Die Gemeindewahlen in der Landeshauptstadt Salzburg haben bestätigt, was man spätestens nach den Nationalratswahlen im September vergangenen Jahres in den meisten urbanen Zentren des Landes beobachten konnte: Das bürgerliche Lager in den Städten zersplittert immer weiter.

In Wien beispielsweise hat dieser Trend schon seit längerem Fahrt aufgenommen. Seit Jahren graben die Grünen den Schwarzen in den Bezirken innerhalb des Gürtels Stimmen ab. In Salzburg ist diese Entwicklung schon gar nicht neu: Die grüne Bürgerliste und die ÖVP fischen seit Jahrzehnten in ähnlichen Wählersegmenten. Die Stärke der Stadt-Grünen, vulgo Bürgerliste, schwächt die Stadt-VP seit vielen Jahren. Und jetzt auch noch die Neos. Mit ihnen wird es auf dieser Seite des Wählerspektrums richtig eng. Dementsprechend hat der Wahlkampf in Salzburg vor allem zwischen Schwarzen, Grünen und Pinken stattgefunden.

Das Ergebnis von Salzburg - ÖVP, Grüne und Neos liegen innerhalb einer überschaubaren Bandbreite - ist von vielen lokalen Faktoren geprägt. Bei Kommunalwahlen ist das auch naheliegend. In Salzburg waren dies beispielsweise der scharfe Rechtskurs der ÖVP und die Verkehrsmisere, die sich durch den Ausbau der Mönchsberggarage zu verschärfen droht. Lokale Spezialfälle wie die Altstadtschützer-Protestliste "Bürger für Salzburg" trugen noch ein Scherflein zur Auffächerung der Bürgerlichen bei.

Allem Lokalkolorit zum Trotz: Die Entwicklung des bürgerlichen Lagers zeigt einen klaren Trend. Eine weltanschaulich eingeengt agierende ÖVP sieht sich im städtischen Raum mit einem Zangenangriff konfrontiert. Jung, studentisch, weiblich wählt Grün. Jung, wirtschaftlich erfolgreich und liberal wählt Pink. Das Salzburger Ergebnis ist für die ÖVP ein weiteres Zeichen an der Wand. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 10.3.2014)