Wien - Die Strafanzeige des Fliegereiunternehmens Business Aviation Holding gegen die Flughafen Wien AG enthält harten Tobak. Wie berichtet erhebt die Jetalliance Technical Services GmbH (Jatec; eine Business-Aviation-Tochter) den Vorwurf, die Flughafenbetreiberin stelle überhöhte Rechnungen und komme der Inspektion der Brandmeldeanlagen nicht nach. Die Flughafen Wien AG wies dies scharf zurück. Jatec ist Mieterin der Flughafen AG, und selbige hat das Wartungsunternehmen wegen Mietzinsrückständen auf Räumung von Hangar 6 geklagt.

Zudem erheben die Anzeiger rund um Lukas Lichtner-Hoyer (er ist Geschäftsführer und Mitgesellschafter der Business Aviation) den Vorwurf der Untreue. Sie werfen der börsennotierten Flughafenbetreiberin vor, den Verkauf eines 74,9-Prozent-Anteils an der Jatec vereitelt zu haben. Die Flughafen AG habe "mit Erfolg Aktionen gesetzt, um potentielle Interessenten von der Abgabe eines Anbotes abzuhalten". Der Verkauf wäre für den Flughafen aber "wirtschaftlich sinnvoll", heißt es in der Anzeige.

Flughafen weist Vorwürfe zurück

Hintergrund dieser Behauptungen ist nicht nur der Streit um Hangar 6, sondern auch die Insolvenz der Jetalliance Holding AG im Jahr 2013. Sie hielt damals 74,9 Prozent an der Jatec - und die wollte der Insolvenzverwalter versteigern, die Angebotsfrist lief bis 18. Oktober 2013. Vier Tage davor habe die Flughafen AG in einem Schreiben an Anwalt Johannes Jarolim allerdings mitgeteilt, dass sie nicht vorhabe, den Mietvertrag für Hangar 6 mit einem Jatec-Käufer fortzusetzen. Warum Jarolim kontaktiert wurde, erschließt sich aus der Anzeige nicht.

Dasselbe teilte die Flughafen AG am 18. Oktober dem Insolvenzverwalter mit, man bestehe auf Rückgabe des Hangars. Und: "Um allfälligen Missverständnissen ... im Verkaufsverfahren ... vorzubeugen, informieren wir (darüber, Anm.) gleichzeitig die uns bekannt gewordenen Kaufinteressenten", ließ der Flughafen den Insolvenzverwalter Günther Viehböck wissen.

Damit war die Versteigerung obsolet. Viehböck zum Gläubigerausschuss Ende Oktober: Auf Grund des Schreibens der Flughafen Wien AG hätten "alle Interessenten bekundet, kein Anbot zu legen." Es sei davon auszugehen, dass die Beteiligung an der Jatec "nicht verwertet werden kann, weswegen auch der Sanierungsplan nicht mehr darstellbar" sei. Laut Anzeige habe die Flughafen Wien AG damit ihr ursprüngliches Vorhaben, den Mietvertrag weiterzuführen, "radikal" geändert und so die Chance auf eine Einigung im Mietenstreit reduziert.

Die Anzeige liegt nun bei der Staatsanwaltschaft Korneuburg. Die Flughafen Wien AG weist auch diese Vorwürfe zurück. (gra, DER STANDARD, 20.3.2014)