Bild nicht mehr verfügbar.

Maria Happel (li.) und Karin Beier: Die Burg ruft immer.

Foto: dapd/Hans Punz/Philipp Guelland

Für die Beantwortung der Frage, wer Matthias Hartmann als Burgtheaterdirektor nachfolgen soll, gilt zweierlei Maß. Als Erstes muss Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) einen interimistischen Geschäftsführer suchen, der im Verein mit "Kaufmann" Thomas Königstorfer den Laden schmeißt.

Da Ostermayer die betreffende Person bereits am 17. März präsentieren will, kann er nicht allzu weit in die Ferne schweifen. Einer Ausschreibung des Direktorenpostens müssen Sondierungen vorausgehen. Gleichzeitig rückt mit Macht der Zeitpunkt der Saisonpressekonferenz 2014/15 näher. Die wichtigsten Vertragsabschlüsse sind getätigt, nun müssen heikle Besetzungsfragen geklärt und Dispositionen getroffen werden.

Als schauspielendes wie als inszenierendes Burg-Ensemblemitglied ist Maria Happel mit den Gepflogenheiten des Hauses am Ring bestens vertraut. Kenner rühmen ihr ein gewisses Interesse für Leitungsfunktionen nach. Im vor kurzem entschiedenen Rennen um das Wiener Volkstheater spielte Happel hinter den Kulissen eine Rolle. Zurzeit ist sie in der Titelrolle der Mutter Courage zu sehen.

Ein Gentleman, der die Wiener Burg so gut kennt wie andere nicht einmal ihre Westentasche, ist der Dramaturg und Regisseur Hermann Beil. Beil (72), noch immer Direktionsmitglied des Berliner Ensembles, ist der Stadt Wien treu verbunden und Claus Peymanns rechte Hand. Inszenierungen führten ihn zuletzt u. a. nach Reichenau. Aufgrund von Anciennität und Fachverstand besitzt Beil, einst für das Wiener Josefstadt-Theater im Gespräch, Autorität auch gegenüber dem Ensemble.

Kurz- wie längerfristige Überlegungen mit Blick auf Meisterregisseurin Andrea Breth müssen von ihrer Gesundheit abhängig gemacht werden. Die mittelfristige Zukunft wirft auch andere grundlegende Fragen auf.

Die weithin von der Fama des Erfolgs begleitete Karin Beier hat sich kürzlich zum Burg-Konflikt geäußert. Ihre Intendanz am Hamburger Schauspielhaus hat die 48-Jährige gerade erst angetreten. Es scheint schwer vorstellbar, dass sie den großen Tanker gegenüber dem Hamburger Hauptbahnhof nach wenigen Monaten schon wieder verlässt. Auch wenn fast alle Intendanten von Rang eine Burgtheater-Ausstiegsklausel in ihrem Vertrag stehen haben.

"Wenn die Burg ruft, nimmst du an", äußerte einst der mittlerweile emeritierte Frank Baumbauer. Ein "Schüler" des Besagten ist Wilfried Schulz (62), der nach Stationen in Hamburg (als Chefdramaturg) und Hannover seit 2009/10 mit großer Umsicht das Staatsschauspiel Dresden leitet.

Weniger plausibel erscheint das Szenario, den Kärntner Martin Kusej vom Münchner Residenztheater loszueisen. Kusejs Programm beginnt dort erst zu greifen. (Ronald Pohl, DER STANDARD, 12.3.2014)