Österreichs meistgehörte Radios.

Grafik: DER STANDARD

Wien - Am 1. April, und das ist kein Scherz, wird Privatradio in Österreich 15. Der Widerstand von ORF und auch Verlegern, gepaart mit rechtlich lässiger Medienpolitik, hielt dem Gebührenfunk lange Konkurrenz vom Leib, länger als in den meisten anderen Staaten der westlichen Welt. So sieht denn auch dieser Markt 15 Jahre danach aus.

Fast drei Viertel aller gehörten Radiominuten stammten auch im zweiten Halbjahr 2012 von ORF-Sendern. Maßstab dieser 74 Prozent Marktanteil (ein Prozentpunkt weniger als vor einem Jahr): Hörerinnen und Hörer ab zehn Jahren österreichweit, Montag bis Sonntag.

In der Werbezielgruppe der 14- bis 49-Jährigen schaffen die ORF-Radios gemeinsam noch beachtliche 66 Prozent Marktanteil, zwei weniger als ein Jahr zuvor (43 davon bei Ö3).

Das entsprechend kleinere Stück vom Markt können sich die Privatradios sichern, der Großteil von ihnen lässt Werbung von der RMS gemeinsam vermarkten.

In der Werbezielgruppe schaffen die von der RMS vertretenen Sender nun 31 Prozent Marktanteil, beim Publikum ab zehn Jahren sind es 24 - jeweils ein Prozentpunkt mehr als im zweiten Halbjahr 2011.
Die RMS errechnet zu den halbjährlichen Daten des Radiotests auch, welche der größeren Sender ihre Reichweiten bei den Hörerinnen und Hörern ab zehn Jahren signifikant steigern konnten und welche statistisch aussagekräftig abbauten. Die RMS selbst bescheinigt ihren Sendern gemeinsam und österreichweit ein signifikantes Plus von 26,8 auf 28,2 Prozent. 

Österreichs einziges Privatradio mit bundesweiter Lizenz konnte ebenfalls signifikant weiter zulegen: Kronehit steigerte seine nationale Reichweite von 10,7 auf 11,9 Prozent. 90.000 Hörer mehr.
Signifikant verloren hingegen nach dieser Berechnung Ö1 und das ORF-Radio FM4 beim Publikum ab zehn Jahren: Der Kultursender sank binnen eines Jahres von 9,4 auf 8,1 Prozent Reichweite. Das jugendlichste ORF-Radio verlor von 4 auf 3,4 Prozent österreichweit. 

Signifikant weniger Menschen ab zehn hörten in Oberösterreich FM4 (von 4,9 auf 3,1); Radio Arabella legte dort von 2,6 auf 4,4 zu.

Mehr statistisch relevante Veränderungen beim Publikum ab zehn entdeckte die RMS nicht, jedenfalls bei größeren Sendern. Und doch feiern sich praktisch alle Radios wie gewohnt als Sieger. Und ein Sonderfall ganz besonders: Florian Novaks Lounge FM steht, weil bisher in Wien nur auf einer befristeten Eventlizenz zu hören, nicht in der Senderliste, die Interviewer für den Radiotest eingangs abfragen. Befragte müssen Lounge also schon selbst extra nennen, damit der Sender in diesem Interview weiter abgefragt wird. Das taten immerhin 0,8 Prozent der Hörer ab zehn und 1,2 Prozent in der Werbezielgruppe in Wien.

ORF-Radiodirektor Karl Amon ist übrigens stolz darauf, dass Ö3 erstmals seit fünf Jahren den Abwärtstrend seiner Marktanteile nicht fortsetzt und einen Prozentpunkt zugelegt habe, sowohl beim Publikum ab zehn, als auch in der Werbezielgruppe. Er spricht da von der "eigentlichen Sensation" des Radiotests.

Signifikante Veränderungen in der Werbezielgruppe

A propos jüngere (Werbe)Zielgruppe: Hier noch die laut RMS-Rechnung signifikanten Veränderungen bei den 14- bis 49-Jährigen gegenüber dem zweiten Halbjahr 2012:

  • FM4 verlor hier österreichweit signifikant von 6,4 auf 5,4 Prozent und in Oberösterreich von 7,9 auf 4,8 Prozent Tagesreichweite.
  • Das ORF-Regionalradio Tirol sank in seinem Bundesland signifikant von 27,6 auf 21 Prozent.
  • Das ORF-Regionalradio Vorarlberg verlor nach dieser Berechnung von 27,7 auf 22,3 Prozent.
  • Die RMS berechnet für ihre Sender - gemeinsam - in Vorarlberg ein signifikantes Plus von 29 auf 35,1 Prozent.

(Harald Fidler, DER STANDARD, 1.2.2013)