Volkswagen hat sich über zehn Jahre Zeit gelassen. Doch nun steht das Einliter-Auto XL1 kurz vor dem Serienstart. Die angepeilte Kleinserie sichert nicht zuletzt zwei Weltrekorde

Und plötzlich ist es da, das sogenannte Einliter-Auto: Drei Anläufe und über zehn Jahre hat sich Volkswagen gegönnt, um den Öko-Flachmann von einem ambitionierten Showcar in Richtung Serienreife zu trimmen. Angesichts verschärfter Flottenverbrauchs-Limits scheint man in Wolfsburg jedoch die Schlagzahl erhöht zu haben: das 2011 präsentierte Concept Car XL1 wird käufliche Wirklichkeit, und das bereits bis zum Sommer. Zu erleben sind 0,9 Liter Durchschnittsverbrauch und ein ökologischer Fußabdruck im Baby-Format: 21 g/km CO2. Beides Weltrekord für Serienautos. Vor Publikum debütiert der Plug-In-Hybride beim Autosalon in Genf, also in gut zwei Wochen.

Foto: volkswagen

Wo in der Ur-Version L1 aus dem Jahr 2002 ein Einzylinder-Pumpe-Düse-Motor werkte, sorgt nun ein Zweizylinder-TDI mit 48 PS für Vortrieb, der von einem E-Motor mit 27 PS unterstützt wird. Maximales System-Drehmoment: 140 Nm. Die Maximal-Leistungen soll der Zweisitzer dank ausgefeilter Aeorodynamik jedoch nur selten abrufen: Eine abgeflachte Silhouette (1,15 Meter) besorgt dem Keil einen CW-Wert von 0,189. Auch das ein Rekord für ein Serienfahrzeug. Um auf flachem Geläuf konstant Tempo 100 zu halten, sind ergo nur 8,4 PS notwendig. Im Elektro-Betrieb schafft der XL1 einen Kilometer mit unter 0,1 kWh.

Foto: volkswagen

Verkehrshindernis ist der XL1 dennoch nicht: Der Sprint auf Tempo 100 wird in 12,7 Sekunden erledigt, Top-Speed: 160 km/h. Das rundgelutschte Kleid mit den markanten, gedeckelten hinteren Radkästen ist das Ergebnis konsequenten Leichtbaus, konkret einem Monocoque plus kohlefaserverstärktem Kunststoff. Die Verschlankung sorgt für gerade einmal 795 Kilo Leergewicht. Bei der Studie aus 2011 gewährleistete der 10-Liter-Tank 550 Kilometer Reichweite. Offizielle Angaben für die Serien-Version liegen noch nicht vor. Der rein elektrische Aktionsradius liegt übrigens bei 50 Kilometer.

Foto: volkswagen

Obwohl ein Karbon gewordener Spartaner, verzichtet der 3,89 Meter lange Sprit-Nipper nicht auf die einigermaßen spektakulären Flügeltüren. Rückspiegel gibt's übrigens nicht, stattdessen fokussieren Kameras den Hintermann.

Foto: volkswagen

Das Messerschmitt-Kabinenroller-Feeling der ersten Studie - dort saßen zwei Passagiere hintereinander - ist mit dem XL1 übrigens Vergangenheit. Jetzt wird klassisch nebeneinander gesessen, wenngleich die beiden Gestühle leicht versetzt positioniert sind.

Foto: volkswagen

Das Cockpit verspricht zumindest ein durchaus komfortables Vorankommen. Geschaltet wird ausschließlich automatisch per 7-Gang-DSG.

Foto: volkswagen

Gebaut in einer Manufaktur in Osnabrück ist der Silberling vorerst für eine Stückzahl von 50 Einheiten projektiert. Der Preis wird ebenso noch ausgetüftelt, in bundesdeutschen, gut informierten Fachmedien werden Zahlen zwischen 30.000 und 50.000 Euro kolportiert. Fix ist jedoch eines: der XL1 wird vorerst bloß per Leasing-Angebot unters Volk kommen. (Stefan Schlögl, derStandard.at, 21.2.2013, aktualisiert am 24.2.2013)

Link
Volkswagen

Foto: volkswagen