Wien - Wissenschaftler haben bei einer erst seit Kurzem in Österreich heimischen Stechmücken-Art erstmals einen Krankheitserreger nachgewiesen, der bei Vögeln malariaähnliche Zustände hervorruft. Die Entdeckung wurde im Fachjournal "Wiener klinische Wochenschrift" publiziert.

"Stechmücken waren früher nur lästige Störfaktoren. In Hinkunft wird man ihre Bekämpfung ernster nehmen müssen, weil wir akzeptieren müssen, dass auch sie Krankheiten übertragen können", erklärt Franz Allerberger von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Nach Meinung des Experten gebe es aber keinen Grund zur Panik. Das Ansteckungsrisiken sei zwar als "sehr, sehr gering" einzustufen, besitze aber dennoch "gesundheitspolitische Relevanz", ergänzt Allerberger.

Mehrere Neuankömmlinge

Die pannonische Fiebermückenart "Anopheles hyrcanus" ist nur eine von mehreren Neuankömmlingen in unseren Breiten. Der Stechmückenexperte Bernhard Seidel konnte zusammen mit Allerberger und Kollegen im Rahmen des Stechmücken-Überwachungsprogramms der AGES in den vergangenen Jahren auch die Japanische Buschmücke (Aedes japonicus) und die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) erstmals nachweisen. Je mehr exotische Stechmückenarten in Österreich heimisch werden, desto größer ist auch die Chance, dass sich exotische Krankheiten auch hierzulande verbreiten, sind sich die Experten einig.

Bei dem Träger des nun entdeckten Krankheitserregers handelt es sich um ein weibliches Exemplar von "Anopheles hyrcanus", das offenbar kurz davor Blut aufgenommen hat, in dem sich die einzelligen Parasiten - sogenannte Plasmodien - befanden. Die nachgewiesene Plasmodien-Art ist jedoch ausschließlich für Vögel gefährlich. 

Problematik akzeptieren

"Faktum ist, wir haben mit Anopheles hyrcanus nun auch in Österreich einen neuen potenziellen Überträger von Malaria. - Unabhängig davon, welche Plasmodie jetzt nachgewiesen wurde, belegt das einfach das Potenzial dieser Stechmücken, Malaria zu übertragen", erklärt Allerberger.

Für ihn ist denkbar, dass sich in der Gesellschaft zukünftig ein ähnliches Gefährdungsbewusstsein wie bei Zeckenbissen entwickelt. "Dass Zecken Krankheiten übertragen können, ist in Österreich heute akzeptiert, und diese Problematik muss man auch bei Stechmücken akzeptieren", so der AGES-Mitarbeiter.

Als Gesundheitsbehörde müsse man jetzt reagieren. Allerberger verweist in dem Zusammenhang auf die ersten beiden Fälle von West-Nil-Fieber in Österreich 2009. Außerdem gebe es seit 2012 über 2.000 Fälle von Dengue-Fieber auf Madeira, von wo aus die Krankheit auch den Sprung in 15 Länder des europäischen Festlands geschafft hat. Zwei Fälle wurden auch in Österreich verzeichnet.

Aufklärung ohne Panikmache

Um gegen Stechmücken vorzugehen, die solche Krankheiten übertragen können, empfiehlt Allerberger vor allem Aufklärung ohne Panikmache. In Gebieten der USA, wo das West-Nil-Virus verbreitet ist, würden Kinder bereits in den Volksschulen lernen, wo sich die Stechmücken ausbreiten und wie man vermeidet, dass sich in Siedlungsgebieten Brutstätten in stehenden Gewässern wie unabgedeckten Regentonnen, verstopften Dachrinnen oder herumliegenden Altreifen bilden.

Der Wissenschaftler betont zusätzlich die Relevanz davon, dass "alle Personen in Österreich Zugang zum Gesundheitswesen haben. Wenn etwa illegale Migranten keinen Zugang dazu hätten und Malaria-Plasmodien in sich tragen, wäre das ein Risiko." Weil in Österreich auch Menschen, die nicht versichert sind, gegen Malaria behandelt würden, sei hierzulande nicht mit der Etablierung von Malariaherden zu rechnen. In anderen Ländern sei der flächendeckende Zugang für alle Teile der Bevölkerung hingegen nicht immer gegeben, erklärt der Experte mit dem Verweis des Wiederauftretens von Malaria in Griechenland. (APA/red, derStandard.at, 15.3.2013)