Kleine Wohnungen, großer Gemeinschaftsbereich: Smart-Living-Haus von Heimbau.

Visualisierung: Geiswinkler & Geiswinkler

Smartes Wohnen im neuen Sonnwendviertel: Bei BWS ...

Visualisierung: Schreiner & Kastler

... und Heimat Österreich können Interessenten auf ein großes Angebot an kleinen Wohnungen zurückgreifen.

Visualisierung: BKK-3

Die letzten zehn, fünfzehn Jahre im geförderten Wohnbau waren geprägt von hohen Ausstattungsstandards in den Wohnungen, von Saunen im Erdgeschoß und von Swimmingpools am Dach. Das ist vorbei. Aufgrund der derzeit geringen Fördermittel und der gleichzeitig gestiegenen Baukosten in Österreich muss die gesamte Branche umdenken.

Um das Wohnen für die Masse auch in Zukunft leistbar zu machen, lautet das Motto der Stunde: Downsizing. Doch nachdem Reduktion erfahrungsgemäß nur schwierig zu vermarkten ist, haben sich die Bauträger etwas ganz Besonderes einfallen lassen und sprechen von "Smart Living". Und das kommt beim Kunden richtig gut an.

Drei Zimmer auf 70 Quadratmetern

"Bis vor kurzem hatte eine klassische Dreizimmerwohnung so um die 80 bis 85 Quadratmeter", erinnert sich der Wiener Architekt Markus Geiswinkler. "Beim smarten Wohnen kriegt man drei Zimmer schon auf 70 Quadratmeter unter. Und eine Zweizimmerwohnung auf 50 oder 55 Quadratmeter ist auch keine Seltenheit mehr." Zimmer werden kompakt gehalten, Erschließungsflächen werden auf ein Minimum reduziert, und beim Kochen kann man quasi schon auf der Couch Platz nehmen.

Derzeit plant Geiswinkler für den gemeinnützigen Bauträger Heimbau eine Art Wohnregal im Sonnwendviertel, also direkt im Hinterland des neuen Wiener Hauptbahnhofs, bei dem die Wohnungen wieder richtig klein und billig sein sollen. "Eine kleine, kompakte Wohnung zu planen ist kein Problem", meint der Architekt, "aber man muss beachten, dass man dem Bewohner im Gegenzug zur geringen Wohnfläche ein paar Schmankerln bieten muss."

"Die neue Bassena"

Beim smarten Wohnhaus in der Sonnwendgasse sind dies französische Fenster bis zum Boden, Abstellbereiche für Kinderwagen und Fahrrad direkt vor der Wohnungstür sowie extrabreite Laubengänge, die man auch als Gemeinschaftsterrasse nutzen kann. "Es geht um Begegnung und Kommunikation, ganz so wie bei der alten, klassischen Bassena in einem gründerzeitlichen Haus."

Doch nicht nur das Nutzungsangebot ist smart, auch die Flexibilität der einzelnen Wohnungen folgt dem Gebot der planerischen Klugheit. Anders als in den letzten Jahrzehnten üblich, sind Tragwerksstrukturen, Haustechnik und Wohnungsstruktur so beschaffen, dass jederzeit eine Nutzungsänderung möglich ist. Geiswinkler: "Wir denken dabei nicht nur an die Flexibilität für die nächste Mietperiode, sondern weit darüber hinaus. Es ist wichtig, dass ein heute geplantes Wohnhaus auch in 50 oder 60 Jahren noch nutzbar ist - sei es für Wohnen, Arbeiten oder irgendeine andere, neue Funktion."

Interessenten können sich auf einer eigens eingerichteten Homepage (Link siehe unten) über das Projekt und das Wohnungsangebot informieren. Für die 151 Wohnungen gibt es derzeit rund 600 Interessenten. "Das sind noch keine fixen Anmeldungen", meint Hermann Koller, Vorstandsmitglied bei Heimbau. "Wir versuchen lediglich herauszufinden, für welche Wohnungstypen und Grundrissvarianten sich die Menschen am meisten interessieren. Basierend auf diesen Daten werden wir das Projekt dann entsprechend fixieren."

Frage des Marktgeschmacks

Vorteil an dieser Vorgehensweise: Noch gibt es in Österreich im Bereich des sogenannten smarten Wohnens wenig Erfahrung. Mit dieser virtuellen Herantastung soll der aktuelle Marktgeschmack besser abgetastet werden. Koller: "Ich denke, dass wir in diesem Prozess den Gusto von 95 Prozent aller Interessenten treffen werden. Bei den restlichen fünf Prozent wird man in Form von Sonderwünschen immer noch nachjustieren können."

Alle Wohnungen werden mit Superförderung errichtet. Geplanter Baubeginn ist Anfang 2014, die Fertigstellung ist für Ende 2015 angepeilt.

Partizipativ und clever

Auch andere Bauträger sind auf die smarte Schiene aufgesprungen. Im Sonnwendviertel entsteht ein cleveres Wohnhaus nach dem anderen. Der Bauträger BWS plant in Zusammenarbeit mit s&s Architekten ein partizipatives Wohnprojekt, bei dem sich die Mieter nicht nur die Lage der Wohnung aussuchen können, sondern auch die Größe, Zimmeranzahl und Fensterkonfiguration sowie die zugehörige Balkongröße. Jede Wohnung ist ein Unikat.

"Natürlich ist der Planungsaufwand etwas höher als bei einem normalen Projekt", sagt Architekt Rudolf Szedenik von s&s. "Aber dafür können sich die Mieterinnen und Mieter direkt einbringen. Das stärkt die Mündigkeit des Bürgers. Und davon profitiert letztendlich die Gesellschaft." Auch hier sind die Wohnungen großteils kompakt gehalten. Entsprechend groß ist das Gemeinschaftsangebot.

Soziales Miteinander

Und Architekt Rüdiger Lainer plant für den gemeinnützigen Bauträger Heimat Österreich ein Haus mit leistbaren Garçonnièren und Kleinwohnungen. Eine Zweizimmerwohnung hat hier nicht mehr als 45 Quadratmeter. "Die nächsten Jahre werden sicherlich davon geprägt sein, günstigen Wohnraum für die breite Masse zu schaffen", meint Lainer, "ein gewisser Luxus darf dabei trotzdem nicht fehlen."

Luxus jedoch sei in diesem Fall keine Designer-Badezimmerarmatur und kein teurer Vollholzboden, sondern das Angebot fürs soziale Miteinander. "Kleine Wohnungen sind ein Muss, daran kommen wir nicht vorbei", sagt Lainer. "Die Begegnungsräume für die Gemeinschaft sind ein wesentlicher Aspekt, um in Zeiten der Reduktion dennoch fürs persönliche Wohlbefinden zu sorgen." (Wojciech Czaja, DER STANDARD, 27.2.2013)