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Harvard-Genetiker George Church denkt an die Wiedererschaffung des Neandertalers (im Bild die Nachbildung eines Neandertaler-Schädels im Museum der kroatischen Stadt Krapina).

Foto: REUTERS/Nikola Solic

Hamburg - Für etwas zeitverzögerte internationale Aufregung sorgt ein Interview, das der Genetiker George Church vergangene Woche dem deutschen Nachrichtenmagazin "Spiegel" gab. Der Harvardforscher, der als Pionier der sogenannten synthetischen Biologie gilt, skizzierte unter anderem seine Vision, den Neandertaler wieder zu erschaffen.

Der heute 58-Jährige rechnete sich gute Aussichten aus, diese Wiedergeburt noch zu erleben. Da nämlich die DNA des ausgestorbenen Menschen-Verwandten weitgehend bekannt sei, könnte man menschliche Zellen im Labor nach und nach denen eines Neandertalers angleichen - und zwar mit einer Technik, die Church gerade in seinem Labor entwickle.

Als Leihmutter für den so erschaffenen ersten Neandertaler-Klon gelte es, "einen abenteuerlustigen weiblichen Menschen" zu finden. Im letzten Schritt könne man dem Klon weitere künstlich erzeugte Artgenossen zur Seite stellen, sodass am Ende "eine Art Neandertalkultur" entstehe.

In fast allen Ländern ist das Klonen von Homo sapiens zwar verboten; für Neandertaler gibt es allerdings keine entsprechenden Regelungen. Dennoch zeigen sich Bioethiker in ersten Reaktionen kritisch bis entsetzt: Neben den völlig unabsehbaren gesundheitlichen Risiken für Klon und Mutter geben sie unter anderem zu bedenken, dass unklar sei, ob und wie Neandertaler in die moderne Welt passen könnten. (tasch, DER STANDARD, 22.1.2013)