Das Chiligreen E-Board HT400 ist das jüngste 99-Euro-Tablet im Hofer-Sortiment.

Foto: derStandard.at/Pichler

Bei der Rückseite hat sich der Hersteller für Aluminium entschieden, was das Tablet wertiger wirken lässt.

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In puncto Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen. Lediglich die Lautstärkewippe und der Ein/Aus-Schalter "wabbeln" etwas.

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Trotz der dicken Ränder kann das Tablet noch komfortabel in einer Hand gehalten werden.

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Das Display liefert mäßige Kontraste und Helligkeit sowie Standardauflösung - durchaus akzeptabel für diese Preisklasse.

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Das Android-Interface ist weitestgehend unverändert, aufgrund seltsamer DPI-Einstellungen sind Icons und Zeichen jedoch ziemlich klein.

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Update: Die Aktualisierung scheint heruntergeladen zu werden, ein Installationsdialog öffnet sich jedoch nie.

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Absolut unbrauchbare Bilder liefern die beiden Kameras.

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Ab 9. Dezember hat der österreichische Diskonter Hofer kurz vor Weihnachten wieder ein Android-Tablet für 99 Euro im Angebot. Das E-Board HT400 kommt nicht wie üblich von Medion, einem deutschen Elektronikkonzern, der sich hauptsächlich im Besitz von Lenovo befindet, sondern von Chiligreen, einer Marke des Linzer Systemhauses S&T.

Für den Preis wird im Prospekt einiges versprochen. Die Rede ist von einem "leistungsfähigen Vierkern-Prozessor" und "brillianten IPS-Touch-Bildschirm" mit "perfekter Bildqualität" im "hochwertigen Aluminiumgehäuse". Der WebStandard hat den Siebenzöller vorab getestet.

Gut verarbeitet

In der eher unscheinbaren Verpackung findet sich neben dem Tablet ein Ladegerät, ein microUSB-Kabel sowie eine Displayschutzfolie. Das Gerät selbst misst 190 x 113 x 7,5 Millimeter und wiegt rund 275 Gramm.

Gemäß dem Versprechen stechen Verarbeitung und Materialwahl für ein Pad dieser Preisklasse positiv heraus. Die Alu-Rückseite schließt gut mit der Front ab, der Abstand zwischen Displayglas und Seitenabgrenzung ist winzig und bietet nur wenig Platz für etwaige Ansammlungen von Staub und Schmutz. Das Design des Gehäuses ist relativ generisch gehalten aber trotzdem nett anzusehen. Auffallend sind die eher dicken Ränder. Trotzdem ist das E-Board HT400 insgesamt recht kompakt und handlich.

Design

Hält man das Gerät in der Porträtansicht, findet man auf der oberen Seite eine Frontkamera, die eine Auflösung von 0,3 Megapixel liefert. Auf der Rückseite ist ebenfalls ein Aufnahmegerät verbaut, das Bilder mit zwei Megapixel aufnehmen kann und nicht über einen Blitz verfügt. Unterhalb des Displays sitzt der Lautsprecher.

Am oberen Rand wurden der Eingang fürs Ladekabel, der microUSB-Port, der microHDMI-Ausgang für externe Bildausgabe via Kabel sowie der Kopfhöreranschluss platziert. Auf der linken Seite sitzen die Lautstärkewippe und der Ein/Aus-Schalter, die einen etwas wabbeligen Eindruck machen. Gegenüber davon wurde der microSD-Slot untergebracht. Äußerlich überzeugt das 99-Euro-Tablet insgesamt klar.

Brauchbare Hardware-Basis

Die Hardware-Basis für das Tablet legt der ATM7029-Chip des chinesischen Herstellers Actions Semiconductor. Sie nutzt eine Quadcore-CPU mit 1,2-Ghz-Taktung, die auf einen GB Arbeitsspeicher zugreift. Man findet diese Hardware auch in einer Reihe von Tablets für den chinesischen Markt. In Sachen Performance liegen diese Geräte üblicherweise im Bereich der unteren Mittelklasse  – doch dazu später.

Mit acht Gigabyte ist der Onboard-Speicher ebenfalls der Preisklasse angemessen, circa sechs davon stehen tatsächlich zur Verfügung. Der Platz lässt sich via microSD-Karte erweitern. Vorinstalliert ist das mittlerweile über ein Jahr alte Android 4.1, die erste Iteration von "Jelly Bean" (unmittelbar vor Verkaufsstart wurden die Geräte auf Android 4.2.2 aktualisiert, siehe Update am Ende des Artikels). Konnektivitätstechnisch ist das HT400 stark eingeschränkt. Lediglich ein WiFi-Modul wurde inkludiert, nicht einmal Bluetooth gehört zur Ausstattung.

