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Erste-Group-Chef Andreas Treichl macht ernst und will noch heuer das gesamte PS-Kapital zurückzahlen.

Foto: Reuters/Herwig Prammer
Grafik: Standard

Wien - Ende April hatte Erste-Group-Chef Andreas Treichl die "baldige" Rückzahlung des staatlichen Partizipationskapitals (PS-Kapital) angekündigt. Treichl hielt Wort: Am Montag, knapp zwei Monate später, folgten die Details. Im dritten Quartal soll das gesamte PS-Kapital von 1,76 Mrd. Euro (1,205 Mrd. Euro hat die Republik eingeschossen, 559 Mio. Euro kommen von Privatinvestoren) zurückgezahlt werden.

Ausschlaggebend für diese Entscheidung waren laut Angaben der Bank die Kosten, die für das PS-Kapital gezahlt werden müssen. Bisher haben die Zinsen acht Prozent betragen, ab nächstem Jahr wären 8,5 Prozent fällig gewesen. Bis Ende 2016 wäre der Zinssatz - und somit die finanzielle Last - auf 9,75 Prozent gestiegen. 98 Mio. Euro pro Jahr hat die Bank bisher an den Staat aus dem Titel "Zinsen auf das PS-Kapital" abgeliefert. Hinzu kommt, dass das PS-Kapital unter den Regeln von Basel III (soll ab 2014 schrittweise in Kraft treten) nicht mehr als Eigenkapital anerkannt wird.

Kapital aufbauen

Durch den Wegfall der jährlichen Zinszahlungen auf das PS-Kapital wird " die Fähigkeit der Erste Group gestärkt, Kapital zu bilden und die Kapitalquoten zu verbessern", heißt es in einer Aussendung der Bank. 2014 ergebe sich dadurch ein Bruttoeinsparungsbetrag von 149 Mio. Euro nach Steuern, 158 Mio. Euro sind es im Jahr 2015.

Gleichzeitig hat die Bank auch eine Kapitalerhöhung von 660 Mio. Euro für das dritte Quartal angekündigt. Damit soll die harte Kernkapitalquote (Tier-1) gestärkt werden. Bis Ende 2014 muss diese (laut Basel III) bei zehn Prozent liegen, aktuell gibt die Bank einen Wert von 9,6 Prozent an.

Die Aktionäre haben mit all dem keine Freude. Die Erste-Aktie sackte ab und notierte zeitweise um mehr als acht Prozent tiefer. "Wir sind enttäuscht, dass die Rückzahlung des Partizipationskapitals nicht wie vom Management versprochen ohne Aktienemission erfolgen kann", fasst Kepler-Chevreux-Analyst Dirk Becker die Stimmung zusammen.

Auch würden die Aktionäre eine Verwässerung durch die Ausgabe neuer Aktien nicht goutieren. Die Frage, ob die Erste-Stiftung (sie hält aktuell 20 Prozent) bei der Kapitalerhöhung mitzieht, blieb am Montag offen. Die Stiftung hatte zuletzt ihren Anteil bereits reduziert, um Schulden zu tilgen, die sie aus Aktienkäufen hat. Aktuell beträgt der Schuldenstand rund 770 Mio. Euro.

In der heurigen Generalversammlung der Stiftung am 10. Juni hatte ein Vorstandsmitglied noch gemeint, dass es im Moment nicht geplant sei, die Anteile an der Bank weiter zu reduzieren. Es wurde aber auch klar gemacht, dass sich die Stiftung nicht rühren kann - die Frage, wie sie ihren Anteil im Zuge der Kapitalerhöhung erhalten will, ist also offen.

Und noch eine schlechte Nachricht hatte die Bank auf Lager: Für 2013 rechnet die Erste Group nun mit einem Rückgang des Betriebsergebnisses von bis zu 5 Prozent. Zuvor wurde von einer stabilen Entwicklung ausgegangen.

Nach der Bawag (sie hat bereits 50 Mio. Euro PS-Kapital zurück bezahlt) ist die Erste Group das zweite Institut, das sich des staatlichen Einflusses entledigt. Das rückgezahlte Geld (ist ja ein Darlehen) verringert 2013 die Schulden des Staates. "Das ist mehr als positiv für die österreichischen Steuerzahler", betont Finanzministerin Maria Fekter. Das PS-Kapital hat dem Staat 2011 und 2012 jeweils 290 Mio. Euro an Zinszahlungen (aller Banken) gebracht.

Aus dem Bankenumfeld taucht ein anderer Plan für das rückfließende Geld auf: Es sollte doch gleich in einen Fonds für die Abwicklung von Banken eingezahlt werden. (red, DER STANDARD, 25.6.2013)