Dayli- Eigentümer Rudolf Haberleitner glaubt nach wie vor an den Einstieg eines Investors. Verhandelt werde u .a. mit Martin Zieger, bestätigt seine Sprecherin.
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Wien - Lieferanten der finanziell in der Bredouille steckenden Drogeriekette Dayli reißt der Geduldsfaden. Sie bringen heute Donnerstag einen Konkursantrag beim Insolvenzgericht in Linz ein. Dayli zahlte seit Wochen keine offenen Rechnungen mehr, die Gehälter für 3000 Mitarbeiter in Österreich sind ausständig. Die Umsätze fallen ob der sich leerenden Regale in den Keller. Nach Schätzungen des KSV1870 kostet der Weiterbetrieb der noch bestehenden 783 Filialen je Arbeitstag eine halbe Million Euro allein für Personal- und Sachaufwand. Jeder Tag, der weiter zugewartet werde, schmälere die verbliebene Substanz und damit die Chancen der Gläubiger auf Geld und einen gerichtlichen Sanierungsplan, teilte der Kreditschutzverband am Mittwoch mit.

Dieser vertritt 15 Zulieferer mit Außenständen bei Dayli von mehr als drei Millionen Euro. Insgesamt summierten sich offene Forderungen aller Lieferanten auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Die Galgenfrist für Dayli läuft am frühen Nachmittag aus.

Millionen-Verlust in der Bilanz

Im Zuge der Insolvenz werden weitere Abgründe bei Dayli transparent. Eigentümer Rudolf Haberleitner hat Einblicke ins Finanzgebaren bisher energisch verwehrt. Wie der Standard aus Unternehmenskreisen erfuhr, sollen in der Bilanz 2012 Verluste von rund 25 Millionen Euro stehen. Der Umsatz belaufe sich auf 280 bis 300 Millionen, geplant waren 400.

Haberleitner ist der deutschen Schlecker-Insolvenzverwaltung dem Vernehmen nach auch Teile des Kaufpreises schuldig, konkret 4,6 Millionen Euro. Dayli-Vorgänger Schlecker Österreich hat vom Masseverwalter der Muttergesellschaft 2012 ein Darlehen in Höhe von 28 Millionen Euro für Wareneinkäufe erhalten. Dieses sollte in Form des Verkaufspreises zurück nach Deutschland fließen.

Haberleitner ließ in seinen Bu- sinessplänen wissen, dass es im Zuge von Gegenrechnungen und nachträglichen Kaufpreisminderungen nie zur Gänze bezahlt werden müsse, sagen Insider. Er habe sich verpflichtet, den Rest in Raten innerhalb eines Jahres zu begleichen. Dieses Jahr ist nun um.

Ein großer Gläubiger neben den Deutschen ist der Glücksspielkonzern Novomatic, der Dayli ein Darlehen von zehn Millionen Euro gewährte. Haberleitner selbst hat als Investor der Handelskette Fragen nach dem von ihm eingebrachten Kapital stets vom Tisch gewischt, berichten Geschäftspartner. Sein Tenor: Eigenmittel seien unwichtig, es gehe allein um Liquidität.

Für die von der bevorstehenden Insolvenz betroffenen Mitarbeiter werden in allen Bundesländern Stiftungen eingerichtet, sagt Karl Proyer, Vizechef der GPA-djp. Für viele werde es nicht einfach sein, neue Arbeitsplätze im Einzelhandel zu finden. "Eine Filiale ist keine Baustelle, die fertig gebaut werden muss", ergänzt er in Anspielung auf die Alpine-Pleite. Er sei jedoch zuversichtlich, dass andere große Handelsketten einspringen werden. Auch die Gewerkschaft will rechtliche Schritte einleiten, sind die Juni-Gehälter nicht bis 11. Juli überwiesen.

Haberleitner "irritiert"

Haberleitner zeigt sich in einer Aussendung einer neu an Bord geholten PR-Agentur "irritiert" über den bevorstehenden Antrag. "Wir befinden uns gerade in einer entscheidenden Phase." Er verhandle mit Investoren und Banken und sehe immer noch die Chance, das Unternehmen ohne Insolvenz zu retten. Wie am Mittwoch berichtet, soll Haberleitner versuchen, Daily um den berühmten Euro an den Mann zu bringen. Konkret an Martin Zieger, einst bei Palmers, Charles Vögele und Hunkemöller. Es werde "unter anderem mit Zieger gesprochen", bestätigt eine Dayli-Sprecherin dem Standard. Wer Dayli kauft, müsste sofort bis zu 30 Millionen Euro hinblättern, sind sich Konzernkenner einig.

Neue Spekulationen gibt es rund um den Raub eines Geldkoffers in Italien. Gerüchte, wonach es sich bei der einen Million Euro, um die Haberleitner offenbar von Betrügern erleichtert wurde, um Falschgeld handeln soll, wurden bisher aber nicht bestätigt. (Verena Kainrath, DER STANDARD; 4.7.2013)