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Von der Steuer betroffen wären beispielsweise Kartoffelchips, Nuss-Nougat Creme, Schokoriegel und viele Arten von Fastfood.

Foto: AP/Frank Augstein

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) fordert eine Kaloriensteuer auf besonders kalorienreiche Lebensmittel und sieht darin "endlich eine effektive Strategie gegen das weitere Ansteigen der Volkskrankheiten wie Adipositas, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen", so DDG Präsident Erhard Siegel.

Der bloße Appell an individuelle Verhaltensänderungen sei nachweislich gescheitert. Dem gegenüber seien deutliche Preissignale wie im Rahmen der Anti-Raucher-Kampagne wirksam: "Der Anteil der Jugendlichen zwischen zwölf und siebzehn Jahren, der zur Zigarette greift, hat sich in den letzten zehn Jahren halbiert", stellt DDG Geschäftsführer Dietrich Garlichs fest.

Auch die Alkopops, die sehr rasch mit einer Steuer belegt wurden, seien vom Markt fast verschwunden. Die Kaloriensteuer wäre damit ein Durchbruch für eine stärkere Verhältnisprävention in Deutschland, wie sie auf internationaler Ebene seit Jahren gefordert wird, und sollte nach Ansicht der DDG unbedingt in den Koalitionsvertrag aufgenommen werden. 

Mehr als 275 Kalorien je 100 Gramm

Dabei wollen die Experten den Vorwurf entkräften, mit den zusätzlichen Mitteln in erster Linie die Staatskassen füllen zu wollen. "Dies gelingt der Politik sicherlich am besten, wenn gesunde Lebensmittel in gleichem Ausmaß steuerlich entlastet werden", meinen Siegel und Garlichs. Der Schritt würde zusätzlich das Gesundheitssystem mittelfristig entlasten. Was im Interesse derjenigen sei, die auf eine gute medizinische Versorgung angewiesen sind.

Der Mehrwertsteuersatz in Deutschland liegt für Grundnahrungsmittel bei sieben, für Getränke und zubereitete Speisen bei 19 Prozent. Nun soll der halbe Mehrwertsteuersatz auf alle Lebensmittel aufgeschlagen werden, die mehr als 275 Kalorien je 100 Gramm aufweisen. Betroffen wären beispielsweise Nuss-Nougat Creme, Kartoffelchips, Schokoriegel und viele Arten von Fastfood. Sinnvoll wäre nach Ansicht der DDG eine Kombination der Kaloriensteuer mit einer Zucker- und Fettsteuer, die beispielweise auch stark zuckerhaltige Softdrinks erfassen würde.

"Zucker-Fettsteuern" gibt es bereits in Frankreich, Finnland, Ungarn und Mexiko. Weitere Länder diskutieren die Einführung. Dem Ernährungsbericht der Bundesregierung zufolge leiden in Deutschland 67 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen an Übergewicht. Fettleibigkeit ist ein Risikofaktor für viele Erkrankungen, darunter auch Diabetes mellitus, woran in Deutschland  über sechs Millionen Menschen leiden. Jedes Jahr kommen etwa 250 000 hinzu. (red, derStandard.at, 19.11.2013)