Mäßiges Display

Das Sieben-Zoll-Display zeigt Inhalte in 1.280 x 800 Bildpunkten an, was derzeit noch dem üblichen Standard für diesen Formfaktor entspricht. Preise für überragende Darstellungsqualität gewinnt der Bildschirm nicht, erweist sich doch die Farbdarstellung nur als mäßig kontrastreich und die maximale Helligkeit als mittelmäßig. Zusammen mit der doch starken Reflexion ist es im Freien bei Sonnenlicht kaum möglich, etwas abzulesen.

Bei horizontaler Neigung stellt sich schon relativ schnell eine leichte Verblassung ein. Aber auch hier gilt: Angesichts des Preisniveaus ist das Gebotene in Ordnung. Akustisch vollbringt das Chiligreen-Produkt ebenfalls keine Wunder. Die Wiedergabequalität des Mono-Lautsprechers ist unterdurchschnittlich. Das Gehörte ist von leisem Rauschen unterlegt und selbst in Maximaleinstellung ziemlich leise. Durch gute Kopfhörer erschallen Audiosignale weniger verzerrt, aber immer noch relativ dumpf, zumindest aber merkbar lauter.

Erfolgloser Update-Versuch

Während soweit alles im erwartbaren Bereich liegt, hat Chiligreen mit der Firmware einen echten Bock geschossen. Denn diese weist in einigen Belangen echte Probleme auf und nutzt bei weitem nicht das Potenzial der Hardware aus – im Gegenteil.

Doch eine Information vorweg: Getestet wurde das Tablet mit der Firmwareversion 3.0 laut Angaben in den Systemeinstellungen. Laut der (mies ins Englische übersetzten) Aktualisierungssoftware "Owl Upgrade" handelt es sich dabei nicht um die aktuellste Version. Diese ist laut dem Tool Version 3.1. Ein Einspielen des Updates war allerdings nicht möglich. Nach dem Start des Downloads für die Over-the-Air-Aktualisierung dauerte es über eine Stunde, bis sich der Ladebalken gefüllt hatte und die neue Software eigentlich installationsbereit hätte sein sollen.

Trotz mehrerer Versuche – nach einem Abbruch muss der quälend langsame Download von vorne begonnen werden – lieferte das Updatewerkzeug keinerlei Dialog für einen Start des Installationsprozesses, sondern zeigte weiterhin an, dass noch heruntergeladen würde. Ein Zustand, der sich auch nach mehreren Stunden des Wartens nicht besserte. Bei einem späteren Versuch wurde zwar das Update noch angezeigt, aber kein Download mehr gestartet. Eine Downloadquelle für die Aktualisierung zum Versuche eines lokalen Updates war nicht recherchierbar.

Performance-Probleme

Doch zurück zum Status Quo. Das Android-System des HT400 ist in puncto Oberfläche ident mit Stock Android – lediglich in die Navigationsleiste wurden zusätzlich Buttons für Lautstärkeregelung und Screenshots implementiert. Wer das System kennt, fühlt sich also sofort zu Hause.

Schon beim Wischen über die Homescreens, die Appliste oder dem Aufruf des Play Store wird aber anhand von Rucklern klar, dass etwas nicht in Ordnung ist. Eklatant sichtbar werden die Probleme, sobald ein bis zwei Apps bereits geöffnet sind oder im Vorfeld ein leistungshungrigeres Programm geöffnet wurde.

Hänger

Dann neigt das Gerät zu merklichen Hängern und reagiert teilweise erst wieder nach einer zweistelligen Sekundenanzahl. Dies kann so weit gehen, dass nach dem Abschalten des Bildschirms beim Wiederandrehen ebenfalls einige Sekunden verstreichen, ehe das Display sich wieder einschaltet. Friert das Tablet ein und man versucht zu oft, eine Aktion auszulösen, schließt sich die gerade verwendete App auch mal gerne. Generell benötigt das Tablet sehr lange, um die meisten Programme überhaupt zu starten.

Seltsamkeiten zeigen sich auch bezüglich der WLAN-Performance. Trotz Anzeige guten Empfangs schwankt der Datendurchsatz teilweise stark.

Kein Problem mit Full-HD-Videos

Dann wiederum gibt es einzelne Dinge, die gut funktionieren. Ein Full-HD-Video (MP4 @ 12.000 kBit/s, Audio 448 kBit/s) wurde abgesehen von zwei minimalen Verzögerungen problemlos flüssig wiedergegeben. Interessant ist der vorinstallierte Owl Player, welcher ein skalierbares, schwebendes Fenster anbietet und somit "echtes" Multitasking mit zwei Apps auf einem Screen ermöglicht.

