Die Kunststoffrohlinge werden bei Alpla in Toluca in die Maschinen eingesetzt und zu Flaschen aufgeblasen oder gestreckt.

Foto: Eric Frey

Danach werden sie im Labor auf Dichte und Reinheit getestet.

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"Hidden Champions", gut versteckte Weltmarktführer, sind eine Spezialität der österreichischen Wirtschaft. Aber kaum einer ist so unbekannt und gleichzeitig so erfolgreich wie Alpla. Das Familienunternehmen mit Sitz im Vorarlberger Hard produziert Kunststoffflaschen und -verpackung in 150 Fabriken in 50 Ländern und schafft mit Kunden wie Coca-Cola oder Procter & Gamble einen Jahresumsatz von mehr als drei Milliarden Euro. Diskretion ist Konzernpolitik: Alwyn Lehner, der Alpla 1955 gegründet hat, und seine Familie sprechen fast nie mit der Presse und verzichten - bis auf Sponsoring für ein Handballteam - auch sonst auf Publizität.

Feierliche Eröffnung

In Mexiko, wo Alpla seit 1991 aktiv ist, treten die Vorarlberger allerdings aus dem Schatten heraus. Die Eröffnung eines neuen Technikzentrums mit angeschlossener Lehrwerkstatt in Toluca, der auf 2600 Meter Seehöhe gelegenen Hauptstadt des Bundesstaates Mexiko, wurde vergangene Woche mit lokaler und österreichischer Politprominenz groß gefeiert. Denn abgesehen von der Verlagerung des Aluminiumformenbaus - dem technischen Herzstück der Alpla-Flaschenproduktion - nach Lateinamerika wird damit auch das deutsch-österreichische duale Ausbildungssystem für Lehrlinge erstmals in Mexiko systematisch angewandt.

Und diesen Exporterfolg wollten Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl ebenso wie der Gouverneur von Mexiko, Eruviel Avila Villegas, Nachfolger des neuen Staatspräsidenten Enrique Peña Nieto, entsprechend würdigen. "Sie kennen das Lied Give Peace a Chance", erklärte ein sichtlich begeisterter Wirtschaftskammerchef. "Wir sagen hier: 'Give Youth a Chance.' Dann hat auch Frieden eine Chance." Und Alwyn Lehner ließ sich per Video zuschalten, um im breitesten Vorarlbergerisch die Geschichte seines Unternehmens zu erzählen.

Alpla leistet mit seiner 850.000-Euro-Investition für die Lehrwerkstatt nicht nur ein Stück Entwicklungszusammenarbeit, sondern versucht auch sein eigenes Facharbeiterproblem zu lösen. Denn auch wenn die Qualität mexikanischer Arbeiter in den vergangenen Jahren gestiegen ist, fehlt den Absolventen der Berufsschulen jede praktische Ausbildung. Alpla will die Zahl der Mitarbeiter in Toluca, von wo ganz Lateinamerika mit Flaschenformen beliefert wird, von derzeit 850 auf 1000 aufstocken. Insgesamt beschäftigt der Konzern 2000 Menschen in Mexiko und Mittelamerika.

Gemeinsam mit der deutschen und einer mexikanischen Einrichtung sowie der Austrian Development Agency (ADA) wurde nun ein System entwickelt, bei dem bis zu 30 Teenager für die beiden Lehrberufe Kunststoffformgeber und Metalltechniker ausgebildet werden und sowohl ein mexikanisches als auch österreichisches Zertifikat erhalten.

Flaschen für Coca-Cola

80 Prozent der Zeit verbringen die Lehrlinge im Neubau gegenüber der alten Abfüllanlage, in dem seit erst zwei Wochen Formen gebaut, Flaschen produziert, neue Produkte entwickelt und im Labor getestet werden; die restliche Zeit in einer nahegelegenen Schule. Hochmoderne Maschinen spucken in wenigen Sekunden Plastikflaschen aus, die möglichst dünn und dennoch stabil sein müssen. Femsa, der größte Coca-Cola-Abfüller Mexikos, ist auch Alplas wichtigster Kunde.

Die Jobs bei Alpla sind beliebt, erzählt ein junger Mann mit Alpla-Shirt und -Kappe. "Wir lernen viel hier."

Für Alpla, das in Hard und anderen heimischen Standorten jedes Jahr hunderte Lehrlinge ausbildet, ist Mexiko Teil einer neuen globalen Ausbildungsstrategie. In Schanghai wird ein spiegelgleiches Modell für duale Ausbildung aufgebaut, das in einem Jahr fertig sein soll. Die verantwortlichen Manager pendeln derzeit aus Hard heraus ständig zwischen Amerika und Asien - Zeitunterschied vierzehn Stunden. (Eric Frey aus Toluca, DER STANDARD, 4.2.2014)

Die Reise nach Mexiko wurde von der Wirtschaftskammer Österreich bezahlt.