Worin unterscheiden sich die Dressen? Einerseits Nikola Dovedan im Liefering-Dress, ...

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... andererseits Jonathan Soriano im Red-Bull-Salzburg-Dress.

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Nicht nur, wo Red Bull draufsteht, ist Red Bull drin, zumindest in Österreichs Fußballlandschaft. Und das hat einen guten Grund: Dem Salzburger Fußballverein ist die Regelung der Bundesliga ein Dorn im Auge, wonach "Amateurteams von Bundesliga-Klubs nicht in die zweite Leistungsstufe, die Heute für Morgen Erste Liga, aufsteigen dürfen". Um das zu umgehen, arbeitet Red Bull gleich an zwei Fronten.

Einerseits versucht man den nahestehenden Verein FC Liefering in die Erste Liga zu hieven, andererseits pusht man den in distanzierterem Verhältnis stehenden FC Pasching mit finanziellen Mitteln. Ziel ist es offensichtlich, ein Zweitteam in der zweithöchsten Spielklasse zu installieren, um dort aufstrebende Jung- und Akademiespieler reifen zu lassen. Im Gegensatz zu Amateurteams dürften dann aber Spieler nicht außerhalb des Transferfensters zwischen A- und B-Mannschaft verschoben werden.

"Kein beherrschender Einfluss auf Pasching"

Im Cup-Halbfinale kommt es am 7. Mai zum Duell zwischen RB Salzburg und Rapid-Schreck Pasching. Beide Teams werden von Red Bull finanziell unterstützt. Laut Ligabestimmungen dürfen Zweitteams am ÖFB-Cup nicht teilnehmen. Im Fall Pasching ist jedoch alles rechtens, wie Bundesliga-Sprecherin Claudia Jost derStandard.at bestätigt: "Betreffend den FC Pasching wurde vom zuständigen Komitee des ÖFB im Februar 2013 ein Verfahren eingeleitet. Im Zuge des Verfahrens konnte nicht nachgewiesen werden, dass die Red Bull GmbH beherrschenden Einfluss auf den FC Pasching ausübt. Daher wurde es aus Mangel an Beweisen eingestellt."

Pasching ist somit offiziell kein Zweitteam der Salzburger und darf im ÖFB-Cup antreten. Der frühere Bundesligist duelliert sich auch mit dem LASK um den Titel in der Regionalliga Mitte. Im Kampf um den Aufstieg in die Erste Liga geht es in der Relegation gegen den Meister aus der Regionalliga West. Und der könnte FC Liefering heißen.

Kein Red-Bull-Wappen auf Liefering-Dressen

Der FC Liefering ist ein inoffizielles "Farmteam" der Salzburger Bullen. Der Verein entstand aus der Umbenennung des USK Anif, spielt in der Red-Bull-Arena und tritt in Dressen an, die auf den ersten Blick wie jene von Red Bull Salzburg aussehen, bei genauerer Betrachtung aber nur täuschend ähnlich sind: Es fehlt das Wappen. Auch auf der Website von Red Bull Salzburg findet man den FC Liefering, in der Navigation prominent platziert zwischen der A-Mannschaft und den Jungbullen. So verwundert es nicht, dass selbst Liefering-Presseaussendungen von einer Mailadresse der Domain redbulls.com an die Medienhäuser gehen.

Will man bei Red Bull Salzburg Auskünfte über den "Red Bull-Kooperationsverein" Liefering einholen, wird man von Pressesprecher Christian Kircher mit dem Worten "Liefering ist ein eigenständiger Verein" an Christoph Iglhauser verwiesen. Iglhauser betont im Gespräch mit derStandard.at, dass es auf den Liefering-Dressen "kein Red Bull-Wappen" gebe, der FC Liefering auch "keine Bullen im Vereinslogo" habe und auch der Name Red Bull "nicht vorkommt".

