Stellen wir uns vor, Niederösterreichs Landesfürst Erwin Pröll würde sämtliche Kreisverkehrsinseln am flachen Land plötzlich tiefschwarz kolorieren, damit die Autofahrer rechtzeitig ihr Tempo drosseln. Oder Wiens Bürgermeister Michael Häupl alle Öffis rot anstreichen, um die Verkehrssicherheit für die Fahrgäste zu erhöhen. Bei solchen Einfärbeaktionen würden die Grünen wohl sofort verdeckte Parteienwerbung samt Veruntreuung von Steuergeldern wittern, flugs Sondersitzungen in den Landtagen beantragen, und Aufdecker Peter Pilz würde zu alledem vielleicht sogar noch einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss verlangen.

Maria Vassilakou lässt nun Radwege auf dem Ring und dem Gürtel testhalber mit der eigenen Parteifarbe bepinseln, damit sich deren Benützer und die Fußgänger nicht mehr so oft in die Quere kommen. Am liebsten würde die Vizebürgermeisterin aber das ganze Radwegenetz von 1223 Kilometern grün eintünchen - um geschätzte zehn Millionen.

Geht's noch plumper, um auf grüne Errungenschaften als Verkehrsstadträtin aufmerksam zu machen? Warum nicht gleich die blau-weißen Parkpickerln für die Autofahrer mit dem grünen Parteilogo bedrucken und den dreispurigen A1-Abschnitt rund um Linz, wo man dank des grünen Landesrates Rudi Anschober auf einen 100er runterzubremsen hat, grün asphaltieren? Ganz einfach: weil es teuer ist, weil es schiach ist und weil sich unnötige Unfälle besser mit mehr Signalstreifen verhindern lassen. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, 17.5.2013)