Der Highway 1 ist eine bessere Gegenverkehrsstraße mit breiten Banketten aus tiefroter australischer Erde.

Foto: Angelika Mandler-Saul

Vier Tage bin ich nun schon in Westaustralien mit dem Campervan unterwegs. Aus Erzählungen wusste ich, dass es hier lange und langweilige Strecken gibt - mit nichts zwischendrin. Und ich muss sagen: Genau so ist es.

Am ersten Tag stand bei mir ja noch der Pinnacles Nationalpark am Programm: Felsnadeln aus "Limestone" von Wind und Meer in der Eiszeit gebildet und heute durch eine "Self-Drive-Route" auch für Campervan Fahrer leicht befahrbar.

Man kann einen Tagespass erstehen und sich dann auf der sandigen Route auf den Weg machen. Dies ist auch für normale Fahrzeuge erlaubt (es braucht also keinen 4WD), aber gleich am zweiten Tag auf Sandpiste?

Reiche Tier-Welt

Viel Zeit zum Überlegen hatte ich nicht, denn ich wollte die Pinnacles unbedingt sehen. Und für meinen Mut wurde ich auch beim letzten Fotostopp belohnt: Ganz still hüpften zwei Känguruhs vor mir über den Weg, blieben nahe beim Auto im Gebüsch stehen und ließen sich fotografieren.

Seit dieser ersten Begegnung sind mir noch einige Tiere bei meiner Fahrt über den Indian Ocean Drive und den Highway 1 Richtung Norden über den Weg gelaufen: Emus, Kühe, Ziegen, Schafe und die "Spinifex Hopping Mouse". Erst sah ich nur ein kleines igeliges Ding mit riesigen Ohren über die Straße huschen, später in einem Visitor Center fand ich dann den Namen zu dem Tier.

Der Highway 1 ist eine bessere Gegenverkehrsstraße mit breiten Banketten aus der tiefroten australischen Erde, deren Farbe fast unwirklich schön ist. Die Eintönigkeit der Landschaft unterbrechen nur die Roadhouses (Tankstellen mit Übernachtungsmöglichkeit), die "scenic lookouts" (wenn man sie nicht verpasst) und die entgegenkommenden Fahrzeuge: Hier wird noch gegrüßt! Und es ist wirklich eine nette und angenehme Eigenheit der Autofahrer hier: Stundenlang wurde ich nicht überholt (daheim passiert mir das nie), dafür immer wieder nett gegrüßt: Hier hebt man lässig vier Finger vom Lenkrad.

Geduld und Zeit

Eines braucht man in Westaustralien aber auch noch, außer Geduld: Nämlich Zeit. Denn die Sehenswürdigkeiten sind nicht gerade wie am Perlenband aufgeschnürt. Und auch gemütliche Städtchen für die Abendgestaltung wird man vergebens suchen. Nach Perth war Geraldton die letzte größere Stadt auf meiner Route in Westaustralien. Dort habe ich nochmal das Nötigste eingekauft und mich dann auf den Weg gemacht Richtung Monkey Mia  - im Reiseführer als ein Höhepunkt Westaustraliens angepriesen; kann man dort doch wildlebende "Bottlenose"-Delphine in recht natürlicher Umgebung sehen. Allerdings ist das gleich mal ein "Abstecher" von saftigen 300 Kilometern und über vier Stunden Fahrzeit, bis man wieder am Highway ist.

Die meisten Besucher nehmen diesen Umweg in Kauf, um die Delphine in ihrer "interaction zone" zu erleben. Seit Jahrzehnten kommen die Delphine täglich in diese Bucht und können dort von den Besuchern, die schon um 7.30 Uhr morgens bis zu den Knien wartend im Wasser stehen, ganz nah beobachtet werden. Das ganze Event ist durchorganisiert wie in "Sea World" und man legt Wert darauf, möglichst naturnah zu agieren. Deswegen dürfen die Tiere auch nicht berührt werden, so aufgeregt die anwesenden Kinder auch danach kreischen mögen.

Ansonsten gibt es in Monkey Mia – nichts. Aber auch gar nichts. Strand und Delfine und einen vollkommen überfüllten Campingplatz, auf dem die Nächtigungsgäste wie auf einem Parkplatz im Shopping Center nebeneinander über Nacht "parken" dürfen. Denn viel mehr ist es nicht, zudem "unpowered". Da war dann ab 19 Uhr ordentliche Stille am Campingplatz.

"Under Construction"

Viel mehr Abwechslung gibt es aber auch auf den Highway Routen nicht: Tanken und ein "Flat White": australischer Cappuccino im Roadhouse, in dem ein Deutscher an der Kassa steht, oder ein kleiner Abstecher zum Shell Beach, der gänzlich aus sechs Meter hoch aufgetürmten Muschelresten besteht. Radioempfang gibt es außerhalb der Städte so gut wie gar nicht und die mitgebrachten CDs sind schnell "durchgehört".

Wer weiter in den Norden bis Broome, oder gar bis Darwin fährt, hat meistens einen 4WD gemietet und kann sich einige unterhaltsame Abstecher auf unbefestigte Pisten leisten. Campingsites gibt's hier an der Strecke nicht besonders viele: Carnavon hat zwar einige, die werden aber offensichtlich lieber von einheimischen Dauer-Campern okkupiert. Auf meiner Fahrt zu meinem geplanten "Umkehrpunkt" in Coral Bay machte ich dort nach einer langen Fahrt ermattet Station. Ja, ein nett am Fluss gelegenes Café gäbe es, aber das schließe um 15 Uhr. Vielleicht das am Kreisverkehr? Nein, der Strand sei gerade "under construction".

Aber Plantations gebe es hier. Ja, das interessiert mich und so fahre ich am späten Nachmittag noch den "Food Trail" ab: Vorbei an Bananenplantagen, Weinreben im Sand und mit riesigen Netzen geschützt, Obst- und Gemüsefeldern. Kurze Station mache ich in einem "home based small business", das sämtliche Produkte seiner Felder "handmade" verkauft. Eine harmlose, aber überraschend nette Unterbrechung meiner langen Tour in den Norden Westaustraliens auf den endlos scheinenden Highways. (Angelika Mandler-Saul, 23.09. derStandard.at)

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