Die Gebärde Arzt in Österreichischer Gebärdensprache.

Foto: ServiceCenter ÖGS.barrierefrei

Im Spital sind sprachliche Barrieren problematisch. Dies gilt insbesondere für gehörlose Patienten. In einem Pilotversuch wird seit 7.Oktober ein Videodolmetschservice getestet.

Reibungslose Verständigung ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung. Die gilt auch für rund 10.000 gehörlose Menschen in Österreich. Für diese Gruppe ist die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) Mutter- bzw. Erstsprache. "Wenn gehörlose Menschen krank werden, kann der Arztbesuch zum Problem werden. Denn gebärdensprachkompetente Ärzte sind rar und Dolmetscher nicht immer rasch verfügbar", erläutert Helene Jarmer, Geschäftsführerin des ServiceCenter ÖGS.barrierefrei.

Gebärdensprache im Arztgespräch

In Gesundheitseinrichtungen gibt es unterschiedliche Lösungsansätze für sprachliche Kommunikationsprobleme. Oft werden Angehörige als Dolmetscher eingesetzt. Die Qualität der Kommunikation ist damit aber nicht garantiert. Mitunter sind Mehrfachuntersuchungen, fehlende Therapietreue und somit weitere Komplikationen die Folgen für die Patienten.

Das Pilotprojekt der Österreichischen Plattform für Patientensicherheit, des Instituts für Ethik und Recht in der Medizin, des Bundesministeriums für Gesundheit, des Zentrums für Translationswissenschaften und des ServiceCenter ÖGS.barrierefrei, setzt hier an: Dolmetscher müssen nicht persönlich vor Ort sein, sondern können per Video dem Arzt-Patientengespräch zugeschalten werden, um Kommunikation in der Muttersprache zu ermöglichen.

Neben Türkisch und BKS (bosnisch, serbisch, kroatisch) kann das Service in den Ambulanzen auch in der Österreichischen Gebärdensprache in Anspruch genommen werden.

Teilnehmende Ambulanzen

In Wien nehmen seit 7. Oktober zwei Spitäler des Krankenanstaltenverbundes (Semmelweis-Klinik, Rudolfstiftung) und das St. Anna Kinderspital an dem Pilotversuch teil. Bei der AUVA werden es das Lorenz-Böhler-Krankenhaus und das Meidlinger Unfallkrankenhaus sein.

In Niederösterreich wird Videodolmetschung in der Notfallaufnahme am LK St. Pölten und der psychiatrische Ambulanz des LK Neunkirchen angeboten. In Linz soll es die Notfallambulanz am AKH sein, die PVA will das System in ihrem Rehabzentrum in Felbring in Niederösterreich und bei der Landesbegutachtungsstelle (Pflege) in St. Pölten erproben. Weiters soll das System auch im steirischen KAGES-Krankenhaus in Leoben (Gynäkologie) getestet werden.

"Das österreichweite Projekt ermöglicht gehörlosen Menschen auch abseits der etablierten Gehörlosenambulanzen barrierefreie Arztgespräche und bestmögliche Behandlung", so Jarmer und fordert auch ein verflichtende Ausbildung in Krankenhäusern für den richtigen Umgang mit gehörlosen Menschen. (red, derStandard.at, 9.10.2013)