Benchmarks

Dass die Software mit der Hardware noch so gar nicht zusammen spielt, machen auch die ermittelten Benchmarkwerte nachvollziehbar. Im Allroundtest Antutu erzielte das Chiligreen-Tablet rund 6.800 Punkte und liegt damit sogar noch klar unter dem Samsung Galaxy 2-Smartphone, welches nunmehr zwei Jahre alt ist.

Um zu erheben, ob es sich um ein Einzelproblem mit dem speziellen Benchmarking-Tool handelt, wurde auch mit dem Quadrant "nachgemessen". Dort zeigte sich ein ähnliches Bild. Rund 2.100 Punkte, mit Respektabstand zum 500 Zähler höher bewerteten Samsung Galaxy Nexus. Der HTML5-Leistungstest Vellamo stufte das Tab mit 880 Punkten ähnlich ein wie das ehemalige Google-Flaggschiff.

Im 3D-Test mit Epic Citadel (dessen Start über 30 Sekunden dauerte) war das Resultat mit 24 Bildern pro Sekunde aber eher der brustschwachen GC1000-GPU aus dem Hause Vivante geschuldet, denn der Firmware.

Miese Kameras

Kurz erwähnt seien auch noch die Kameras. Hier wäre es wahrscheinlich besser gewesen, nur ein Modul auf der Frontseite zu verbauen und dafür eines zu wählen, das einigermaßen brauchbare Qualität für Videotelefonie liefert. Denn die Frontkamera mit VGA-Auflösung ist wahrlich kein Augenschmeichler.

Dass ein ohnehin konnektivitätstechnisch stark beschränktes Tablet oft für Fotozwecke zum Einsatz kommt, ist unwahrscheinlich. Mit der vorinstallierten Hofer-Foto-App lassen sich Foto-Drucke in Auftrag geben. Angesichts der niedrigen Auflösung in Kombination mit dem fixen Fokus der rückseitigen Kamera sollte man für die mit dem Tablet erstellten Schnappschüsse davon lieber absehen.

Kein Marathon-Akku

Mit 3.000 mAh ist im HT400 auch nicht unbedingt ein Marathonakku verbaut. Angaben zur Laufzeit finden sich weder im Hofer-Prospekt, noch auf der Homepage der Handelskette. Soweit dies in der kurzen Zeit ermittelbar war, sind bei normalem Gebrauch (Fotos, Videos, Internet und "einfache" Apps) nicht mehr als drei bis vier Stunden Laufzeit zu erwarten.

Fazit

Wer ein 99-Euro-Tablet erwirbt muss naturgemäß mit Abstrichen rechnen, auch wenn dies aufgrund der Materialwahl und guten Verarbeitung hier auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist. Einschränkungen in Sachen Hardware finden sich beim Chiligreen E-Board HT400 etwa bei Display und Lautsprechern. An anderen Stellen sind selbst unter Beachtung des Niedrigpreises die Limitationen recht groß ausgefallen.

All dies wäre aber für Tablet im reinen Multimedia-Gebrauch daheim wohl verschmerzbar gewesen, würde die Firmware nicht schwer fehlerbehaftet sein. Der ATM7029-Chipsatz ist beileibe keine Highend-Plattform, reicht aber für die meisten Apps und Games normalerweise aus. Die mögliche Leistung wird von der instabilen Systemsoftware 3.0 bei weitem nicht erreicht und schränkt die Nutzbarkeit des Geräts schwer ein.

Allerdings besteht Hoffnung, das künftig mit einem Update (jenes auf 3.1 dürfte zumindest in Vorbereitung sein) nachgebessert wird. Wann dies geschieht und ob auf diesem Wege alle softwareseitigen Kritikpunkte ausgemerzt werden, bleibt abzuwarten. (Georg Pichler, derStandard.at, 08.12.2013)

Update, 09.12., 15:30 Uhr

Wie Seitens des Herstellers dem WebStandard mitgeteilt wurde, wurden die Tablets unmittelbar vor Auslieferung mit einer neuen Firmware auf Basis von Android 4.2.2 bespielt, die zum Testzeitpunkt für das verwendete Muster nicht verfügbar war. Die neue Firmware soll problemfrei laufen, Chiligreen hat Screenshots von Benchmarkdurchläufen mit Antutu (ca. 6.700 Punkte), Quadrant (ca. 2.550 Punkte) und Vellamo (ca. 1040 Punkte im HTML5-Test) vorgelegt, was jeweils eine signifikante Steigerung zu den mit der vorhergehenden Firmware ermittelten Resultaten darstellt.