Eines der ersten viereckigen Radwegschilder in Wien. Hier kann, muss aber nicht auf dem Radweg gefahren werden.

Foto: christian fürthner/PID

Optional dürfen Radler auch die Busspur benutzen.

Foto: christian fürthner/PID

Wien - Der Radweg, der sich durch die Operngasse und die Margaretenstraße in Wien-Wieden zieht, ist als erster in der Bundeshauptstadt von der Benutzungspflicht ausgenommen worden. Seit einem Antrag der Grünen zur Öffnung der dortigen Busspur für Radfahrer seien vier Jahre und viel Überzeugungsarbeit bei SPÖ und Wiener Linien nötig gewesen, schreiben die Wiedner Grünen in ihrem Blog

Laut Barbara Neuroth von der Bezirksorganisation der Grünen hatte die Fraktion bereits 2009 einen entsprechenden Antrag eingebracht, weil der Radweg an die Grenzen seiner Kapazitäten gelangt war. Die Ausnahme von der Benutzungspflicht wurde nun von der Stadt abgesegnet. Sie gilt seit Mittwoch und nur stadtauswärts auf dem Abschnitt Karlsplatz bis Preßgasse.


Eine rot-grüne Arbeitsgruppe auf Bezirksebene habe sich zu Beginn des Jahres auf diese Regelung geeinigt, berichteten die Wiedner Grünen. Die Wiener Linien, die sich anfangs gegen die Pläne ausgesprochen hatten, lenkten schließlich ein.

"Sie hatten keine Ausreden mehr, weil Busspuren zuletzt in anderen Straßen ohne Radwege auch schon für Radfahrer geöffnet wurden", sagt Neuroth gegenüber derStandard.at. Entgegen den kritischen Stimmen seien auch dort Probleme zwischen Bussen und Radlern ausgeblieben.

Eckige Schilder signalisieren Wahlfreiheit

Möglich macht die Ausnahme eine Änderung der Straßenverkehrsordnung, die nach der letzten Novellierung im März in Kraft trat. Radwege, die mit eckigen Verkehrsschildern markiert sind, müssen anders als die rund beschilderten nicht befahren werden. Diese Option sei vor allem für kombinierte Fußgänger- und Fahrradwege vorgesehen, so Neuroth.


Bezirks-Vizechefin Barbara Neuroth vor dem neuen eckigen Schild

"Mit der Aufhebung der Benutzungspflicht erleichtern wir das Fortkommen auf der Operngasse für RadlerInnnen enorm. Geübte RadlerInnen können auf die Straße ausweichen, weniger Geübte haben dann mehr Platz auf dem Radweg", erklärte die grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou in einer Aussendung.

Um die Benutzbarkeit der Busspuren noch weiter zu verdeutlichen, soll nach dem Wunsch der Grünen auf dem betroffenen Fahrstreifen in der Operngasse und der Margaretenstraße neben den Wörtern "Bus" und "Taxi" auch das Wort "Rad" aufgebracht werden.

Sichere Radwege müssen nicht benutzt werden

Neue Farbe auf dem Boden setzten die Wiener Grünen erst am Donnerstag auch vor dem Westbahnhof durch. Dort wurden die ersten Radwege in einem Pilotprojekt grün angestrichen. Zehn Millionen Euro sind in den nächsten zehn Jahren für die Einfärbung der restlichen Wiener Radwege vorgesehen.

Dass viel Geld ausgegeben wird, damit Radler sicher auf Radwegen unterwegs sein können, und dann trotzdem gegen deren Benutzungspflicht angekämpft wird, ist für Neuroth kein Widerspruch: "In der Operngasse handelt es sich um ein Platzproblem", sagt die Wiedner Bezirksvorsteher-Stellvertreterin. In diesem Fall würde sich der Konflikt allein durch Farbe auf dem Asphalt auch nicht lösen lassen.

Kritik aus der Volkspartei

Anlassbedingte Kritik kam am Donnerstag aus dem Büro der Volkspartei im vierten Wiener Gemeindebezirk: "Die Wieden ist kein Versuchslabor für Radfahrexperimente", so VP-Obmann Philipp Meisel in einer Stellungnahme. Der Radweg in der Operngasse sei schließlich nicht überlastet.

Gefragt, ob diese erste Ausnahme von der Radwegbenutzungspflicht einen Dominoeffekt auf weitere Straßen in Wien auslösen könnte, sagt die grüne Neuroth: "Ich hoffe sehr." (Michael Matzenberger, derStandard.at, 17.5.2013)