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Steve Ballmer soll alle Manager verdrängt haben, von denen er sich bedroht fühlte

Foto: apa

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, erhebt ein ehemaliger Microsoft-Manager in einem Buch Vorwürfe gegen Microsoft-Chef Steve Ballmer. So soll dieser laut Joachim Kempin zwar nicht besonders gut geeignet für die Position als CEO sein, er halte aber daran fest und lasse keinerlei Zweifel an seiner Autorität zu. 

Wechsel an Führungsspitze ausschlaggebend

Kempin, der von 1983 bis 2002 im höheren Management bei Microsoft tätig war, sieht den zukünftigen Erfolg von Microsoft nur im Falle eines Managementwechsels. Dazu würde auch ein Wechsel an der Führungsspitze gehören. Bereits 2011 hat der Investor David Einhorn vorgeschlagen, Steve Ballmer gegen einen anderen CEO auszutauschen. 

Abrechnung

Laut Reuters verließ Kempin Microsoft 2002 nach einer Kartellklage der US-Regierung, die dem Unternehmen eine aggressive Vertragspolitik mit PC-Herstellern vorwarf. In seinem Buch "Resolve and Fortitude: Microsoft's secret power broker breaks his silence", das am Dienstag in den USA erscheinen soll, rechnet der ehemalige Senior Vice President mit dem Führungsstil von Ballmer und dem Management im Unternehmen ab. Eine Kopie des Buches sei bereits an Ballmer und Bill Gates verschickt worden.

Ballmer bedroht

Ballmer soll vor allem Manager von ihren Positionen verdrängt haben, die das Potential gehabt hätten, ihn von seinem Thron zu stoßen. Einer der ersten, die dies zu spüren bekommen haben, soll Richard Belluzzo gewesen sein. Der ehemalige HP-Manager wurde nach dem erfolgreichen Start der Xbox zum Chief Operating Officer, verließ das Unternehmen allerdings nach 14 Monaten wieder, da Ballmer enormen Druck auf ihn ausgeübt haben soll. Ballmer habe sich von Belluzzos Erfolg bedroht gefühlt und habe um seinen eigenen Posten gefürchtet, so Kempin. Nach Belluzzo sollen noch weitere dem gleichen Schicksal erlegen sein, als jüngstes Beispiel wird Ex-Windows-Chef Steven Sinofsky genannt.

"Alle Gelegenheiten ausgelassen"

Kempin hat angeblich bereits vor zwei Jahren seine Bedenken über den Führungsstil direkt mit Ballmer besprochen. Passiert sei danach allerdings nichts. In Kempins Buch geht es auch darum, wie Microsoft zwar die Zukunft der Technologie-Welt vorhergesehen hat, die Führung in den Bereichen Tablets und Smartphones allerdings dann doch anderen Unternehmen wie Apple überlassen hat. "Microsoft hat alle Gelegenheiten dazu ausgelassen, als ich noch im Unternehmen war", so Kempin. 

"Generation Facebook"

Auch der Abstieg der PC-Sparte sei auf schlechtes Management mit Hardware-Herstellern zurückzuführen. Doch die größte Kritik übt Kempin an Ballmer: "Microsofts Vorstand stellt Leute an, um das Unternehmen zu verwalten, nicht, um es zu führen", so Kempin. Es brauche laut ihm einen jüngeren Chef, der die "Generation Facebook" und die mobile Community verstehe und nicht jemanden, der aggressiv auf der Bühne steht und die nächste Windows-Version präsentiert. (red, derStandard.at, 22.1.2013)