Das erste Nokia-Smartphone mit Android: Das Nokia X.

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Noch-Nokia-Boss Stephen Elop bei der Präsentation des Nokia X.

 

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Das Nokia XL

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Was beim Auftauchen erster Berichte noch für ungläubige Reaktionen sorgte, wird nun Realität. Der zur Übernahme durch Microsoft anstehende Hardwarehersteller Nokia hat Montag früh seine ersten Smartphones mit Googles mobilem Betriebssystem Android vorgestellt: Das Nokia X, X+, und XL.

Modelle

Das Nokia X und X+ zeichnen sich zunächst durch einen 4-Zoll großen Bildschirm (IPS-LCD) bei einer Auflösung von 800 x 480 Pixel sowie eine 3-Megapixel-Kamera aus.  Als Prozessor kommt bei allen nun vorgestellten Smartphones ein Dual-Core Snapdragon S4 zum Einsatz, der mit 1 GHz getaktet ist.

Speicherplatz

Das Nokia X bietet 512 MB RAM und 4 GB lokalen Speicherplatz, der allerdings durch eine MicroSD-Karte erweitert werden kann. Das X+ zeichnet sich durch etwas mehr RAM (768 MB) aus, zudem liefert Nokia bei diesem Modell eine MicroSD-Karte mit 4 GB mit. Beiden gemein ist der Akku in der Größe von 1.500 mAh.

Größer

Etwas größer gibt man es beim Nokia XL: Dieses ist mit einem 5-Zoll-Bildschirm ausgestattet, begnügt sich aber trotzdem ebenfalls mit einer WVGA-Auflösung (800 x 480 Pixel). Weitere Unterschiede zu den beiden anderen Modellen: Das Nokia XL weist einen größeren Akku mit 2.000 mAh auf, die Rückkamera ist mit 5 Megapixel angegeben, und eine Frontkamera ist ebenfalls mit dabei. Das Gewicht ist mit 190 Gramm allerdings auch deutlich höher als bei den anderen beiden Modellen, die auf 129 Gramm kommen.

Alle genannten Geräte sind mit Dual-SIM-Support ausgestattet, und kommen wie von Nokia gewohnt in einer Reihe von kräftigen Farben. Rein äußerlich erinnern vor allem das X und X+ stark an das Lumia 520.

Abspaltung

Wie erwartet, nutzt Nokia eine eigene Android-Abspaltung, liefert in Folge also keinerlei Google-Anwendungen aus - was auch den offiziellen Play Store inkludiert. Stattdessen sollen Programme über den Nokia-eigenen App Store ausgeliefert werden, bei dem Android-Entwickler künftig ihre Apps zur Aufnahme beantragen können. Auch die manuelle Installation von Android-Paketen soll auf den Geräten der X-Serie möglich sein. Die gewohnten Google-Programme werden durch Microsoft und Nokia-Services ersetzt. Dazu gehören Here Maps und Nokia MixRadio, aber auch OneDrive und Skype

Alternativen

Aber natürlich sollen sich auch andere Android Apps - zumindest jene, die keine Google-Services verwenden - nutzen lassen. Für jene Programme, bei denen Änderungen nötig sind, bietet der Hersteller das "Nokia X Analyser Tool" für die Hilfe bei der Portierung an. Dazu passend offeriert Nokia eigene Android-APIs, mit denen geläufige, Google-spezifische Dienste in Apps ersetzt werden können. Dies betrifft vor allem das Location API, das im konkreten Fall dann Nokia Here nutzt, sowie ein eigenes In-App-Bezahlsystem und ein modifiziertes Benachrichtigungs-API. Neben dem Nokia Store demonstrierte das Unternehmen im Verlauf der Präsentation, dass sich auch andere alternative App-Läden wie der Yandex Store installieren lassen.

Android

Die von Nokia genutzt Androidbasis ist übrigens alles andere als aktuell:  Das beinahe zwei Jahre alte Android 4.1.2 hat man sich zur Vorlage genommen. Dies verblüfft insofern, da Google in den letzten Versionen einige Performanceverbesserungen, vor allem aber in Android 4.4 Optimierungen für Geräte mit weniger Hauptspeicher vorgenommen hat.

Interface

Beim Interface hat man sich einiges von Windows Phone abgeschaut. Entsprechend gibt es hier ebenfalls Tiles, um Apps zu starten und prominent Informationen darzustellen. Mit der "Fastlane" hat Nokia eine Art Journal der eigenen Aktivitäten gemischt mit aktuellen Benachrichtigungen entwickelt.

Start

Alle drei Geräte sollen weltweit verfügbar sein allerdings beginnend mit Schwellenländern und der Ausnahme von Nordamerika, Japan und Korea, wo man sich ganz auf die Lumia-Reihe konzentrieren will. Den Fokus auf den Low-End-Markt unterstreicht auch der genannte Preis: Das Nokia X gibt es umgehend für 89 Euro, das Nokia X+ kommt Anfang des zweiten Quartals für 99 Euro, und das Nokia XL soll im selben Zeitraum für 109 Euro erhältlich sein. Inkludiert sind hier jeweils 10 GB kostenloser Speicherplatz bei Microsofts OneDrive sowie ein Monat freie Anrufe ins Festnetz und auf Mobiltelefone von Skype aus.

Vermischtes

Nebenbei hatte Nokia noch diverse andere Neuigkeiten zu verlautbaren: So gibt es mit dem Asha 230 um 45 US-Dollar das bisher billigste Touch-Smartphone von Nokia. Zudem wurde mit dem Nokia 220 ein neues Feature Phone mit Internetanbindung und eigenen Twitter- sowie Facebook-Clients vorgestellt. Das Nokia 220 ist ab sofort ab 25 Euro erhältlich.

Zukunft?

Abzuwarten bleibt, ob Nokias Android-Experiment nicht nur eine kurze Anomalie in der Firmengeschichte darstellt. So dürften zumindest Teile von Microsoft über die diesbezüglichen Ambitionen alles andere als erfreut sein. Am Sonntag reagierte Windows-Phone-Chef Joe Belfiore reichlich unterkühlt auf diesbezügliche Reporter-Anfragen. Es gebe viele Dinge bei Nokia, von denen man begeistert sei - von anderen allerdings weniger.

Widerspruch

Nokia-Boss Stephen Elop sieht dies naturgemäß etwas anders: Es gebe bei Microsoft viele Leute, die von der Idee mittels Android Millionen neuer NutzerInnen für die eigenen Services zu gewinnen, angetan sind. Schon während der Präsentation hatte Elop versichert, dass dieses Jahr noch weitere Geräte der X-Serie kommen sollen. Welche Sichtweise künftig die Microsoft-Strategie prägen wird, wird schlussendlich Neo-Firmenchef Satya Nadella in den kommenden Monaten entscheiden zu haben. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 24.2.2014)