In Wien gelten Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) und sein Vize Hermann Schützenhöfer (ÖVP) als Rebellen innerhalb ihrer Parteien. Zu Hause in der Steiermark stehen sie selbst  heftig unter Beschuss – nach wie vor von einem Großteil der eigenen Bürgermeister.

Rund 40 schwarze und rote Bürgermeister und Gemeinderäte folgten als Gäste am Dienstag dem Sonderlandtag, in dem Zwangsfusionen von 85 Gemeinden, die sich per Volksbefragung gegen Zusammenlegungen gewehrt hatten, von SPÖ und ÖVP beschlossen wurden.

Das neue Gemeindestrukturreformgesetz sorgte auch bei FPÖ, Grünen und KPÖ noch einmal für scharfe, aber letztlich wirkungslose Kritik, da SPÖ und ÖVP eine Dreiviertelmehrheit haben. Während der Reden der Oppositionsparteien, die unisono betonten, nichts gegen "echte" Reformen zu haben, aber Konzepte vermissten, kam es zu Schreiduellen. Selbst Voves mischte sich von der Regierungsbank ungehalten ein.

Der grüne Abgeordnete Lambert Schönleitner monierte, dass Kritik des Bundesrechnungshofes zur tatsächlichen Einsparung durch Fusionen von der Regierung ignoriert wurde.

KPÖ-Klubchefin Claudia Klimt-Weithaler erinnerte Voves und Schützenhöfer daran, dass erstmals in der Geschichte steirische Bürgermeister bei der Nationalratswahl gegen die eigenen Parteien mobilisiert hatten: "Gibt Ihnen das nicht zu denken?" Ihr Parteikollege Werner Murgg versprach den Ortschefs im Auditorium, die stellvertretend für rund 120 Gemeinden gekommen waren, die KPÖ werde „alle Zwangsmaßnahmen rückgängig machen", sollte sie 2015 noch im Landtag sein.

Schützenhöfer quittierte die Kritik emotional: "Das ist der Neid derer, die nicht in den Reformzug eingestiegen sind!"

Ab 2015 soll es statt 539 nur noch 288 Gemeinden geben. Einige fusionieren auch freiwillig, weil sie Vorteile sehen. 50 bis 60 zwangsfusionierte Gemeinden wollen den Verfassungsgerichtshof anrufen. "Wir sind nicht nur wegen Fusionen da", so ÖVP-Bürgermeister von Markt-Hartmannsdorf, Otmar Hiebaum, ein Sprecher der Gemeindeinitiative, zum Standard, „auch wegen des Griffs in unsere Gemeindekassen für die Erhöhung der Parteienförderung".

Im Jänner wollen die Bürgermeister Parteiaustritte beraten. Treffen würden sie vor allem die ÖVP. FPÖ, Grüne und KPÖ werben bereits um die zornigen Ortschefs, wie beim gemeinsamen Pressegespräch der Opposition zu hören war. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 18.12.2013)