Wien – "Liebe ist die größte Kraft", betont FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache gerne seit einiger Zeit. Das neue Mantra hat sich auch in der Plakatkampagne niedergeschlagen: "Liebe deine Nächsten" steht da auf den Großplakaten, mit denen die Freiheitlichen in den Intensivwahlkampf starten. Ganze 3000-mal sollen sie bis zum kommenden Wochenende in ganz Österreich aufgeklebt werden, zusätzlich zu zwei kleineren Plakaten auf 50.000 Kleinflächen und Dreieckständern.

Gemeint sind mit den Nächsten die Österreicher, erklärt Strache. Für die setze sich sonst nämlich keine der Parteien ein: SPÖ und ÖVP würden sich um die Brüsseler Bürokraten kümmern, die Grünen "lieben alles außer Österreich", und Frank Stronach sei vor allem an seiner Steuerschonung interessiert.

Die FPÖ werde nun einen "Positivwahlkampf" führen. FPÖ-Generalsekretär und Wahlkampfleiter Herbert Kickl bemüht sich zu unterstreichen, dass die FPÖ "keine Hassplakate" gemacht habe. Die FPÖ setze damit ihre im Frühjahr gestartete Gerechtigkeitskampagne fort. Gerechtigkeit und Nächstenliebe seien zwei wichtige Werte, ohne die eine Gesellschaft kaum funktionieren könne. Nächstenliebe sei auch nicht nur ein religiöser, sondern auch ein menschlicher Wert.

Evangelische Kirche: "Missbräuchliche Verwendung"

Der freiheitliche Begriff der Nächstenliebe stößt allerdings auf heftige Kritik der evangelischen Kirche. Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker und Oberkirchenrätin Hannelore Reiner werfen der FPÖ eine "missbräuchliche" Verwendung des Begriffes vor, die nichts mit dem christlichen Verständnis von Nächstenliebe zu tun habe. "Offenbar kann es die FPÖ nicht lassen, auf ihren Wahlplakaten auf religiöse Symbole zurückzugreifen", sagt Bünker. Nächstenliebe könne und dürfe nicht auf "unsere Österreicher" verengt werden, unterstreicht Reiner.

Für Diakonie-Direktor Michael Chalupka ist Nächstenliebe "keine Abstandsmessung, sondern eine Aufgabe, die sich Christinnen und Christen täglich aufs Neue stellen kann". Im christlichen Verständnis habe die Nächstenliebe einen viel weiteren Horizont als bei der FPÖ. "Die Frage ist nicht, wer ist uns nah, sondern, sind wir bereit, selbst zum Nächsten zu werden?"

Die Menschen würden spüren, dass er das, was er mache, "aus Leidenschaft und Liebe" mache, betont Strache. Die Wahl werde für SPÖ und ÖVP "kein kuscheliger Spaziergang", erklärt er und kündigt an, im Wahlkampf so viele Veranstaltungen wie möglich zu besuchen und alle TV-Konfrontationen zu bestreiten. Strache begibt sich ab heute, Montag, auf eine Tour durch die Bundesländer. (nik, derStandard.at, 12.8.2013)