Kooperation mit Pasching

Der FC Pasching wird von Red Bull gesponsert, trägt seine Heimspiele im Waldstadion zu Pasching aus und wird vom Ex-Red-Bull-Juniors-Trainerteam Gerald Baumgartner/Martin Hiden gecoacht. Geschäftsführer wurde Norbert Schnöll, der zuvor in Anif tätig war. Mit Yusuf Otubanjo, Lukas Katnik und Alexander Staudecker stehen drei Ex-Spieler von Red Bull in den Reihen der Oberösterreicher, zwei sind lediglich ausgeliehen. Ob die Spieler zum Einsatz kommen, sei "eine rein sportliche Entscheidung", sagt Schnöll auf derStandard.at-Nachfrage. Es handle sich beim FC Pasching um eine "sportliche Kooperation mit finanzieller Unterstützung von Red Bull", so Schnöll.

Das Engagement von Red Bull wird in Pasching nicht an die große Glocke gehängt. So haben sich durch das potente Sponsoring weder die Vereinsfarben noch die Dressen verändert. Rote Stiere auf den Dressen seien "kein Thema", sagt Schnöll. Auf der Website des Vereins wird Red Bull nicht als Sponsor angeführt, dass aber Red Bull der größte Vereinssponsor ist, "davon kann man ausgehen", bestätigt Schnöll.

Spielgemeinschaft RB Salzburg Amateure/FC Anif

Das Salzburger Amateurteam Red Bull Juniors wiederum bildete 2012 eine Spielgemeinschaft mit dem neu gegründeten FC Anif und spielt wie Liefering in der Regionalliga West. Liefering hat die beiden bisherigen Begegnungen mit 4:1 (auswärts) und 3:0 für sich entschieden. In der Tabelle führt Liefering zwei Punkte vor Austria Salzburg. Die Spielgemeinschaft FC Anif/RBS fungiert laut Kircher als Amateurteam von RB Salzburg. Seltsamer Weise gibt es weder auf der RB Salzburg- noch auf der Anif-Homepage irgendeinen Hinweis auf eine Kooperation oder Spielgemeinschaft.

Cup-Verwirrung

Liefering ist weder im ÖFB-Cup noch im Salzburger Landescup angetreten. Kurios dabei: 2012 will man erst am Spieltag "durch Zufall" erfahren haben, dass man im Landescup spielen sollte, wie der damalige Liefering-Teammanager Manfred Pamminger im Juli vergangenen Jahres zu verstehen gab. "Wir haben eigentlich gedacht, dass wir für den ÖFB- und Landescup nicht teilnahmeberichtigt sind", kommentierte Pamminger damals die Absage des Duells mit Union Hallein. Die Vereinsstruktur löst also sogar im eigenen Haus Verwirrung aus.

Die Konkurrenz beobachtet das Vorgehen von Red Bull genau, sieht es aber im Rahmen der Regularien. Juristisch betrachtet scheint gegen die Konstruktion auch nichts einzuwenden zu sein. "An dieser Stelle gilt es festzuhalten, dass es sich sowohl beim FC Liefering als auch beim FC Pasching um eigenständige Rechtspersonen laut Vereinsregisterauszug handelt", sagt Bundesliga-Sprecherin Jost.

Ball bei der Bundesliga

ÖFB-Pressesprecherin Iris Stöckelmayr verweist darauf, dass ein Aufstieg in die Erste Liga den Lizenzbestimmungen der Bundesliga obliegt. Die Bundesliga will sich im Vorfeld der Lizenzierung nicht äußern. Am Dienstag werden ohnehin Nägel mit Köpfen gemacht, wenn die Lizenzen vergeben werden.

Bekommen Liefering oder/und Pasching grünes Licht, ist in weiterer Folge auch ein Aufstieg in die Bundesliga nicht auszuschließen. Dann aber gäbe es nicht nur Meisterschaftsduelle mit RB Salzburg, die Bullen könnten auch für ein Kuriosum sorgen und vor ihrem inoffiziellen "Farmteam" Meister werden.

Den Lizenzantrag für die Erste Liga hat der FC Liefering jedenfalls fristgerecht eingebracht. Iglhauser ist zuversichtlich, dass die Bundesliga den Antrag absegnet: "Von unserer Seite spricht nichts dagegen." (Thomas Hirner, derStandard.at, 29.4.2013)