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Wo früher Eis war, ist jetzt keines mehr. Das Zerbersten des Schelfeises kurbelt aber das Leben am Meeresboden an. Im Bild: Larsen-B-Eisschelf.

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Glasschwämme auf dem antarktischen Meeresboden. Vor allem diese Planktonfresser vermehrten sich rasant.

Foto: AP/Australian Antarctic Division,Martin Riddle

Bremerhaven - Erst vor wenigen Tagen brach vom antarktischen Pine-Island-Gletscher, der ins Meer kalbt, Schelfeis von der doppelten Größe Wiens, 720 Quadratkilometer, ab. Noch viel größer war das Larsen-B-Schelfeis an der antarktischen Halbinsel, das sich 2002 auflöste: 3250 Quadratkilometer. Und 1995 sorgte das 2000 Quadratkilometer große Larsen-A-Schelfeis, das während eines Sturms zerfiel, weltweit für Schlagzeilen. Nie zuvor hatten Forscher Schelfeis so schnell auseinanderbrechen sehen.

Nun haben Forscher den Meeresboden im Bereich des ehemaligen Larsen-A-Schelfes untersucht. Ihr Ergebnis: Die Lebensgemeinschaften am Meeresgrund der Antarktis reagieren deutlich schneller und umfassender auf den klimabedingten Zerfall großer Eisflächen als bisher angenommen. Der Zerfall des bis zu 200 Meter dicken Eispanzers sei für die Lebewesen so gewesen, als hätte sich der Himmel über ihnen aufgetan, erklären die Biologen. Wo zuvor Kälte, Dunkelheit und Futterknappheit regierten, kurbelte plötzlich Sonnenlicht das Planktonwachstum und somit die gesamte Nahrungskette an, berichten Forscher des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) im Fachjournal "Current Biology". Besonders Antarktische Glasschwämme hätten demnach profitiert.

Glasschwämme sind Tiere und ernähren sich von Plankton. Trotz Wassertemperaturen von minus zwei Grad verdreifachte sich die Zahl der Schwämme in wenigen Jahren. Sie werden bis zu zwei Meter groß und bieten mit ihren vasenähnlichen Körpern Versteck- und Laichmöglichkeiten für viele Meeresbewohner. "Schwämme bilden wie Korallen eigene Lebensräume. Sie fungieren in gewisser Weise wie Städte am Meeresgrund. Wo sie wachsen, ist immer etwas los", sagt Projektleiter Claudio Richter. (AFP/pum, DER STANDARD, 12.7.2013)