"Geburtstagskind": Der neue "Tatort"-Fall aus der Schweiz.

Foto: ORF/ARD/Daniel Winkler

"Es werde Licht", sagt Kommissar Reto Flückiger einmal im neuen Fall Geburtstagskind, der Sonntag die Tatort-Sommerpause beendete. Ein dummer Witz, hatte er doch eben noch durch gezieltes Lichtabdrehen einen Verdächtigen dazu gebracht, böse die Treppe hinunterzustürzen. Berechtigterweise fand der das nicht witzig: "Oh Mann, das ist saugefährlich!" Auch sonst gab es wenig zu lachen. Im nebelverhangenen Luzern war die Welt ein Jammertal, dass es schlimmer nicht mehr ging.

Die Hauptfiguren: ein toter Teenager, schwanger. Ein fanatisch religiöser Stiefvater, dessen darstellerische Möglichkeiten sich hauptsächlich auf die Fähigkeit beschränkten, Menschen möglichst lange ohne Blinzeln anzustieren. Eine ehemals drogenabhängige Kindesmutter, die meist verhuscht unter ihren Ponyfransen hervorlugte. Ein ehemals drogenabhängiger Kindesvater, Typ einsamer, raubeiniger Outlaw.

Ohne Unterlass gab es Ärger, Frauen wurden niedergeschlagen, Kinder entführt, der Vorwurf sexuellen Missbrauchs geisterte durch den Fall. Selbst die Ermittler waren problembehaftet: Flückiger enthüllte seine verletzliche Seite, er selber hätte vielleicht auch gerne Kinder gehabt. Und Kollegin Liz Ritschard outete sich als ehemaliges "Problemkind".

Am Ende führte man den Mörder in Zeitlupe in ein improvisiertes Spurensicherungszelt, als wäre es sein Schafott. Man zeigte ihm die Blutspuren auf seinem Autositz - er stierte und brüllte. Das berührte nicht, es nervte. So wie das Blut im Licht der Spurensicherung zu weißen Flecken wurde, so unwirklich mutete das geballte Leid an. Aus dem Drama wird Kolportage. Als wäre das Elend von einem Nebel verhangen. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 19.8.2013)