitz eines Lufthansa-, Swiss-, AUA- oder Brussel-Airlines-Ticket für Flüge am 2. bis 4. April von, nach oder über Deutschland einmalig kostenlos umbuchen.

AUA mit größeren Maschinen

Beim Flughafen Wien-Schwechat wird noch fieberhaft sondiert, wie viele Deutschlandflüge mit der Kranich-Airline vom Ausstand betroffen sind. Fluggästen wird empfohlen, sich auf den Homepages von Lufthansa und Flughafen Wien über den Status ihres Fluges zu informieren. Anders als in Deutschland rechnet man in Wien mit keinen gröberen Auswirkungen. "Die AUA hatte im Vorjahr einen Passagieranteil von knapp 50 Prozent in Wien, die Lufthansa kam auf fünf Prozent," sagte Flughafen-Sprecher Peter Kleemann dem Standard.

Die AUA, die vom Ausstand selbst nicht betroffen ist, will in den fraglichen Tagen dort, wo es möglich ist, größere Maschinen einsetzen. "Wir versuchen, trotz des Streiks bei der Konzernmutter möglichst viele Passagiere auf den Deutschland-Routen zu befördern, sagte AUA-Sprecherin Sandra Bijelic. Besondere Vorsicht sei bei Weiterflügen ab Deutschland und bei Code-Sharing-Flügen mit vierstelliger Nummer angebracht. Da könnte es zu Problemen kommen. (Birgit Baumann, Günther Strobl, DER STANDARD, 1.4.2014)