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Warren Buffett findet Geschmack an Heinz.

Foto: ap/Gene J. Puskar

Pittsburgh/Wien – "Ich habe es schon oft versucht." Investmentlegende Warren Buffett schmeckt das Ketchup von Heinz, betonte er im CNBC-Interview am Donnerstag. Noch mehr schmeckt ihm das Lebensmittelunternehmen, das die Traditionsmarke produziert. Der Milliardär übernimmt zusammen mit dem brasilianischen Finanzinvestor 3G die H. J. Heinz Company in Pittsburgh um 23 Milliarden Dollar (17 Mrd. Euro) und übernimmt darüber hinaus auch noch die Schulden des Unternehmens. In Summe ist der Deal mit 28 Mrd. Dollar bewertet und damit eine der größten Übernahmen in der Lebensmittelbranche.

Die beiden Investoren zahlen für die Übernahme der Traditionsmarke eine ordentliche Prämie an die bestehenden Eigentümer. 72,5 Dollar je Aktie erhalten die bisherigen Eigner, darunter viele wichtige US-Fondsgesellschaften, knapp 30 Prozent mehr als das Papier in den vergangenen zwölf Monaten durchschnittlich wert war. Am Mittwoch war der Schlusskurs noch 60,48 Dollar.

Heinz setzt aktuell jährlich 11,6 Milliarden Dollar um, zuletzt hat vor allem der Absatz in die wachsenden Schwellenländer zugenommen. Die Gewinne des Unternehmens beliefen sich im vergangenen Jahr auf über eine Milliarde Dollar.

Buffetts Unternehmen Berkshire Hathaway nimmt für den Kauf zwölf bis 13 Milliarden Dollar an Cash in die Hand. Damit hat der Investor Buffett noch immer mehr als 35 Milliarden Dollar an Barmitteln in seinem Unternehmen. Am Donnerstag sagte Buffett, dass er "für einen weiteren Elefanten" bereit sei. Damit meint der Großinvestor Übernahmen mit mehr als 20 Milliarden Dollar.

Starkes Übernahmejahr

Buffett und der brasilianische Milliardär hinter 3G, Jorge Paulo Lemann, sind bereits aktiv im Lebensmittelgeschäft. Berkshire ist der größte Anteilseigner von Coca- Cola. Lemann hält die Mehrheit an der Fastfood-Kette Burger King.

Der Ketchup-Deal ist der letzte in einer Reihe von Übernahmen und Fusionen weltweit. Laut Daten von Dealogic, die dem Standard vorliegen, sind seit Jahresbeginn Deals über 374,9 Milliarden Dollar abgewickelt worden. Damit ist der Start ins Börsenjahr 2013 der stärkste seit 2008. Damals gingen im selben Zeitraum Transaktionen im Wert von 431 Milliarden Dollar über die Bühne. Analysten der Royal Bank of Canada gehen in einer Einschätzung davon aus, dass die Heinz-Übernahme weitere Transaktionen im Lebensmittelsektor nach sich ziehen könnten.

Aktienstrategen an der Wall Street erwarten angesichts hoher Barmittel-Bestände und niedriger Bewertungen weitere Übernahmen. Zuletzt waren etwa die Cash-Bestände von Unternehmen im US-Leitindex S&P 500 auf über 1,5 Billionen Dollar gestiegen. Laut der US-Ratingagentur Standard & Poor's horten auch Europas börsennotierte Unternehmen so viel Bargeld wie noch nie: über 1000 Milliarden Euro. Curtis Arledge, Leiter der Vermögensverwaltung von BNY Mellon, rechnet damit, dass der Markt für M&A-Deals nach den jüngsten positiven Nachrichten an den Kapitalmärkten weiter "auftauen" werde.(Lukas Sustala, DER STANDARD, 15.2.2013)