Bild nicht mehr verfügbar.

Großprotest in Kärrtorp.

Foto: EPA/ANDERS WIKLUND

Im Stockholmer Vorort Kärrtorp und in weiteren Städten Schwedens haben am Sonntag Zehntausende gegen Nazismus und Rassismus demonstriert. Sie reagierten damit auf die Aktivitäten Rechtsextremer, die in jüngster Zeit in dem Vorort öffentliche Gebäude mit Nazi-Symbolen beschmiert und am vorangegangenen Sonntag eine Kundgebung gegen Rassismus angegriffen hatten.

Prominente Künstler und Spitzenpolitiker von Parteien aus Regierung und Opposition schlossen sich der Veranstaltung in Kärrtorp an. "Hier geht es nicht um politische Blöcke oder Parteien. Hier zeigen wir Flagge für die Demokratie", sagte der sozialdemokratische Parteivorsitzende Stefan Löfven.

Laut einem aktuellen Bericht der Geheimpolizei Säpo haben Gruppierungen wie die Neonazi-Organisation "Schwedische Widerstandsbewegung" (SMR), die im Internet offen Adolf Hitler huldigt, in jüngster Zeit ihre Präsenz in Schweden verstärkt. Insgesamt ist die Aktivität gewaltbereiter Extremisten verschiedener Couleur markant gestiegen. So seien mindestens 75 Personen aus dem islamistischen Milieu aus Schweden nach Syrien gereist, um dort zu kämpfen. Zugenommen haben laut Säpo aber vor allem Konfrontationen zwischen Rechts- und Linksextremisten, die größte Bedrohung der Demokratie gehe derzeit vom Linksextremismus aus.

Für Aufmerksamkeit sorgen linksextreme Gruppen vor allem mit Angriffen auf Politiker der rechtspopulistischen Schwedendemokraten, die als einzige Partei im Reichstag eine Beschränkung der Einwanderung befürworten und in Umfragen ihre Position als drittgrößte Partei gefestigt haben. Mit Blick auf die Parlamentswahlen im kommenden Herbst intensivieren sie ihrerseits die Präsenz in Internetforen und etwa auf Twitter.

Für Missklänge sorgte im Vorfeld der Stockholmer Demonstration vom Sonntag der Unwille der Veranstalter, gewaltbereite linksextreme Gruppen ausdrücklich auszuladen. Es sei höchste Zeit, Neonazis Paroli zu bieten, summierte die Tageszeitung Expressen die machtvolle Aktion gegen rechts. "Wir alle, die wir an der Debatte teilhaben, müssen aber klar und deutlich Drohungen und Gewalt verurteilen - ohne Ansehen ideologischer Etiketts." (Anne Rentzsch aus Stockholm, DER STANDARD, 23.12.2013)